Oldenburger Friseure spenden Haare für die Rettung der Meere
Oldenburger Friseure befreien mit abgeschnittenen Haaren das Meer von Öl. Sie haben sich der Aktion "Hair help the oceans" angeschlossen. Die Kunden nehmen dafür auch höhere Preise in Kauf, die die Friseure wegen der Energiekrise verlangen müssen. "Aufpreis mit Meerwert" eben.
Dieser Artikel gehört zum Themen-Special So nachhaltig ist das Handwerk
Der natürliche Rohstoff Haar besitzt eine wertvolle Eigenschaft: Haare können sehr gut Fette aufnehmen. Was Tag für Tag auf unserem Kopf passiert und dafür sorgt, dass man seine Haare regelmäßig waschen sollten. Das endet allerdings nicht mit dem Friseurbesuch.
Foto: © Friseur-Innung Oldenburg"Auch abgeschnittene Haare sind weiterhin dazu in der Lage, Fette zu binden. Sogar bis zu acht Liter Öl kann ein Kilogramm Haare aufnehmen", berichtet Oliver Bremer, stellvertretender Obermeister der Friseur-Innung Oldenburg.
Die Friseure haben sich entschlossen hat, ihrem täglich anfallenden Abfallprodukt ein zweites Leben zu schenken und sich der Initiative "Hair help the oceans" angeschlossen.
Das ganze hat auch einen ersten Hintergrund: Das Friseurhandwerk leidet unter den Spätfolgen der Corona-Pandemie und den Auswirkungen der Energiekrise. "Unsere Kunden und Kundinnen mussten lange nötige, aber unbequeme Hygienevorschriften beim Haarschnitt über sich ergehen lassen.
Kunden einen "Meerwert" bieten angesichts der Preiserhöhungen
Obendrein wird nun alles teurer. Das wirkt sich nicht nur auf das verfügbare Budget unserer Kunden und Kundinnen, sondern auch auf unsere Kalkulation aus" – berichtet Oliver Bremer.
"Unsere Salons müssen beheizt und hell sein, unsere Föhne brauchen Strom und die Anhebung des Mindestlohns ab Oktober zieht Lohnsteigerungen auf vielen Gehaltsstufen nach sich. Da stößt eine Preiserhöhung natürlich auf wenig Gegenliebe und sicherlich überlegt sich der ein oder die andere zweimal, ob ein Besuch schon wieder sein muss." Deshalb wollen die Innungsbetreibe ihren Kunden und Kundinnen einen Mehrwert bieten. In diesem Fall wird daraus ein "Meerwert".
Haare werden zu Ölfiltern verarbeitet
So funktioniert es: Die beim Haarschnitt anfallenden Haarreste werden im Salon gesammelt und von der Organisation "Hair help the Oceans" regelmäßig abgeholt. Anschließend wird der Rohstoff in alte Nylonstrümpfe gefüllt, aus denen schwimmende Haarschläuche geknüpft werden.
Foto: © Friseur-Innung OldenburgDiese können bei Ölverschmutzungen in Gewässern dafür genutzt werden, um den Katastrophenherd sowohl physisch einzugrenzen als auch das ausgelaufene Öl zu binden.
Weiterer Vorteil: Die Haarschläuche lassen sich bis zu acht Mal waschen und erneut verwenden. So trägt jeder einzelne Haarschnitt dazu bei, Ölkatastrophen ganz ohne Chemikalien zu bekämpfen. Unter natürlichen Bedingungen kann der bakterielle Abbau von Öl etliche Jahre dauern – zu lang, um langfristige Umweltschäden zu vermeiden.
Marketingkampagne entwickelt
Foto: © Friseur-Innung OldenburgUm auf das Engagement der Oldenburger Innungsbetriebe - die dafür auch eine Monatsgebühr an die Initiative zahlen - aufmerksam zu machen, wurde eine ganzheitliche Kampagne unter dem Motto "Aufpreis mit Meerwert" entwickelt.
Teilnehmende Betriebe wurden laut der Innung mit Werbemitteln ausgestattet und erhalten Social-Media-Vorlagen für ihre eigenen Kanäle.
"Wer sich ab Oktober auf den Frisierstuhl in einem teilnehmenden Salon setzt, wird von einem Spiegelsticker begrüßt, auf dem ‚Während Sie hier sitzen, befreien Sie das Meer von Öl‘ prangt. Dazu sind passende Flyer zum Mitnehmen ausgelegt, die über die Aktion informieren," erklärt Ricus Dirks, Mitarbeiter für Öffentlichkeitsarbeit bei der Kreishandwerkerschaft Oldenburg und mitverantwortlich für die Kampagne.
Quelle: Friseur-Innung Oldenburg
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Text:
Kirsten Freund /
handwerksblatt.de
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