Risiko Arbeitsunfall: Warum es gerade in kleinen Betrieben gefährlicher ist
Besonders in kleinen Unternehmen sind die Sicherheitslücken größer. Was Betriebe dagegen tun können, erklärt ein Arbeitsschutz-Experte.
Dieser Artikel gehört zum Themen-Special Arbeitsunfälle und die Folgen
Studien der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) zeigen: In kleinen Betrieben ist die Gefahr für einen Arbeitsunfall deutlich erhöht. Grund dafür sind unter anderem fehlende Präventionsmaßnahmen und ein unzureichender Umgang mit Arbeits- und Beinaheunfällen.
"In kleineren Betrieben wird der Arbeitsschutz leider noch zu oft als ein lästiges Übel gesehen. Ich erlebe immer wieder, dass in kleineren Betrieben der Vorteil eines angemessenen Arbeitsschutzes nicht gesehen wird. Teilweise arbeitet der Chef auch selbst mit und hat keinen konkreten Überblick über das Verhalten der Mitarbeiter während der Arbeit", sagt Stefan Ganzke. Er ist Experte für Arbeitsschutz, Gründer und Geschäftsführer der WandelWerker Consulting GmbH und unterstützt Unternehmen dabei, Arbeitsunfälle auf ein Minimum zu reduzieren. In diesem Artikel verrät er, wie Unternehmen für eine nachhaltige Stärkung des Sicherheitsbewusstseins sorgen und damit das Risiko von Arbeitsunfällen deutlich herabsetzen.
Kleinunternehmen besonders gefährdet
Von den 806.217 Arbeitsunfällen, die in Deutschland 2021 gemeldet wurden, entfallen mehr als drei Viertel auf Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitern. Von diesen gibt es rund drei Millionen deutschlandweit, wovon die Mehrheit Unternehmen mit neun oder weniger Mitarbeitern sind. Diese machten im vergangenen Jahr 21,5 Prozent aller Arbeitsunfälle aus, während 29,2 Prozent der Unfälle in Unternehmen mit 10 bis 49 Mitarbeitern und 25 Prozent in Unternehmen mit 50 bis 249 Mitarbeitern passierten.
Es ist somit erkennbar: Je weniger Personal ein Unternehmen beschäftigt, desto größer ist das Risiko, dass dessen Mitarbeiter Unfälle erleiden.
Darum wird Sicherheit in kleinen Firmen oft vernachlässigt
Oftmals liegt es an mangelndem Wissen, dass Sicherheit gerade in kleinen Firmen vernachlässigt wird. Während sie zu Finanzen und Steuern schnell Informationen zur Verantwortung und Haftung bekommen, müssen sich Unternehmer mit dem Thema Arbeitsschutz oft alleine befassen. Viele unterliegen daher dem Irrtum, nichts weiter diesbezüglich tun zu müssen. Gleichzeitig spielen finanzielle Überlegungen eine Rolle. Die Umsetzung von Arbeitsschutzmaßnahmen kostet schließlich Geld – und das ist ohnehin knapp.
Dabei wird oft vergessen, dass ein Arbeitsunfall wesentlich mehr kostet als seine Prävention: Vernachlässigt ein Arbeitgeber seine Sorgfaltspflicht, muss er damit rechnen, persönlich in die Haftung genommen zu werden. Weiterhin fallen Kosten für die Berufsgenossenschaft an und im schlimmsten Fall wartet ein Stillstand der Arbeit mangels Personal oder behördlicher Untersuchungen.
Aufklärung zum Arbeitsschutz – nicht nur eine Aufgabe der Berufsgenossenschaft
Am Anfang jeder Bemühung, Mitarbeiter besser vor Unfällen zu schützen, steht die Aufklärung. Insbesondere müssen Geschäftsführer und Führungskräfte verstehen, welche Verantwortung sie für das Wohlergehen ihrer Mitarbeiter im Betrieb tragen. Ein externer Sicherheitsingenieur oder eine Fachkraft für Arbeitssicherheit hilft dabei neben Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit auch, indem er mit seiner Präsenz zeigt, dass sich etwas zur Verbesserung der Betriebssicherheit tut. Dies kann jedoch nur funktionieren, wenn beide Seiten am selben Strang ziehen – sie müssen gegenseitiges Verständnis kultivieren und Vorbehalte gezielt ausräumen. Darin wiederum besteht ein großer Vorteil einer unabhängigen Fachkraft für Arbeitssicherheit. Eine solcher kann sich wesentlich mehr Zeit nehmen, die für die Umsetzung von Maßnahmen im Betrieb Verantwortlichen ins Boot zu holen.
Dass Arbeitsschutz sich lohnt, steht außer Frage: Fallen weniger Mitarbeiter durch Unfälle aus, können mehr Aufträge in derselben Zeit bearbeitet werden – der Umsatz steigt. Ferner suchen sich auch Bewerber bevorzugt Arbeitgeber aus, die sich um ihr Wohlergehen sorgen. Aus statistischer Sicht ergibt sich für effektiven Arbeitsschutz sogar ein Return on Prevention von 2,20 Euro für jeden Euro, den das Unternehmen investiert.
Zur Entwicklung der Sicherheitskultur reicht es nicht aus, die Maßnahmen einfach zu diktieren. Die Mitarbeiter müssen ihren persönlichen Vorteil im Arbeitsschutz erkennen und die Maßnahmen müssen positiv vermittelt werden. Erst wenn Mitarbeiter verstehen, warum es sinnvoll ist, im Zweifel “Stopp” zu sagen, werden Arbeitsunfälle weniger werden. Diesen Schritt zu gehen, schaffen die meisten kleineren Unternehmen nicht alleine, weshalb es einer externen Unterstützung bedarf, durch die einfacher und schneller das Ziel erreicht werden kann.
Quelle: WandelWerker Consulting GmbH DHB jetzt auch digital!Einfach hier klicken und für das digitale DHB registrieren!
Text:
Anne Kieserling /
handwerksblatt.de
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