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HWK des Saarlandes | Oktober 2024
htw saar lädt ein zum Technologietag
Die Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes lädt alle Interessierten am 24. Oktober herzlich zum Technologietag "Additive Fertigung" ein.
Bäckermeister Stefan Jülly (l.) führt den Betrieb in dritter Generation. Er und sein Mitarbeiter Granit Sulejmani leiden unter der Unsicherheit. (Foto: © Ellen Thum)
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Energieintensive Betriebe wie der von Bäckermeister Stefan Jülly hoffen auf schnelle Hilfen seitens der Politik und brauchen Planungssicherheit. Auch die Sorgen der Beschäftigten wachsen. Ein Werkstattbesuch.
"Wir hätten viel früher klare Ansagen gebraucht, was die Politik zu tun gedenkt, um energieintensive Betriebe wie uns zu entlasten. Wir müssen wissen, woran wir sind." Bäckermeister Stefan Jülly braucht Planungssicherheit und Klarheit über die politischen Rahmenbedingungen. Um nicht von den steigenden Energiekosten erdrückt zu werden, hat er einen Flüssiggastank für seine Bäckerei in Lambsheim (Rheinland-Pfalz) bestellt.
"Zurzeit bezahle ich in meinem alten Vertrag noch einen Arbeitspreis von rund vier Cent pro Kilowattstunde Erdgas, für Flüssiggas muss ich zehn Cent zahlen. Das ist zwar teurer, aber bei weitem noch nicht so teuer wie die Weiternutzung von Erdgas, für das ich ohne den Gaspreisdeckel ab Januar 2023 26,7 Cent hätte zahlen müssen. Und davon musste ich ausgehen, als ich die Entscheidung für den Flüssiggastank zu treffen hatte", rechnet der Unternehmer vor.
Für die Umrüstungskosten der Maschinen im Betrieb hat Jülly etwa 10.000 bis 12.000 Euro veranschlagt. Ohne zu wissen, ob diese Investition langfristig und somit rentabel sein wird, musste er schon im Oktober über die Anschaffung entscheiden. Wenn der Gaspreisdeckel für Handwerksbetriebe die Preise dauerhaft niedrig hält, könnte es sein, dass die Investition unrentabel wird, berichtet er.
Zumal der Betriebsinhaber auch in Flüssiggas keine langfristige klimafreundliche Lösung sieht. Viel lieber wäre ihm eine umweltfreundliche Heiztechnik, doch an die sei in der Kürze der Zeit nicht zu denken.
"Die Entscheidung für den Einsatz von Flüssiggas gibt mir im Moment eine gewisse Planungssicherheit, da hier die Gefahr von Lieferengpässen geringer ist – und das ist entscheidend."
Jülly ist froh, dass der Tank im Dezember kommen soll. "Denn wir kämen nicht über die Runden, wenn ich nur für den reinen Arbeitspreis von Gas – also ohne Steuern und Abgaben – jährlich statt wie bisher 8.000 bis 9.000 Euro nun ab nächstem Jahr 95.000 Euro hätte zahlen müssen. Durch die Deckelung wird diese Summe nun immerhin auf das Dreifache des ursprünglichen Preises reduziert."
Dazu kommen drastische Verteuerungen bei den Rohstoffen. Das Mehl kostet den Bäckermeister jetzt doppelt so viel wie im Vorjahr, Frischwaren wie Butter und Sahne sogar mehr als das Doppelte. Für ein Kilogramm Butter zahlt der Betrieb mittlerweile zehn statt vier Euro. "Wir sind froh, dass wir unsere Rohmaterialien aus regionalen Quellen beziehen, so sind wir wenigstens nicht von Lieferkettenproblemen betroffen und der Bezug ist gesichert", erläutert Jülly.
Die steigenden Strompreise will der Bäckermeister so gut wie möglich mit einem seit 2010 vorhandenen Blockheizkraftwerk sowie einer neuen großflächigen Photovoltaikanlage abmildern. "Die Verträge dafür haben wir unterschrieben; bis März oder April nächstes Jahr soll die Anlage geliefert und fertig montiert sein."
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Jülly beschäftigt 19 Mitarbeiter im Verkauf der Hauptbäckerei und den Filialen sowie in der Backstube. Er führt den 1949 gegründeten Familienbetrieb seit 2016 in der dritten Generation.
Seine Frau Isabel und sein Vater Wolfgang arbeiten in der Backstube mit, seine Mutter kümmert sich immer noch um einen großen Teil der anfallenden Arbeiten im Büro. "Es gab schon öfter unruhige Zeiten und wir haben immer versucht, uns rechtzeitig darauf einzustellen. Bisher ist uns das auch ganz gut gelungen, aber eine derart gefährliche Kostenexplosion wie jetzt hatten wir noch nie", erinnert sich der 73-jährige Seniorchef.
"Wir haben früher auch investiert, doch da war alles planbarer. Wir waren uns des unternehmerischen Risikos bewusst und haben daraufhin fundierte Entscheidungen treffen können. Heute sind wir getrieben von der geopolitischen Situation und wissen nicht, was die nächsten Wochen bringen werden. Diese Unberechenbarkeit treibt uns um", berichtet Stefan Jülly.
Zudem spürt er die wachsende Kaufzurückhaltung der Kunden: "Die Menschen sparen auch an Lebensmitteln. Wir haben bereits einen Umsatzrückgang von acht bis zehn Prozent." Die Bäckerei musste schon die Preise anpassen, kann die Kosten aber nicht vollumfänglich weitergeben. Viele Kunden seien mit den Preiserhöhungen nicht einverstanden.
Jülly möchte den Betrieb weiterhin zukunftsfähig und klimafreundlich aufstellen. Die Photovoltaikanlage kostet etwa 150.000 Euro, doch diese Investition tätigt er gerne, "weil diese Technologie Zukunft hat". Den Gaspreisdeckel beurteilt er ambivalent. Einerseits begrüßt er die staatliche Unterstützung, andererseits sieht er auch die Gefahr, dass dringend benötigte Einspareffekte durch eine Preisdeckelung verpuffen könnten und es doch zu Versorgungsengpässen kommen könnte.
Auch die Mitarbeiter sind betroffen. Der aus Albanien stammende Granit Sulejmani ist seit sieben Jahren als Geselle im Betrieb. Täglich legt er 50 Kilometer von und zur Arbeit mit dem Auto zurück und hat dafür etwa 120 bis 140 Euro Mehraufwand an Benzinkosten im Monat. Wegen seiner nächtlichen Arbeitszeit in der Backstube kommt für ihn keine Fahrgemeinschaft oder die Nutzung von Bus und Bahn in Frage.
Auch die höheren Preise beim Familieneinkauf sowie die sich verdoppelnden Abschlagszahlungen für Energie schlagen kräftig zu Buche. "Es dauert sicher länger, bis wieder einigermaßen Normalität einkehrt", befürchtet Sulejmani.
Obwohl er selbst finanzielle Unterstützung gebrauchen könnte, wünscht er sich in erster Linie staatliche finanzielle Hilfen für den Betrieb zur Sicherung seines Arbeitsplatzes.
Sein Kollege Dominik Gasser lebt 16 Kilometer von seinem Arbeitsort entfernt und hat monatliche Mehrkosten an Fahrgeld von etwa 60 bis 80 Euro. Er lebt allein, sorgt sich aber auch wegen der steigenden Kosten und bangt um seinen Arbeitsplatz. Er wünscht sich, dass politische Entscheidungen schneller getroffen werden und der Ausbau der erneuerbaren Energien zügiger vorankommen möge.
Stefan Jülly hat den Wunsch, dass der Ukrainekrieg so schnell wie möglich aufhören und wieder Frieden in Europa einkehren möge. Auch er glaubt nicht, dass die Preise wieder auf Vorkrisenniveau sinken werden. Die Coronakrise hat er einigermaßen gut überstanden, Kurzarbeit konnte vermieden werden. Doch dies kann er für die Zukunft nicht mehr garantieren. "Mit den Energiekosten muss etwas passieren; wir brauchen von der Politik nicht nur Worte, sondern Taten, um überleben zu können."
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