Die lokalen und überregionalen Medien berichten fast täglich über den Fachkräftemangel und die Schwierigkeiten bei der Nachwuchssuche auf der einen und die guten Zukunftsperspektiven im Handwerk auf der anderen Seite. Warum den Trend nicht nutzen für PR in eigener Sache?
Es gibt in fast jedem Betrieb mindestens ein interessantes Thema für die Lokalzeitung, das Fernsehen oder ein Branchenmagazin, sagt das Team der Pressestelle der Handwerkskammer Heilbronn-Franken, das eine Broschüre zum Thema Pressearbeit speziell für Handwerker erstellt hat.
Denn auch in Zeiten von Instagram oder Facebook spielen die klassischen Medien noch eine wichtige Rolle, gelten als besonders vertrauenswürdige Informationsquelle. Ein Zeitungsartikel kostet im Gegensatz zu einer Anzeige nichts und hilft den Betrieben dabei, ihre Stärken zum Beispiel als familienfreundlicher Arbeitgeber, als sozial engagiertes Unternehmen oder als besonders nachhaltige Firma bekannter zu machen.
➨➨ Zum Leitfaden (pdf) So bringen Sie Ihren Betrieb in die Zeitung Pressearbeit für Handwerksbetriebe
Handwerker können im Grunde mit wenig Aufwand ihre Themen in den Medien platzieren und das Interesse der lokalen Redakteure wecken – auch ohne eine Agentur damit beauftragen zu müssen. Möglich ist zum Beispiel ein Bericht über einen Gesellen, der schon seit 40 Jahren im Betrieb ist, über die neue Mitarbeiterin aus der Ukraine oder über einen gelungenen Generationswechsel. Möglich sind auch Artikel über neue Produkte – vielleicht sogar eine eigene Erfindung – oder über den Umzug in neue Geschäftsräume. Ein Anlass können aber auch Themen sein, die die Menschen aktuell bewegen - etwa die Klimawende - und wie man damit umgeht.
Menschen interessieren sich für Menschen
Wichtig ist bei der Themenauswahl immer der Grundsatz, dass sich Menschen für Menschen interessieren. Was heißt, dass die Leser oder Zuschauer einen Bericht über ein neues Produkt in der Regel weniger spannend finden als eine Geschichte über die Menschen, die hinter der Innovation stehen. Oder dass sie sich weniger für einen Artikel über einen Neubau interessieren "als beispielsweise für die Eltern, die den Betrieb gründeten, die Mitarbeiter, die sich über moderne Arbeitsplätze freuen oder den Juniorchef, der eine zündende neue Idee hatte", heißt es in dem Leitfaden.
Christian Bönninger schreibt die Medien regelmäßig an, wenn es etwas Neues gibt in seinem Unternehmen. Foto: © Bönninger Gerüstbau GmbH & Co. KGGerüstbauermeister Christian Bönninger beispielsweise informiert immer mit einer kurzen Mail und ein paar selbst gemachten Fotos die Lokalpresse über neue Aktionen. Als er zum Beispiel ein großes Plakat gegen Rassismus am Dortmunder Hauptbahnhof aufgehängt hatte, schickte er eine kurze Pressemitteilung und traf damit einen Nerv.
Genauso als sein Team bei einer Weihnachtsfeier für ein Kinderhospiz Spenden sammelte, Geflüchteten aus der Ukraine half oder ein Gerüst auf einem 142 Meter hohen Turm in der Stadt errichtete.
Die lokalen Medien greifen die Meldungen des Familienunternehmens aus Dortmund-Brackel gerne auf. Auch wenn ein Mitarbeiter besonders lange zur "Bönninger-Familie" gehört, informiert Christian Bönninger die lokale Presse.
"Man muss Themen finden, die die Menschen bewegen, auf die Zeitungen zugehen und sollte dann relativ fertige Texte anbieten", sagt der Unternehmer. Um potenzielle Auszubildende, Fachkräfte und Auftraggeber zu erreichen ist das Unternehmen natürlich auch auf den Sozialen Medien aktiv: Von Tik Tok, über Instagram, Facebook bis hin zu LinkedIn.
Ausbildungskampagne, Mitarbeiterjubiläum oder soziales Engagement
Foto: © Set Point Medien GmbH/BüschAuch die Handwerksbäckerei Büsch aus Kamp-Lintfort verschickt regelmäßig Pressemitteilungen. Als sie im Frühjahr 2023 ihre eigene Ausbildungskampagne #unperfektperfekt vorstellte (siehe Foto), mit der die Bäckerei aus NRW "unperfektperfekte junge Menschen" mit Ecken und Kanten sucht, war die Resonanz gewaltig.
Nur zwei von vielen Beispielen, wie Betriebe mit einfachen Mitteln und ohne großen Aufwand mehr Bekanntheit in der Region aber auch darüber hinaus erreichen können - was am Ende auch hilft bei der Fachkräfte und Nachwuchssuche.
In eigener SacheAuch das Team des Deutschen Handwerksblatts freut sich über Pressemitteilungen von Handwerksbetrieben. Melden Sie sich, wenn Sie Ihre Geschichte erzählen möchten, gerne unter 0211/ 39098-42 (Kirsten Freund) oder schreiben Sie eine E-Mail an freund@handwerksblatt.de
Die Pressemitteilung: Kurz, knackig und das Wichtigste zuerst
Der erste Kontakt zu den Medien läuft meist über eine Pressemitteilung. Und die sollte möglichst kurz und knackig sein. Besonders wichtig ist dabei die Überschrift. Sie entscheidet, ob der Redakteur weiterliest oder ob er die E-Mail beziehungsweise den Brief direkt wegwirft.
Die Überschrift sollte schon die Kernbotschaft enthalten. Beispiel: "130 Jahre alte Tischlerei findet motivierten Nachfolger" oder " Handwerksbäckerei stellt allen Mitarbeitenden E-Autos zur Verfügung". Im ersten Absatz sollten dann die W-Fragen beantwortet werden (Wer, was, wann, wo, warum, etc.).
Rat der Presseexperten: "Das Wichtigste kommt immer zuerst, danach können Einzelheiten, Hintergründe oder Zusammenhänge erklärt werden. Wenn Sie über eine Veranstaltung berichten, schreiben Sie nicht chronologisch. Bei einem Bericht über ein Mitarbeiterjubiläum fangen Sie etwa mit der Auszeichnung/Urkundenübergabe an, nicht mit dem Eintreffen der Gäste oder der Begrüßung durch den Geschäftsführer."
Bessere Chancen auf eine Veröffentlichung hat man außerdem, wenn man Floskeln vermeidet (Beispiel: "Manfred Müller ist die gute Seele des Betriebs"), Superlative meidet ("die größte Innovation"), ebenso Fachbegriffe und Fremdwörter (BIM; CAD), lange Schachtelsätze sowie Verneinungen und Wertungen ("Eine wohlverdiente Ehrung für seine langjährige Treue").
Außerdem sollte der erste Satz einer Meldung nicht in der Vergangenheitsform stehen (Statt "Die Bäckerei Brot hat langjährige Mitarbeiter ausgezeichnet" besser "...zeichnet langjährige Mitarbeiter aus").
Am Ende des Textes kann man noch ein paar Informationen zum Betrieb ergänzen (Gründung, Mitarbeiterzahl, Spezialisierungen, Auszeichnungen etc.).
Im Idealfall weckt man mit seiner Geschichte dann so viel Interesse, dass eine Redakteurin oder ein Redakteur anruft und/oder vor Ort für einen größeren Artikel recherchiert.
Tipps für den Kontakt mit den Medien
- Bleiben Sie bei den Fakten: Eine E-Mail an die Redaktionen, die zu werblich formuliert ist, landet schnell im Papierkorb.
- Seien Sie auf Nachfragen vorbereitet: Sie müssen immer damit rechnen, dass die Pressevertreter mehr über Ihr Unternehmen wissen möchten. Beantworten Sie Nachfragen zeitnah und natürlich wahrheitsgemäß.
- Bleiben Sie authentisch: Versuchen Sie nicht, sich oder ihr Unternehmen als etwas Anderes zu verkaufen als Sie sind. Es ist üblich, dass Journalisten Angaben kritisch hinterfragen.
- Bieten Sie (mindestens) ein druckfähiges Foto (mindestens 300 dpi; kann auch mit dem Smartphone gemacht werden) am besten gleich mit an, das erhöht die Chancen, dass die Pressemitteilung veröffentlicht wird.
- Zitate sind immer gern gesehen. Der Zitierte sollte immer mit Vor- und Nachnamen genannt werden.
Quelle: HWH Heilbronn-Franken
Themen finden
In fast jedem Betrieb gibt es Themen, die sich für einen Bericht in der Zeitung eignen. Dabei gilt der Grundsatz: Menschen interessieren sich für Menschen. Also für die Gründer, Nachfolger, Jubilare, Auszubildenden oder die Erfinder hinter einer Innovation. Mögliche Aufhänger für einen Artikel sind:
- Mitarbeiterjubiläum
- Betriebsjubiläum
- Umzug
- Generationswechsel
- Neue Angebote / Produkte / Dienstleistungen
- Erfolgreicher Abschluss der Azubis
- Neue Azubis im Unternehmen
- Preise und Auszeichnungen
- Sponsoring und Spenden
- Neubau oder Ausbau
- Ehrenamtliches Engagement
- Saisonale Anlässe
- Innovationen / Patente
Pressetermine organisieren
Wer Journalistinnen und Journalisten einladen möchte, sollte möglichst etwas zu zeigen haben. Eine besondere neue Anlage, eine Erfindung, ein Neubau oder auch ein Tag der offenen Tür können solche Anlässe sein.
Checkliste zur Vorbereitung von Presseterminen
- Verschicken Sie die Einladung rechtzeitig, etwa zwei Wochen vor dem geplanten Termin.
- Legen Sie eine Uhrzeit für Beginn und Ende fest. So können alle Teilnehmer den Termin gut einplanen. Der Termin sollte nach Möglichkeit nicht zu viel Zeit in Anspruch nehmen und eher vormittags oder am frühen Mittag stattfinden.
- Informieren Sie auch über Anfahrt, Parkmöglichkeiten und den genauen Ort des Treffpunkts
- Bitten Sie um Rückmeldung bis zu einem bestimmten Termin. So können Sie in der Redaktion nachfragen, falls sich niemand anmeldet.
- Geben Sie auch bei der Einladung einen Ansprechpartner für die Anmeldung und Rückfragen an.
Checkliste zur Durchführung von Presseterminen
- Planen Sie für den Pressetermin ein festes Zeitfenster ein, das nicht gestört werden sollte.
- Begrüßen Sie kurz und stellen die Ansprechpartner/Teilnehmer vor.
- Wenn vorhanden, sind auch Namensschilder oder Betriebskleidung mit Namen eine gute Option.
- Planen Sie am Ende noch Zeit für Nachfragen ein, eventuell bei Getränken und einem kleinen Imbiss.
- Halten Sie Informationsmaterial bereit, das die Journalisten mitnehmen können (Visitenkarten, Betriebsbroschüre, Flyer, etc.)
Quelle: HWK Heilbronn-Franken
Zum Leitfaden So bringen Sie Ihren Betrieb in die Zeitung Pressearbeit für Handwerksbetriebe
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Text:
Kirsten Freund /
handwerksblatt.de
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