Von der Mitarbeiterin zur Chefin
Schon als Mitarbeiterin der Steinbildhauerei Zacharzewski zeichnete sich Marilyn Lindner durch Kompetenz, Zielstrebigkeit und ein Gespür für die Wünsche ihrer Kunden aus. Heute ist sie Chefin des Gelsenkirchener Traditionsbetriebs.
Dieser Artikel gehört zum Themen-Special GründerNavi – für Gründer und junge Unternehmen
Unterstützt wurde sie bei der Übernahme des Unternehmens durch die Bürgschaftsbank NRW. Bereits während eines zweiwöchigen Schülerpraktikums wurde ihr klar, dass sie eine Ausbildung zur Steinmetzin beginnen wollte. Nach abgeschlossener Ausbildung zeigte sich schnell, dass sie die richtige Wahl getroffen hatte. Davon war auch ihr damaliger Chef überzeugt, der ihr 2017 das erste Mal die Betriebsübernahme anbot. Marilyn Lindner absolvierte daraufhin die Meisterschule mit Erfolg und bereitete sich minutiös auf die Übernahme vor.
Finanzierung auf solide Beine gestellt
Foto: © Peter HornUnterstützung fand Marilyn Lindner bei ihrer Hausbank und der Bürgschaftsbank NRW, die das Vorhaben mit einer 80-prozentigen Bürgschaft förderte. Oliver Kelzenberg, Berater bei der Bürgschaftsbank NRW, stand dazu in engem Austausch mit der jungen Selbstständigen. So musste der Finanzbedarf für Firmenwert, Warenlager, Betriebsmittel sowie Anlauf- und Werbekosten ermittelt werden und die Finanzierung auf solide Beine gestellt werden. Kelzenberg war schnell überzeugt von der Eignung der jungen Steinbildhauerin, zeigte sie sich doch gut vorbereitet und brachte darüber hinaus die Durchsetzungskraft für das Führen des Betriebs mit.
Da der Betrieb in Gelsenkirchen gut eingeführt war, bot es sich an, die Firmierung beizubehalten. Auch die sechs Mitarbeitenden übernahm die frischgebackene Unternehmerin. Hinzu kamen zwei weitere Mitarbeitende, die sie in den Folgejahren einstellte. Schwerpunkte des 1959 gegründeten Unternehmens sind Grabmalgestaltung, Dauergrabpflege für das Natursteinmaterial, Gartengestaltung sowie Arbeiten in der Baubranche. Auch Dienstleistungen um Restaurierung und Denkmalpflege gehören zum Angebot. So hat Marilyn Lindner von der Stadt Gelsenkirchen jüngst den Auftrag für die Restaurierung der sowjetischen Kriegsdenkmale erhalten, für 2025 ist bereits die Restaurierung eines größeren Ehrenmals in Marl in Planung.
Individuelle Beratung
Kundinnen und Kunden schätzen das Feingefühl der jungen Unternehmerin, ihre Empathie bei der Beratung sowie ihre Kompetenz bei der handwerklichen Umsetzung. Wird ein Grabstein gesucht, redet sie mit den Betroffenen mehrere Stunden über die verstorbene Person, um den Stein so persönlich wie möglich zu gestalten. So kann zum Beispiel der Lieblingsbaum im Garten teilplastisch in den Stein gemeißelt werden. "Oft ist dies ein Prozess. Im Erstgespräch zeigen sich die meisten Kundinnen und Kunden reserviert, was absolut nachvollziehbar bei diesem sensiblen Thema ist. Umso schöner ist es, mit anzusehen, wenn sie in jedem Folgegespräch auftauen", erklärt Marilyn Lindner.
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Frau Lindner zeigte sich branchenerfahren, kompetent und sehr gut auf ihre Selbstständigkeit vorbereitet. Zudem zeugte es von Durchsetzungskraft, sich als Frau in dieser eher männerdominierten Branche ein Standbein aufzubauen.
Oliver Kelzenberg, Firmenkundenberater bei der Bürgschaftsbank NRW Foto: © Bürgschaftsbank NRWZu den Besonderheiten der Steinbildhauerei gehören eine öffentliche Ausstellung, die Kundinnen und Kunden die Gelegenheit gibt, sich auch sonntags ganz in Ruhe umschauen zu können, sowie ein Kunst-Stein-Garten mit kunsthandwerklichen Natursteinobjekten inmitten einer Grünanlage.
Die Übernahme erfolgte schließlich 2021 reibungslos. Im April 2023 ist Marilyn Lindner Mutter geworden. Aus der Übernahme wurde ein Familienbetrieb: So ist zwischenzeitlich auch ihr Ehemann ins Unternehmen eingestiegen. Marilyn Lindner zeigt sich zufrieden: "Ich bin sehr dankbar für die Unterstützung, die ich sowohl von Herrn Zacharzewski als auch von der Haus- und Bürgschaftsbank erfahren durfte."
Checkliste: So funktioniert eine Bürgschaft
Das sollten Antragsteller wissen:
✔️ Ausfallbürgschaften kann jeder Gründer, Unternehmer und Freiberufler beantragen. Es muss sich um ein klein- oder mittelständisches Unternehmen handeln.
✔️ Sie brauchen für Ihr Tätigkeitsgebiet entsprechende persönliche, kaufmännische und fachliche Qualifikationen.
✔️ Erforderlich ist ein Businessplan mit einer wirtschaftlichen Prognose, die belegt, dass sich aus dem Geschäftsbetrieb der Kapitaldienst und ein angemessener Lebensunterhalt erwirtschaften lässt.
✔️ Die Anträge laufen in der Regel über die Hausbank. Bürgschaften können aber auch direkt bei der Bürgschaftsbank beantragt werden. Einfach und schnell geht es über das Finanzierungsportal ermoeglicher.de.
✔️ Die maximale Bürgschaftssumme liegt bei 2 Millionen Euro.
✔️ Bürgschaften gibt es für nahezu jedes Vorhaben und Projekt, wenn die Perspektive stimmt. Ausgenommen sind Sanierungsmaßnahmen, Umschuldungen sowie Maßnahmen, die nach den EU-Wettbewerbsregeln nicht beihilfefähig sind.
✔️ Wenn zusätzlich Eigenkapital benötigt wird, empfiehlt die Bürgschaftsbank eine Mitwirkung der KBG NRW.
Weitere Informationen zu den Produkten der Bürgschaftsbank finden Sie unter: nrw.ermoeglicher.de
Fazit
Finanzierung: Vor der Gründung muss der Finanzbedarf für das Vorhaben ermittelt werden.
Beratung: Die Bürgschaftsbank berät bei Kreditanliegen und übernimmt Sicherheiten gegenüber der Hausbank.
Vorbereitung: Eine gründliche Vorbereitung erhöht die Chancen für die Übernahme einer Bürgschaft.
Businessplan: Mit einem Businessplan belegt der Gründende die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens.
Risikominimierung: Durch die Bürgschaft wird das persönliche Risiko des Kreditnehmers minimiert.
Verbesserte Konditionen: Eine Einbindung der Bürgschaftsbank ist oft mit verbesserten Kreditkonditionen verbunden.
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Text:
Claudia Stemick /
handwerksblatt.de
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