Es ist so, als stünde man vor einem enormen Fenster, das Einblick in eine vergangene, schwarz-weiße Welt gewährt. Ein Malermeister aus Castrop-Rauxel bietet "Fototapeten mit Ruhrpott-Charme" an.
Johannes Hünnemeyer ist Maler- und Lackierermeister aus Castrop-Rauxel. Im Jahre 1989 übernahm er das familieneigene Tapetengeschäft, welches er nach seiner Meisterausbildung zum Maler und Lackierer zu einem Malerbetrieb ausbaute. Heute beschäftigt er in seinem Betrieb einen Jungmeister sowie zwei Gesellen.
In seiner Freizeit fotografiert er gerne – was ihn zunächst auf die Idee brachte, eigene Fotos auf Tapete zu bringen. Doch kam ihm ein langjähriger Freund in den Sinn – Helmut Orwat. "Ich kenne Helmut Orwat schon seit über 30 Jahren. So habe ich ihn gefragt, ob er sich vorstellen könne, mir seine Fotografien zur Verfügung zu stellen", erzählt Hünnemeyer.
Über Helmut Orwat
Helmut Orwat, der im Jahre 1938 als Sohn eines Bergmanns in Castrop-Rauxel geboren wurde, arbeitete ab 1962 als freier Fotograf und bis zum Jahr 2000 als Pressefotograf. In dieser Zeit entstanden viele bedeutende Fotografien, die unter anderem den Strukturwandel des Ruhrgebiets in einzigartigen Momentaufnahmen zeigen.
Mit der Zustimmung Orwats hinsichtlich Hünnemeyers Gedanken, die Ruhrgebiet-Motive als Tapeten in anderer Pracht erstrahlen zu lassen, war die erste Hürde genommen. Jedoch stand die zweite unmittelbar bevor. "Die Rechte an den Fotografien lagen bereits beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL). Also mussten wir uns auf die Suche nach weiteren Aufnahmen begeben", so der Maler und Lackierer. Letztlich verlief diese erfolgreich – nach etwa einem Jahr fanden Hünnemeyer und Orwat rund 50 Negative, die nicht in den Bestand des LWL aufgenommen wurden. Die nun erhältlichen Ruhrgebiet-Tapeten, welche individuell angefertigt werden, stützen sich auf diese Fotografien. "Und so ist es uns auch gelungen, die Exklusivität unseres Produkts zu wahren", stellt Hünnemeyer fest.
"Die Zeche Erin", antwortet er auf die Frage, welches der Fotos zu seinen Lieblingsmotiven zählt. Während heute noch einer der Fördertürme erhalten ist, gab es damals drei – "es gibt nur wenige Fotografien, die die Zeche mit drei Türmen zeigen", erläutert Hünnemeyer die Bedeutsamkeit des Bildes. "Und die Aufnahmen in der Waschkaue." Unter dem Begriff "Waschkaue" versteht sich der Bereich, in dem sich die Bergleute geduscht und umgekleidet haben. "Auch diese Fotos sind äußerst selten, da dort in der Regel niemand reindurfte." Doch Orwat hatte einst den Auftrag, dort zu fotografieren.
"Viele Menschen besitzen einen persönlichen Bezug zu den Fotos. Zum Beispiel fand einer meiner Kunden sein altes Elternhaus in einer der Aufnahmen wieder", berichtet Hünnemeyer weiter. Generell geht es ihm mit seinen Ruhrpott-Fototapeten nicht um das Geschäft, sondern um die Geschichten dahinter. "Die analogen Fotografien wahren die Authentizität. Ich freue mich, wenn wir dadurch eine gewisse Wahrnehmung bekommen. Jede Fotografie wirkt anders, wobei viele Fotos eine räumliche Wirkung entwickeln und Tiefe suggerieren – sei es an der ganzen Wand oder einem Teil davon. In meinen Augen ist das Kunst, die dazu beiträgt, unser Lokalkolorit aufrechtzuerhalten."
Johannes Hünnemeyer liegt sehr viel an seiner Heimat – und ebenso an seinem Beruf. Daher ist es ihm wichtig, mit seinen Revier-Tapeten an die Öffentlichkeit zu gehen. So wirbt er für diese und gleichzeitig auch für das Handwerk.
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