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Frauen erobern das Handwerk

Fast jeder vierte Handwerksbetrieb in Brandenburg wird von einer Frau geführt, und immer mehr Frauen absolvieren eine Meisterprüfung.

In ganz Deutschland gibt es über 200.000 weiblich geführte Handwerksunternehmen. Damit liegt das Handwerk im Vergleich zum gesamten Mittelstand gut im Rennen. Von den rund 3,8 Millionen Mittelständlern in Deutschland wurden laut KfW Bank zuletzt fast 20 Prozent von einer Chefin geführt.

Dabei sind die weiblichen Führungskräfte im Handwerk allerdings ungleich verteilt. Zwar finden sich Frauen als Chefinnen heute in allen Handwerksberufen, doch bisher konzentrieren sich Frauen oft auf die dienstleistungsnahen Gewerke. Im Fokus stehen beispielsweise das Friseurhandwerk, das Maßschneiderhandwerk oder eine berufliche Selbstständigkeit als Kosmetikerin. Das Sanitärhandwerk, das Baugewerbe, das Maurerhandwerk oder die Kfz-Werkstätten sind weiterhin klar männerdominiert.

Noch mehr Chefinnen im Handwerk wünschenswert

Doch das Potenzial von Frauen als Unternehmerinnen im Handwerk liegt immer noch weitaus höher. Zumal Frauen ganz eigene Führungskompetenzen einbringen und damit auch traditionelle Rollenbilder im Handwerk aufbrechen und zugleich Vorbildfunktion für nachkommende Generationen übernehmen. Gerade bei der hohen Zahl der zur Nachfolge anstehenden Handwerksbetriebe in Brandenburg sind noch mehr Chefinnen im Handwerk wünschenswert. Studien belegen, dass Frauen in Führungspositionen zumeist andere Schwerpunkte setzen als Männer. So ergab eine Studie des Verbands deutscher Unternehmerinnen, dass Frauen einen stärkeren Fokus auf Kreativität, Fürsorglichkeit und Teamfähigkeit legen. Auch intensive Kundenbindungen und gute Beziehungen zu den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen werden von Frauen stärker als Erfolgsfaktoren gewertet.

Corina Reifenstein, Präsidentin der HWK Cottbus, sagt: "Ob als Unternehmerin oder als mitarbeitende Ehefrau – Frauen tragen in Handwerksbetrieben eine große Verantwortung. Weil das so ist, spielen sie auch beim Thema Nachfolge eine zentrale Rolle."

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Anderer Stil der Kommunikation

Für Dörte Thie, Vizepräsidentin der HWK Potsdam, Obermeisterin im Vorstand der Mitteldeutschen Zahntechniker-Innung und Inhaberin des Dental-Studios Dörte Thie in Blankenfelde-Mahlow, ist die Rolle als Führungskraft im Unternehmen nichts Neues. Sie ist seit 1990 Unternehmerin im Handwerk. Dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Chefinnen eine besondere Rolle spielt, kann Dörte Thie nur bestätigen: "Die Familie ist der entscheidende Faktor. Hier müssen bessere Rahmenbedingungen geschaffen werden, um noch mehr Frauen für die Gründung und Leitung eines Handwerksbetriebs begeistern zu können", sagt Thie.

So läge das Thema flexible Arbeitszeiten im Betrieb Frauen besonders am Herzen. Aus ihrer Erfahrung bringen Frauen, so Thie, zudem Emotionalität und einen an­ deren Stil der Kommunikation als besondere Führungskompetenzen in die Teamarbeit ein. Ihre Beobachtung: "Dadurch lässt sich ein Team eher für eine Aufgabe begeistern und mitreißen." Dörte Thie gibt zudem zu bedenken: "Gerade in größeren Handwerksbetrieben gibt es gemischte Führungsteams. Hier können Frauen beispielsweise auch die wirtschaftliche Führung des Unternehmens übernehmen."

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Text: / handwerksblatt.de

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