Robert Franke in der Backstube des Bildungs­zentrums in Bergholz-Rehbrücke.

Robert Franke in der Backstube des Bildungs­zentrums in Bergholz-Rehbrücke. (Foto: © Privat)

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Handwerk Brandenburg: Ehrenamt als Erfolgsfaktor

Die Selbstorganisation des Handwerks basiert auf dem ehrenamtlichen Engagement unzähliger Handwerker. Sie arbeiten in diversen Ausschüssen der Handwerkskammern, der Innungen und Kreishandwerkerschaften mit.

Die Handwerksorganisation wäre ohne ehrenamtliches Engagement nicht denkbar. Seit Jahrhunderten prägen daher Ehrenamtsträger die handwerkliche Selbstverwaltung – hauptamtliche Unterstützung ist hier noch eine relativ junge Entwicklung. Dabei bringen sich sowohl Unternehmer als auch Arbeitnehmer ein. Die Gesetze und Satzungen der Handwerksorganisationen – von Innungen über Kreishandwerkerschaften bis hin zu den Kammern – stellen das Ehrenamt in den Fokus.

Zu den vielfältigen Aufgabenfeldern des Ehrenamts zählen die Vertretung der Interessen des Handwerks gegenüber Bundes- und Landesregierungen, Verwaltungen, Behörden und der Öffentlichkeit, die Mitwirkung in den Selbstverwaltungsorganen, die Durchführung von Prüfungen und die Übernahme von Verantwortung beim Erlass von Ausbildung- und Prüfungsordnungen. All das wäre ohne die Ehrenamtsträger und ihr Praxiswissen nicht oder nicht so effizient vorstellbar.

Ehrenamt im Handwerk: Brandenburgs Prüfmeister im Fokus

In Brandenburg sind es 2.979 Handwerker, sowohl Betriebsinhaber als auch Angestellte, die in ihrer Freizeit ehrenamtlich aktiv sind, damit es innerhalb des brandenburgischen Handwerks rundläuft. Knapp die Hälfte der Ehrenamtler, 1.703 Freiwillige aus allen Gewerken, engagieren sich in Gesellen- und Meisterprüfungsausschüssen.

Einer von 1.703 ehrenamtlichen Prüfern im brandenburgischen Handwerk ist Robert Franke. Seit 31 Jahren hat sich Franke zwei Gewerken gleichermaßen verschrieben – dem Konditor- und dem Bäckerhandwerk. Robert Franke: "Von 1994 bis 1997 absolvierte ich eine Konditorlehre, danach meine Gesellenzeit in zwei Potsdamer Konditoreien."

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Da er anschließend – wie er selbst sagt – nicht stehenbleiben wollte, ging er im Jahr 2006 auf die Meister­schule in Bergholz-Rehbrücke und erwarb dort zwei Meistertitel, den Bäckermeister und den Konditormeister. Im Gegensatz zu zahlreichen Meisterkollegen machte er sich danach nicht selbstständig, sondern er blieb am Bildungszentrum in Bergholz-Rehbrücke. Robert Franke: "Zunächst war ich als Ausbilder bei den Lehrlingen tätig, später dann auch in der Meisterausbildung." Seit 2021 ist Franke Leiter des Bildungszentrums am Institut für Getreideverarbeitung vor den Toren Potsdams und kümmert sich in dieser Funktion vorrangig um die Organisation der Abläufe der Ausbildung auf den verschiedenen Ebenen.

Prüfungsausschüsse erfordern viel Zeit


Neben dieser bereits recht fordernden hauptamtlichen Arbeit für die Gewinnung und Ausbildung des Fachkräftenachwuchses im Konditoren- und Bäckerhandwerk ist Robert Franke auch ehrenamtlich stark im Bildungszentrum engagiert. Er arbeitet im Prüfungsausschuss für die Konditorei-Gesellen, im Meisterprüfungsausschuss für die Konditoren und darüber hinaus als Meisterprüfungsausschussvorsitzender für die angehenden Bäckermeister. Bereits die ehrenamtliche Arbeit im Prüfungsausschuss für die Konditorei-Gesellen fordert einen hohen zeitlichen Tribut, schließlich sind dort im Laufe eines Jahres zwei Zwischenprüfungen und zum Lehrabschluss die Gesellenprüfungen zu betreuen. Noch aufwändiger sind die Meisterprüfungsvorbereitungslehrgänge, die insgesamt neun Wochen dauern und allein die praktischen Prüfungen für die insgesamt 32 Meisterschüler über fünf Tage gehen.

Robert Franke: "Die Arbeit in diesem Bereich startet für meine Prüferkollegen und mich zwischen Ende April und Anfang Mai eines Jahres. Dann entwickeln wir zunächst die Fragenkomplexe für die Meisterprüfungen. Die Prüfungen selbst beginnen dann in der zweiten Augusthälfte und dauern bis Ende Oktober." Da die Tätigkeiten in den diversen Prüfungsausschüssen rein ehrenamtlich sind, nimmt er dafür Urlaub. "Für die aktuellen Prüfungen habe ich 18 Tage Urlaub beantragt, anders ist die Ausschussarbeit nicht zu bewältigen." Die hohe zeitliche Investition lohnt sich aus Sicht von Robert Franke: "Um unseren Meisternachwuchs steht es gut. Trotz gelegentlicher Schwankungen haben wir seit Jahren recht konstante Zahlen und unsere Meisterkurse sind ausgebucht."

Ehrenamt ist Rückgrat des Handwerks


Wie wichtig das vielfältige ehrenamtliche Engagement im Handwerk ist, bringt Ralph Bührig, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Potsdam, auf den Punkt: "Das Ehrenamt ist das Rückgrat des brandenburgischen Handwerks. Ohne das freiwillige Engagement vieler Handwerkerinnen und Handwerker in den Handwerksorganisationen wäre die Selbstverwaltung und die hohe Qualität bei der Ausbildung und den Prüfungen nicht denkbar. Ob bei Gesellenprüfungen, als Mitglied im Meisterprüfungsausschuss, als Vertreter in Kammern und Innungen – viele Ehrenamtliche bringen nicht nur Fachwissen ein, sondern auch Haltung, Verantwortung und Herzblut für das Handwerk.

Gerade in Brandenburg, wo das Handwerk mit seinen fast 38.000 Betrieben Basis der Wirtschaft ist, leistet das Ehrenamt einen unverzichtbaren Beitrag zur Fachkräftesicherung und zur Stärkung der regionalen Wirtschaft, aber auch für die Arbeit in Sportvereinen oder der freiwilligen Feuerwehr. Es schafft Verlässlichkeit, fördert Gemeinschaft und gibt dem Handwerk ein Gesicht. Die brandenburgischen Handwerkskammern setzen sich deshalb dafür ein, dass dieses Engagement sichtbar, wertgeschätzt und unterstützt wird – denn wer sich für das Handwerk stark macht, verdient auch gute Rahmenbedingungen."

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Text: / handwerksblatt.de

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