Fantastisch: Blick über die sächsischen Weinberge bis nach Radebeul.

Fantastisch: Blick über die sächsischen Weinberge bis nach Radebeul. (Foto: © Erik Gross (DML-BY))

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Schlanke Weine, viel Aroma

Flutkatastrophe, Klimawandel, kalter Sommer, warmer Herbst. Das Jahr 2021 bescherte den Deutschen Winzern keine leichte Aufgabe. Das Deutsche Weininstitut fasst den Jahrgang 2021 zusammen.

Weniger Alkohol, gutes Aroma. So fasst das Deutsche Weininstitut den Jahrgang 2021 zusammen. Für die Weine gilt als "Wonnemonat" in diesem Jahr nicht der Mai, sondern der September sorgte mit viel Sonne und kühlen Nächten für ein versöhnliches Ende der Saison. Einer Saison, die im Zeichen der Flutkatastrophe und des Klimawandels stand.

Hatten von 2018 bis 2020 Hitze und Trockenheit den Jahrgang geprägt, bremste 2021 die Kühle das Wachstum, und häufiger Regen forderte viele Winzer außerordentlich, um den Falschen Mehltau im Griff zu behalten. Der September förderte die Reife und sorgte für ansprechende Mostgewichte. So konnten Trauben gelesen werden, deren Qualität die Erzeuger zufriedenstellt und gute Weine verspricht. Doch welcher Wein ist aus welcher Region zu erwarten?

Ahr-Weine

Wir alle haben die Bilder der Flutkatastrophe noch im Kopf. Nach der Flut-Nacht am 15. Juli stand für die Winzer fest: Sie mussten den neuen Jahrgang, der unversehrt an Hängen und auf den Terrassen in "Deutschlands Rotweinparadies" hing, unbedingt sichern. Die Lese fiel ganz unterschiedlich aus. Wer bis zur Flut die immensen Laubarbeiten erledigt hatte, blickt noch auf ein relativ gutes Ergebnis knapp unter dem Vorjahresniveau. Obwohl Pilzerkrankungen für weitere Einbußen sorgten, wirkte sich gutes September-Wetter positiv auf die Qualität der Jahrgänge aus. Von der Witterung profitierte vor allem der Spätburgunder. Die Erzeuger zeigten sich von der Qualität angetan. "Die Winzer erwarten einen fruchtigen, kräftigen Wein. Er wird auch einen ansprechenden Säuregehalt und weniger Alkohol haben", sagt Knut Schubert, Geschäftsführer des Weinbauverbandes Ahr. "Wir erwarten wirklich einen besonderen Jahrgang, auch vom Genuss her."

Baden

Baden gilt als eines der wärmsten Anbaugebiete. Um Ostern herum war davon jedoch wenig zu spüren. Spätfroste und eisiger Wind sorgten an den nassen Knospen stellen für Schäden bis zu 80 Prozent. Danach förderte Regen, örtlich auch mit Hagel, das Pilzwachstum. Nach viel Arbeit freuten sich die Winzer jedoch über einen schönen Spätsommer mit kühlen Nächten, die vor allem den Weißweinaromen zugutekam. "Es war wirklich ein sehr aufreibendes Jahr für die Winzer, aber mit gutem Ergebnis, wenn man sich die Qualitäten anschaut, inbesondere da, wo auch selektioniert wurde", so der Vize-Geschäftsführer des Badischen Weinbauverbandes, Holger Klein. Profitiert haben vor allem die Weißweine. "Es werden frisch-fruchtige und eher leichte Weißweine erwartet." Moderater im Alkohol, werden sie "tendenziell eine etwas frischere Säure haben als zuletzt."

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Franken

"Ein Jahrgang, der in der Vegetationsperiode enorm viele Kraftanstrengungen erforderte, mit einem versöhnlichen Herbst und einem idealen September." So das Urteil des Weinexperten Hermann Mengler über die Saison in Franken. Nach einem kühlen und feuchten Mai starteten die Reben im Juni durch und legten eine regelrechte "Aufholjagd" hin. Ein schöner, trockener September versöhnte die Winzer, die zu 80 Prozent Weißwein anbauen. Alle Rebsorten seien gut gereift. Das Mostgewicht lag im Schnitt bei 84 Grad Oechsle. "Damit könne man in einem solchen Jahr zufrieden sein", so Beate Leopold vom Weinbauring Franken. Die Aromen sind sehr schön ausgeprägt, auch die Säure sei etwas kräftiger. Es ist ein Jahr für Sektgrundstein, Roséweine und Weißweine, mit weniger Alkohol, "aber mehr Geschmack", so Mengler.

Hessische Bergstraße

"Ende gut, alles gut". So lautet das Motto des Weinjahres an der Hessischen Bergstraße. Im kleinsten deutschen Anbaugebiet rund um Bensheim bremste kühles und wechselhaftes Wetter im Frühjahr den Austrieb. Zum Blütebeginn Mitte Juni lagen die Pflanzen im Vorjahresvergleich um 16 bis 20 Tage zurück. Auch hier brachte der trockene September die Wende für den Riesling, Grauburgunder und Co. "Qualität und Quantität sind sehr erfreulich", betätigt Otto Guthier, Vorsitzender des Weinbauverbandes Hessische Bergstraße. "Die ersten Weißweine probieren sich aromatisch und betont fruchtig mit einem lebendigen Frucht-Säurespiel." Angesichts der Wetterkapriolen zeigen sich die Winzer mit einem Wein mit moderatem Alkoholgehalt als "absolut zufrieden".

Mittelrhein

Am Mittelrhein mit seinen Steillagen können sich viele Winzer über deutliche Erntezuwächse freuen. Obwohl ein kühles Frühjahr das Rebwachstum bremste und Pilzkrankheiten gediehen, liegt das Anbaugebiet bundesweit an zweiter Stelle, gleich hinter Franken. Für das Plus am Mittelrhein sorgte der September, der bis zu 45 Prozent Sonnenstunden mehr bescherte als im Mittel. "Wenn wir ehrlich sind, haben September und Oktober auch von den Witterungsbedingungen her die Ernte gerettet", sagt Gerd Knebel, Geschäftsführer des Weinbauverbandes Mittelrhein. Es deuteten sich elegante, aromatische Weißweine mit präsenter Säurestruktur an, "sehr gute" und "spritzig frische, fruchtige Weine" mit eher moderaten Alkoholwerten. "Eigentlich wie es der Markt verlangt", sagt Knebel.

Mosel

Die nach Süden ausgerichtete Spitzenlagen an der Mosel konnten in diesem Jahr an alte Erfolge anknüpfen. Während es für sie in den vergangenen Jahren oft zu heiß und zu trocken war, war das Klima im deutlich kühleren und nasseren Weinjahr 2021 wieder günstiger. Der Riesling, die dominierende Rebsorte, kam in guten Lagen auf 95 Grad Oechsle. Die meisten Winzer bewerten die Aromen der Trauben sehr positiv und rechnen überwiegend mit fruchtigen und spritzigen Weinen. "Insgesamt wird ein feiner, klarer, moseltypischer Jahrgang erwartet mit viel Mineralität", so Moselwein-Vorsitzender Henning Seibert. Dank der Edelfäule bestand vereinzelt auch die Chance auf Beerenauslesen.

Nahe

Auch wenn viele über zu viel Regen geklagt haben, war es an der Nahe stellenweise nicht genug. Zumindest im Oktober. "Der eine oder andere Winzer musste sogar Wasser ins eine Rebanlagen fahren", berichtet der Geschäftsführer des Weinbauverbands Nahe, Harald Sperling. Lange hatte das in diesem Jahr nach Kühle und Regen für den Jahrgang nach einem "Spätzünder" ausgesehen. Ein warmer und trockener Sommer förderte die Reife, bremste die Fäulnis und begünstigte die Lese. Worauf sich der Verbraucher freuen darf: "Beim Weißwein stechen gute, fruchtige Weine mit markanter, aber trotzdem gut gepufferter Säure hervor", so Sperling. "Das sind Weine zum Genießen", lautet seine Bilanz.

Pfalz

In der Pfalz ist die Ernte in diesem Jahr sehr unterschiedlich ausgefallen. "Bezüglich der Ertragsmenge war der Begriff des 'neidischen Herbstes‘ selten so zutreffend wie im Jahr 2021", sat der Weinbauexperte Jürgen Oberhofer vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz. Ab August normalisierte sich in der Region das Wetter. Daher könne man sich "auf tolle Weine" freuen, so der 1. Pfalzwein-Vorsitzende Boris Kranz. Für ihn sind niedrige Alkohohlwerte, eine gut eingebundene Säurestruktur und jetzt schon prägnante Frucht-Primäraromen" charakteristisch für den Jahrgang, "der frische, lebendige, leichte Weine erwarten ließe." Die Gewinner-Rebsorte des Jahrgangs ist laut Oberhofer der Riesling. "Vor allem wegen klimatischer Verhältnisse, wie wir sie noch vor dem Klimawandel hatten."

Rheingau

"Schwierig, aber letztlich weniger schwieriger als befürchtet", lautet der Verlauf des Weinjahres im Rheingau. Laut Andrea Engelmann, Geschäftsführerin des regionalen Weinbauverbandes "war es so extrem wie nie zuvor in den letzten Jahren." Die Wende brachte auch hier der sonnige September. Deshalb sei man "alles im allem" doch zufrieden mit dem Jahrgang. Der Riesling, der auf einen Anteil von 80 Prozent im Anbaugebiet kommt, profitiere von der im Vergleich zu den Vorjahren um drei bis vier Wochen später einsetzenden Lese. Die Weine habe eine feines Bukett. Ein paar Winzer hätten auch edelsüße Spezialitäten geerntet und manche ließen sogar Trauben für Eiswein hängen.

Rheinhessen

Dass die rheinhessischen Reben in diesem Jahr später austrieben als sonst, sehen die Winzer im Nachhinein als Glücksfall. Auch sonst hob sich das Weinbaujahr von den drei heißen und trockenen Vorjahren ab. "Insgesamt sei Rheinhessen gut weggekommen", so Andreas Köhr vom Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd. Auch der späte Lesestart Mitte September war eine glückliche Fügung, denn die schönen Septembertage trugen entscheidend dazu bei, dass man "einen sehr ansprechenden Jahrgang" ernten konnte. Das Reifen im Kühlen bringe fruchtige Weine hervor, mit einem moderaten Alkoholgehalt. Hinzukomme eine frische Säure.

Saale-Unstrut

Während sich in vielen Anbaugebieten die Winzer Zeit mit der Lese machen konnten, war an der Saale und Unstrut Eile geboten. Nach üppigen Regenfällen im August war die Trauben teilweise aufgeplatzt. "Um gesundes Lesegut einzufahren, habe man die Lese daher um sieben bis zehn Tage vorgezogen", berichtet der Weinbaupräsident der nördlichsten deutschen Anbauregion, Hans Albrecht Zieger. Dennoch lässt der Jahrgang Spitzengewächse zu. Die Weine haben eine schöne Fruchtausprägung, seien sehr sortentypisch und spiegelten die Leitaromen sehr gut wider. "Es sind filigrane, schlanke Weine mit einer schönen Frische, die von einer animierenden Säure unterstützt wird", sagt Zieger mit Blick auf Weißwein und Rosé

Sachsen

"Ich denke, wir sind mit einem blauen Auge davongekommen", bilanziert der stellvertretende Vorsitzende des Weinbauverbandes Sachsen, Felix Hößelbarth den Jahrgang 2021. Pilzwiderstandsfähige Weinsorten wie Cabernet Blanc, Souvignier Gris, Johanniter und Solaris seien es gewesen, die normale bis gute Ergebnisse geliefert hätten. "Wir haben wieder schöne Aromatiken, es sind frische Weine, die in den Kellern reifen, nicht ganz so opulent, dafür eleganter", sagt Hößelbart, "anders als in den drei heißen und trockenen Vorjahren.

Quelle: Deutsches Weininstitut

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Text: / handwerksblatt.de

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