Ein Bagger vor blauem Himmel: Tatsächlich tun sich aus der Sicht der Branche am Horizont Wolken auf.

Ein Bagger vor blauem Himmel: Tatsächlich tun sich aus der Sicht der Branche am Horizont Wolken auf. (Foto: © Dmitry Kalinovsky/123RF.com)

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RLP-Bauwirtschaft sieht Land und Bund in der Pflicht

Handwerkspolitik

Verbandstag: Aktuelle Situation in der Baubranche Rheinland-Pfalz von Krisen geprägt.

Nein, es sind keine einfachen Zeiten. Die Corona-Pandemie, eine stotternde Wirtschaft und ein Krieg in der Ukraine – "all das bewegt uns" , sagte Klaus Rohletter, Präsident der Bauwirtschaft Rheinland-Pfalz, vor rund 300 Zuhörern im Mainzer Favorite Parkhotel. Angesichts dieser Herausforderungen sehe die Baubranche mit "gemischten Gefühlen" in die Zukunft, berichtete er am "Tag der Bauwirtschaft Rheinland-Pfalz 2022". Zwar sei die Auftragslage gut, doch es gebe viele Unsicherheiten. 

Sorgen bereiten Rohletter – und der gesamten Branche – unter anderem die Energiekrise und steigende Kosten. Hier sei die Bundesregierung gefragt. Die Koalition in Berlin müsse "auch offen sein für Kernkraft". "Ideologische Verblendung"  könne sich das Land nicht leisten, plädierte Rohletter für den Weiterbetrieb von Atomkraftwerken.

Förderstopp Gift für den Wohnungsbau

 Zu schaffen machte auch das Anfang des Jahres von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck verhängte Stopp der KfW-Förderung für energieeffizientes Bauen und Sanieren. Das sei Gift für den Wohnungsbau gewesen. Und das von der Bundesregierung gesetzte Ziel von 400.000 Wohneinheiten ist ihm zufolge utopisch. "Aktuell müssen wir in der Bauwirtschaft vor allem im Wohnungsbau auf Sicht fahren."

Die Ampelkoalition in Rheinland-Pfalz funktioniere zwar besser als die im Bund, doch auch von der Landesregierung forderte Rohletter Nachbesserungen: "Wir freuen uns, dass die Politik verstärkt Finanzmittel für eine intakte Infrastruktur zur Verfügung stellt, aber es fehlt bei der Verwaltung an qualifiziertem Personal für Planung, Ausschreibung und Abwicklung von Aufträgen." Die Folge: eine "lähmende Bürokratie", die wichtige Projekte verschleppe. Darüber hinaus sprach sich Rohletter für eine stärkere Nutzung heimischer Bodenschätze aus: "Wir brauchen die Bodenschätze vor Ort, wie Gesteine, Sand, Kies und Basalt. Und wir brauchen Deponierung für nicht-verwertbare Böden."

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Baubranche spiele eine besondere Rolle 

Ob diese Botschaften bei der anwesenden rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt angekommen sind? Die Ministerin empfahl sich jedenfalls als Ansprechpartnerin. Angesichts der krisenhaften Situation sei "Dialog wichtiger denn je". Darüber hinaus betonte sie ihre Bereitschaft, mit der Baubranche zusammenzuarbeiten. "Ein Staat ist immer so stark, wie seine Wirtschaft", stellte sie fest. Das zeige sich beispielsweise im Ahrtal, wo ein Wiederaufbau nach der Flutkatastrophe nur mit der Baubranche möglich sei. "Die Bauwirtschaft Rheinland-Pfalz spielt für unser Bundesland eine ganz besonders wichtige, innovative und werthaltige Rolle. Das Handwerk und der Mittelstand sind ein wesentliches Fundament unserer Wertschöpfung und Wirtschaftsleistung", so die Ministerin.

Auf der Haben-Seite der Politik sieht sie die Stoffpreisgleitklausel, mit der auf explodierende Preise reagiert werden soll. Wie Rohletter vor ihr plädierte Schmitt für eine stärkere gesellschaftliche Wertschätzung handwerklicher Berufe, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Ein Meister sei so viel wert wie ein Master, stellte sie klar. Nicht zuletzt sollen auch Hürden bei der Anerkennung ausländischer Qualifikationen fallen, um so die Integration von Migranten zu erleichtern. Außerdem dürfe das Sozialsystem nicht zu stark ausgebaut werden, da sonst die Annahme einer Arbeit nicht mehr attraktiv sei, ergänzte Rohletter in einer Replik.

Was könnte sonst noch gegen die multiple Krise helfen?

Der Unternehmenscoach und Gastredner Jörg Hawlitzeck rät zu Offenheit für neue Ideen. Zudem sollten Unternehmer nicht über Dinge klagen, die sich nicht ändern ließen, sondern da anpacken, wo es sich lohne. Ganz ähnlich klingt das bei Lars Reichow. "Wir ham’s doch selber in der Hand", so der Entertainer bei seinem kurzen Auftritt.

Neue Ideen zeichneten schließlich Präsidiumsmitglied Peter Karrié zusammen mit Hauptgeschäftsführer Thomas Weiler aus: Kevin Kramp von der Hochschule Trier erhielt für eine Arbeit über 4D-Planungen den Hochschulpreis 2022 der Bauwirtschaft Rheinland-Pfalz. Weitere Preisträger sind Franziska Brenner-Kotschik (Hochschule Koblenz) und Nico Schneider, der seine Masterarbeit ebenfalls an der Hochschule Koblenz verfasste.

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Text: / handwerksblatt.de

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