"Ehrenamtliches Engagement ist der Kitt in unserer Gesellschaft“
Der diesjährige Treffpunkt Ehrenamt Handwerk NRW stand im Zeichen engagierter Handwerkerinnen. Sieben Frauen erzählten von ihrem ehrenamtlichen Einsatz und was er für sie bedeutet.
Dieser Artikel gehört zum Themen-Special Ehrenamt ist Ehrensache
"Ehrenamtliches Engagement ist ein Eckpfeiler und der Kitt in unserer Gesellschaft." Ohne diesen Einsatz würde die Gesellschaft nicht mehr funktionieren. Das stellte Berthold Schröder, Präsident das Westdeutschen Handwerkskammertags (WHKT) beim Treffpunkt Ehrenamt Handwerk NRW in Raesfeld klar. Der WHKT richtete die Veranstaltung bereits zum elften Mal aus. Der Beitrag der Ehrenamtlichen sei unverzichtbar, er schaffe Gemeinschaft und sei sinnstiftend. "Dieses Engagement verdient noch viel mehr Anerkennung", so Schröder.
Neben gesellschaftlichen Leistung und Wirkung von ehrenamtlichem Engagement habe der Einsatz der Ehrenamtlichen auch einen ökonomischen Wert, betonte NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne). "Das ersetze etwa 50 Millionen Euro jährlich, die wir sonst ausgeben müssten." Die Handwerkerinnen vor Ort seien "tolle Botschafterinnen für das vielfältige handwerkliche Ehrenamt" und motivierten andere junge Frauen dazu, Verantwortung zu übernehmen. "Das zeigt: Wenn wir Frauen im Handwerk mehr Sichtbarkeit verschaffen, stärken wir die Attraktivität von Handwerksberufen auch für weibliche Fachkräfte.
Malika Boymirzoeva und Lisa Valentin-Kalisch
Marco Herwartz, Präsident der Handwerkskammer Aachen, Malika Boymirzoeva, Mona Neubaur und Berthold Schröder (v. l.) Foto: © RG / WHKTSieben Handwerkerinnnen berichteten über ihr Engagement in verschiedensten Ehrenämtern. Den Anfang machte die Bäckermeisterin Malika Boymirzoeva. Sie stammt gebürtig aus Tadschikistan und kam vor sechs Jahren nach Deutschland. In Aachen machte sie bei Nobis Printen ihre Ausbildung. "Mein Weg zum Handwerk hat schon in meiner Heimat angefangen. Dort habe ich als Hobbykonditorin auf Bestellungen Torten gebacken." Boymirzoeva gewann mehrere Wettbewerbe, wurde Mitglied des deutschen Bäcker-Nationalteams und engagiert sich heute ehrenamtlich als Botschafterin des Handwerks. Für ihre Leistungen und ihr Engagement erhielt sie 2022 den Preis für Exzellenz und Vielfalt in der Ausbildung.
Berthold Schröder, Peter Eul, Präsident der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld, Lisa Valentin-Kalisch und Mona Neubaur (v. l.) Foto: © RG / WHKTLisa Valentin-Kalisch von der Tischlerei Valentin RenoTec GmbH in Höxter engagiert sich als Rotarymitglied. Ihr liegen dabei vor allem Projekte sehr am Herzen, mit denen sie den Kinderschutzbund und "End Polio Now" unterstützt. Mit ihrer Tischlerei spendet sie regelmäßig Materialien und Möbel für soziale Initiativen, Sportvereine und regionale Institutionen. Als Botschafterin der Aktion "Region plus X" setzt sie sich für die Stärken und den Zusammenhalt in ihrer Heimatregion ein. "Für mich war das immer selbstverständlich, dass ich ein Ehrenamt mache, weil ich ein Stück zurückgeben möchte", sagte Valentin-Kalisch.
Ute Fuisting und Stephanie Jahrke
Berthold Schröder, Ute Fuisting und Mona Neubaur (v. l.) Foto: © RG / WHKTUte Fuisting leitet die Fuisting Tischlerei und Fuisting Bestattungen in Soest und ist geprüfte Bestatterin. Sie engagiert sich als ehrenamtliche Richterin beim Arbeitsgericht in Hamm. "Das Ehrenamt ist sehr verantwortungsvoll und man nimmt immer was mit", erklärte sie. Neben ihrer Tätigkeit als Richterin engagiert sie sich im Verein Soester Wirtschaft für das Wohl der Stadt. "Seit über zehn Jahren bin ich dort im Vorstand und vertrete den Part Handwerk. Wir versuchen natürlich viel für Soest zu tun." Besonders am Herzen liegt ihr die Unterstützung sozialer Projekte. So fördert ihr Betrieb gerade zur Weihnachtszeit gezielt regionale Einrichtungen und Initiativen.
Berthold Schröder, Andreas Ehlert, Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf; Stephanie Jahrke und Mona Neubaur (v. l.) Foto: © RG / WHKTDie Malermeisterin Stephanie Jahrke führt den Betrieb Der Maler aus Oedt in Grefrath und ist als Fraktionsvorsitzende, Schatzmeisterin und stellvertretende Vorsitzende des Sport- und Kulturausschusses in der Kommunalpolitik aktiv. Sie setzt sich für Jugend- und Nachwuchsförderung ein und öffnet ihren Betrieb für Kindergärten und Schulen. Für ihre Leistungen erhielt sie 2020 ein Soroptimistinnen-Stipendium und ist als Referentin zu Frauenkarrieren in Wirtschaft und Handwerk unterwegs. Dazu betreut sie noch Mädchenmannschaften im Handball. Im Sportverein war sie schon im Vorstand aktiv und hat dann das Amt einer Trainerin übernommen. "Das macht schon Spaß. Sport bei uns ziemlich weit oben angesiedelt."
Manuela Gilgen und Michelle Wegemann
Berthold Schröder, Manuela Gilgen, Thomas Radermacher, Präsident der Handwerkskammer zu Köln, und Mona Neubaur (v. l) Foto: © RG / WHKTManuela Gilgen, Geschäftsführerin der Gilgen‘s Bäckerei & Konditorei in Hennef, Botschafterin für Corporate Social Responsibility (CSR) und unterstützt damit das CSR-Kompetenzzentrum Rheinland bei der Sensibilisierung von Unternehmen zum Thema gesellschaftliche Verantwortung. Gemeinsam mit ihrem Mann unterstützt sie seit 2005 regelmäßig die Kinder- und Jugendstiftung Hennef seit dem Frühjahr 2025 ist sie zu sätzlichehrenamtliche Mentorin im fempreneur-Programm des Kompetenzzentrums Frau & Beruf Bonn/Rhein-Sieg, in dem sie Gründerinnen in der frühen Phase ihrer Selbstständigkeit begleitet. "Ehrenamt, das ist Herzblut und Leidenschaft, das hat man oder man hat das nicht. Aber man kann es wecken, wenn man Vorbild ist", sagte Gilgen.
Berthold Schröder, Michelle Wegemann, Josef Trendelkamp, Vizepräsident der Handwerkskammer Münster, und Mona Neubaur (v. l.) Foto: © RG / WHKTBeim Technischen Hilfswerk (THW) des Ortsverbands Coesfeld setzt sich die Michelle Wegemann ein. Sie ist Anlagenmechanikerin für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik und arbeitet bei Meiners Bad & Heizung in Billerbeck. Beim THW ist sie Fachhelferin in der Fachgruppe Notversorgung und Notinstandsetzung. Dort übernimmt sie Verantwortung, wenn es um Strom- und Beleuchtungssicherung, Notunterbringung und -versorgung oder Transporte geht. Zusätzlich engagiert sie sich als Betreuerin in der THW-Jugend und ist zweite Vorsitzende des Ortsverbands. Sie lobte die gute Zusammenarbeit mit ihrem Arbeitgeber, der sie bei ihrem ehrenamtlichen Einsatz unterstütze.
Andrea Aland
Berthold Schröder, Jochen Renfordt, Präsident der Handwerkskammer Südwestfalen, Andrea Aland und Mona Neubaur (v. l.) Foto: © RG / WHKTDie Dachdeckermeisterin und Betriebswirtin Andrea Aland führt gemeinsam mit ihrem Vater den Familienbetrieb Aland Bedachungen GmbH & Co. KG in Arnsberg. Als zweite Vorsitzende des Fördervereins Freibad Neheim wirkt sie an der Saisonvorbereitung und dem Erhalt des Freibades mit, das sonst hätte schließen müssen. "Wir wenden sehr viel Zeit im Freibad auf für die Arbeitsvorbereitung, die Saisonvorbereitung, damit das Freibad dann wirklich öffnen kann", berichtete Aland. Zudem engagiert sie sich als Mitglied im Rotary Club Arnsberg, der unter anderem die Wunschbaumaktion für Senioren organisiert. Im Rahmen des handwerklichen Ehrenamts ist Dachdeckerin Andrea Aland auch in verschiedenen Gremien der Handwerkskammer Südwestfalen aktiv.
Mona Neubaur, Johannes Grothoff, Peter Eul und Berthold Schröder (v. l.) Foto: © RG / WHKTDer Ehrenamtspreis Handwerk NRW ging in diesem Jahr an den Elektro-, Gas- und Wasserinstallateurmeister Johannes Grothoff aus Delbrück für seinen über Jahrzehnte andauernden und vielfältigen Einsatz. Er engagiert sich nicht nur bei der DLRG als Rettungstaucher, sondern auch als Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Delbrück. Darüber hinaus unterstützt er viele soziale Projekte in Eritrea, Rumänien, Tansania und Kenia. Zudem gründete er die Ukraine-Hilfe-Delbrück, über die bereits 50 Feuerwehrfahrzeuge und viele Hilfsgüter in die Ukraine kamen.
Text:
Lars Otten /
handwerksblatt.de
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