Erhebung in den Meisterstand.

Erhebung in den Meisterstand. (Foto: © Stefan Sämmer)

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Hörakustiker feiern 263 neue Meister

Nachwuchs: Handwerker aus ganz Deutschland nahmen in Mainz ihren Meisterbrief entgegen.

Die Meisterbriefe lagen alle vor, Schnittchen und Sekt standen bereit. Doch im Mainzer Kulturzentrum mussten sich die 263 Jungmeister des Hörakustiker-Handwerks aus ganz Deutschland in Geduld üben, bis sie endlich die Urkunden in Händen halten und am Büfett herzhaft zulangen durften. Denn eine Meisterfeier will, so fordert es die Tradition, in einem würdigen Rahmen mit festlichen Reden begangen werden.

Deutschlands oberster Handwerker bei der Meisterfeier

Dass die Ansprachen dem einen oder anderen womöglich etwas zu viel Zeit in Anspruch nehmen würde, befürchtete Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, der als Festredner in die rheinland-pfälzische Hauptstadt gekommen war. Er sei "das letzte Hindernis vor dem langersehnten Meisterbrief", beruhigte er scherzhaft die Anwesenden, die sich aber geduldig zeigten und den Grußworten mit Interesse folgten. Schließlich ist es keine Selbstverständlichkeit, dass "Deutschlands oberster Handwerker" zu einer Meisterfeier kommt.

Eine kleine Gruppe der insgesamt 263 Jungmeister des Hörakustikerhandwerks feiert die bestandene Meisterprüfung. Foto: © Stefan SämmerEine kleine Gruppe der insgesamt 263 Jungmeister des Hörakustikerhandwerks feiert die bestandene Meisterprüfung. Foto: © Stefan Sämmer

Eine Ehre, die die Jungmeister des Jahres 2021 verdient haben. Denn wer den Meisterbrief erhalten will, hat schon unter normalen Bedingungen mit einer Doppelbelastung zurechtzukommen: Neben der täglichen Arbeit muss gelernt und die Prüfung absolviert werden. Diese Herausforderung ist in den vergangenen zwei Jahren noch größer geworden. Schließlich waren zusätzlich die Auswirkungen der Pandemie zu bewältigen. "Corona gibt den Takt vor", betonte Wollseifer. Zeitweilig sei nicht klar gewesen wie der Ausbildungsgang zu Ende gehen würde. In diesem "Ausnahmezustand" hätten die Jungmeister starke Nerven gezeigt – eine "Meisterleistung".

Sicherstes Wertpapier der Welt

ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer würdigt die Leistung der jungen Meister. Foto: © Stefan SämmerZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer würdigt die Leistung der jungen Meister. Foto: © Stefan Sämmer

Dem mochten Marianne Frickel, Präsidentin der Bundesinnung der Hörakustiker (biha), und Hans-Jörg Friese, Präsident der Handwerkskammer Rheinhessen, nicht widersprechen. Ganz im Gegenteil: "Das verdient unsere besondere Anerkennung", betonte etwa Frickel mit Blick auf die in der Pandemie gestählten Meister. Friese, dessen Kammer die Meisterfeier organisiert hatte, wagte bei seinem Glückwünschen einen Blick in die Zukunft: "Sie können jetzt neue Pläne angehen." Mit dem Meisterbrief, dem "sichersten Wertpapier der Welt", öffneten sich jedem vielversprechende Perspektiven.

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Das beinhalte aber auch neue Verantwortung. Er warb darum, dass sich die neuen Meister in Kammern und Innungen engagieren. "Ohne Ehrenamt gäbe es das Handwerk nicht", so Friese. Er hoffe zudem, dass der eine oder andere den Mut für den Sprung in die Selbstständigkeit habe und bald selbst Nachwuchskräfte ausbilde.

Handwerk als Stabilitätsfaktor

Das sei auch wichtig fürs Land, denn in der Pandemie habe sich wieder einmal gezeigt, dass das Handwerk ein Stabilitätsfaktor für die Wirtschaft sei. Und angesichts des Krieges in der Ukraine sowie seiner Auswirkungen auf Deutschland und Europa ist das Handwerk in dieser Funktion wohl weiter gefragt. "Es sind schwierige Zeiten, in die Sie entlassen werden", sagte Wollseifer. Aber verzagen sei nicht nötig, da in einer alternden Gesellschaft die Arbeit von Hörakustikern vielen Menschen Lebensqualität schenke und immer stärker nachgefragt werde.

Damit das Handwerk auch künftig seine stabilisierende Rolle für die Wirtschaft wahrnehmen kann, müsse es allerdings ein Umdenken in Gesellschaft und Politik geben. "Wir müssen weg vom Akademiker-Wahn", forderte der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks. Hier müsse sich insbesondere die Politik "ehrlich machen" und das Handwerk aufwerten.

Praxiserfahrung und Theorie

Zurück zu den Jungmeistern: Jahrgangsbeste der Hörakustiker ist Carina Biermann aus der Region Hannover. Der 25-Jährigen, die 2019 bereits die drittbeste Gesellenprüfung abgelegt hatte, haben die erschwerten Bedingungen wenig ausgemacht. "Die ganze Theorie hat online stattgefunden", berichtete sie. Ansonsten habe sie die Pandemie kaum beeinträchtigt. Doch nicht jedem sei das "Selbststudium" leichtgefallen, weiß die junge Frau.

Und welche Tipps kann sie Gesellen geben, die den Meisterbrief im Auge haben? Eigentlich keine besonderen, bekannte Biermann. Praxiserfahrung sei wichtig. Theoretische Lerninhalte sollten sich angehende Meister genau ansehen, denn da wiederhole sich in Prüfungen einiges. "Viel lernen nach jedem Theorieblock lautet ihre wichtigste Empfehlung."

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Text: / handwerksblatt.de

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