Beim Cafébesuch zu Corona-Zeiten müssen sich Inhaber, Mitarbeiter und Gäste an strikte Regeln halten. Bäcker- und Konditormeisterin Priyanka Balamohan (r.) bewährt sich auch als Krisenmanagerin.

Beim Cafébesuch zu Corona-Zeiten müssen sich Inhaber, Mitarbeiter und Gäste an strikte Regeln halten. Bäcker- und Konditormeisterin Priyanka Balamohan (r.) bewährt sich auch als Krisenmanagerin. (Foto: © Monika Nonnenmacher)

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Café-Inhaber zwischen Freude und Sorge

Seit 11. Mai dürfen Bäckereien in NRW wieder ihre Cafés öffnen. Bäcker- und Konditormeisterin Priyanka Balamohan hat zum Start alle Hände voll zu tun.

Das hat sie überrascht, sagt Priyanka Balamohan: Am 6. Mai beschließt die Landesregierung von NRW, die Corona-Beschränkungen weiter zu lockern. Auch Cafés dürfen unter bestimmten Voraussetzungen und mit Auflagen wieder öffnen. Los geht es schon ab dem 11. Mai. Da bleibt der Bäcker- und Konditormeisterin nicht viel Zeit zur Vorbereitung und Umsetzung der Vorgaben. Dazu gehört unter anderem, dass Café-Inhaber ein Hygienekonzept haben und für den notwendigen Abstand von mindestens 1,50 Meter zwischen den Gästen sorgen müssen.

Miss Handwerk 2019 als Krisenmanagerin

Priyanka Balamohan ist nicht nur Miss Handwerk 2019 (zuletzt war sie in der Kochshow "Handwerk kocht" zu sehen), sondern auch das sympathische Gesicht der Kölner Bäckerei und Konditorei Kuhl, die von ihrem Vater Somasundaram Balamohan geführt wird. Zu der gut besuchten Bäckerei gehört auch das Café. Darüber hinaus betreiben die Balamohans noch eine kleinere Filiale, die Bäckerei Mülder. Seit der Covid19-Epidemie kümmert sich Priyanka Balamohan zusätzlich zu ihren Aufgaben in Geschäft und Backstube um das Krisenmanagement.

Das sei eine ganz neue Erfahrung, und sie habe sich teilweise alleingelassen gefühlt, weil keiner ihr zu Beginn der Einschränkungen habe sagen können, welche Auflagen für ihre Geschäfte gelten oder welche Nothilfen in Frage kommen, erklärt sie. Täglich seien neue Nachrichten und Beschlüsse veröffentlicht worden, aus denen sie mühsam das für sie Wichtige habe herausfiltern müssen. Hilfreiche Informationen, die zu ihrer Branche und Situation passten, habe sie schließlich beim Verband des Rheinischen Bäckerhandwerks gefunden.

Beschränkungen sorgen für hohe Umsatzeinbußen

Sie rechnet mit Umsatzeinbußen von 40 bis 50 Prozent aufgrund der Corona-Beschränkungen. Zwar habe gerade die kleinere Bäckerei-Filiale mehr verkauft als vorher, was laut der Konditormeisterin daran liegen könnte, dass die Menschen sich in dieser Situation etwas gönnen wollten. Dafür sei das Geschäft mit der Belieferung von Restaurants, Kitas und Unternehmen komplett eingebrochen, und auch der Umsatz des Cafés inklusive Mittagstisch sei weggefallen.

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Sie habe schweren Herzens die 30 Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken und die NRW-Soforthilfe für Unternehmen beantragen müssen. "Das Geld ist am Tag nach dem Antrag auf dem Konto gewesen. Da war NRW vorbildlich", sagt Priyanka Balamohan. Es sei viel Arbeit gewesen, die Geschäfte darauf einzustellen, Kosten zu sparen, und das auch den Mitarbeitern zu erklären. "Das ist für alle sehr belastend. Umso mehr, weil keiner weiß, wie es weitergehen wird."

Die Corona-Auflagen hat sie in Eigenregie mit ihrem Team umgesetzt: das Café abgesperrt, Schilder angebracht, um die Kunden zu informieren, dass sich jeweils nur vier im Laden aufhalten dürfen, Gesichtsschilder aus Plexiglas für die Mitarbeiter besorgt. "Die sind für das Personal angenehmer zu tragen, außerdem bleibt der Kontakt zum Kunden besser bestehen, weil er die Mimik sieht."

Selbstdisziplin der Kunden ist gefragt

Jetzt ist sie froh über die Öffnung des Cafés: "Es muss Lockerungen geben, weil ich nicht weiß, wie wir das sonst hinbekommen sollen." Aber auch ein wenig besorgt: "Es erfordert von den Kunden viel Selbstdisziplin, den nötigen Abstand einzuhalten. Ich hoffe, dass die Menschen verstehen, warum gelockert wird und unter welchen Bedingungen." Ihre Befürchtung: Nehmen die Bürger die Epidemie aufgrund der Lockerungen auf die leichte Schulter, könnte die Zahl der Infizierten wieder steigen, und sie müsste wieder schließen.

Der Café-Betrieb in Corona-Zeiten muss gut durchdacht sein und ist mit größerem Aufwand verbunden: Priyanka Balamohan hat einige Tische und Stühle weggeräumt oder auf der Terrasse mit Sperrband abgeklebt, damit die Gäste Abstand wahren können, nach jedem Besucher werden zudem die Tische desinfiziert. "Es ist mühsam, jeden Kunden mit Namen sowie Ein- und Austritt aus dem Café zu registrieren", sagt sie. Da müsse sich wohl erst eine Routine einstellen. Auch gebe es viele Gespräche darüber, welcher Kunde, wann und wo eine Maske tragen müsse. "Wir sind gezwungen, Regeln zu rechtfertigen, die wir selbst nicht ganz erklären können."

Noch trauten sich auch nur wenige Kunden, wieder ganz normal im Café ihren Kuchen oder ein warmes Gericht zu genießen. Es sei kein Vergleich zu früher, so Priyanka Balamohans Fazit der ersten Tage. "Ich bin aber sehr glücklich darüber, meinen Stammkunden jetzt wieder einen Platz anbieten zu können, um in Ruhe zu frühstücken. Mir hat es immer leid getan, sie draußen stehen und essen zu sehen." Insgesamt sei es ein schöner Schritt nach vorne.

Noch keine Rückkehr in die Normalität

An Investitionen oder die Einstellung von Personal sei laut der jungen Frau jedoch noch lange nicht zu denken, da niemand absehen könne, wie lange die Krise noch dauert. "Das ist keine leichte Zeit, hoffentlich ist sie bald vorbei."

Auflagen für Cafés- Innen- und/oder Außenbereich darf geöffnet werden.
- Gäste müssen mit Hinweisen am Eingangsbereich über Zutrittsbeschränkungen u. Abstands- und weitere Regelungen informiert werden. (RLP und Saarland)
- Mitarbeiter mit direktem Gästekontakt müssen Mund-Nase-Schutz tragen. Im Saarland gelten Gesichtsvisiere nicht als Ersatz.
- Das Abstandsgebot von 1,50 Metern der Stuhl-Tisch-Einheiten untereinander muss eingehalten werden.
- Mindestabstand der Mitarbeiter zueinander und zu Gästen muss eingehalten werden, wo das nicht möglich ist, müssen Trennwände aufgebaut werden. (Saarland)
- Kontaktlose Zahlung oder Einrichtung eines Kassenarbeitsplatzes mit Hygienevorkehrung ist erforderlich. (Saarland)
- Die zulässige Gästezahl am Tisch richtet sich nach den geltenden Kontaktbeschränkungen der Bundesländer. 
- Regelmäßiges Lüften von Innenräumen ist erforderlich. (RLP und Saarland)
- Das Abnehmen der Mund-Nase- Abdeckung ist erst/nur am Tisch erlaubt.
- Es sollten Reservierungen genutzt werden. (Pflicht in RLP und Saarland)
- Gäste müssen einem Tisch zugeordnet werden (Sitzplatzpflicht).
- Gäste müssen sich bei Betreten der Gastronomie die Hände waschen beziehungsweise desinfizieren können.
- Die Gästebewegung muss dokumentiert werden: Entweder mit einer Namensliste auf den Tischen, die für vier Wochen aufbewahrt wird, oder mit einer fortlaufenden Liste. Auf den Erfassungsbögen muss ein Datenschutzhinweis stehen.
- Es muss ein Hygienekonzept vorliegen. (NRW und Saarland)
- Gebrauchtes Geschirr muss in der Spülmaschine bei mindestens 60°C gereinigt werden. (RLP und Saarland)
- Zugangsregelung zu Gästetoiletten inklusive Personenanzahlbeschränkung und Abstandregelung muss geschaffen werden. Von Reinigungskraft unterschriebener Aushang mit Reinigungszyklen ist erforderlich, sowie ausreichend Flüssigseife, Einmalhandtücher, Infos zum Händewaschen und zu Abstandsregelungen. (RLP)
- Selbstbedienungsangebote und Thekenverkauf sind nicht zulässig.
- Gästen, die nicht zur Einhaltung der Regeln bereit sind, darf im Rahmen des Hausrechtes der Zutritt verwehrt werden. (NRW)
- Der Gastronom muss über die Tischanord­nungen und Bewegungsflächen eine Raumskizze erstellen und vorhalten, aus der sich die Abstände erkennen lassen. (NRW)
- Gebrauchsgegenstände wie Bestecke oder Zahnstocher dürfen nicht offen auf den Tischen stehen.
- Kontaktflächen wie Stuhl, Tisch, Speisekarten, Gewürzspender werden nach jedem Gästewechsel gereinigt und desinfiziert.
Quellen: Verband des Rheinischen Bäckerhandwerks; Landesregierung Rheinland-Pfalz, Landesregierung Saarland

Text: / handwerksblatt.de

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