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Mareike Eckhardt hat den Familienbetrieb, den ihre Mutter 1982 gegründet hat, in den letzten zehn Jahren konsequent nach Nachhaltigkeitskriterien ausgerichtet.

Mareike Eckhardt hat den Salon, den ihre Mutter 1982 gegründet hat, in den letzten zehn Jahren konsequent nach Nachhaltigkeitskriterien ausgerichtet. Um ihr Wissen an Kollegen weiterzugeben, hat sie ein Beratungsunternehmen gegründet. (Foto: © Top Hair International / Melanie Fredel)

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Friseurmeisterin Mareike Eckhardt: Mehr Erfolg durch Nachhaltigkeit

Wie Mareike Eckhardt ihren Friseursalon "Meyer - einfach schön" zum grünen Vorzeigesalon gemacht hat und warum sich Nachhaltigkeit auch wirtschaftlich rechnet.

In der kleinen Gemeinde Hünxe am Niederrhein führt Mareike Eckhardt den Friseursalon "Meyer – einfach schön" mit einer klaren Vision für die gesamte Branche: Nachhaltigkeit soll im Friseurhandwerk zum Standard werden. Die 39-jährige Friseurmeisterin hat den Familienbetrieb, den ihre Mutter 1982 gegründet hat, in den letzten zehn Jahren konsequent umgestaltet. "Wir wollen zeigen, dass man auch im Kleinen Großes bewirken kann und dass sich Nachhaltigkeit obendrein wirtschaftlich für das Unternehmen rechnet", erzählt Mareike Eckhardt.

Ein bienenfreundliches Beet und eine begrünte Fassade empfangen die Kundschaft. Foto: © Mareike EckhardtEin bienenfreundliches Beet und eine begrünte Fassade empfangen die Kundschaft. Foto: © Mareike Eckhardt

Für ihr umfassendes Konzept erhielt sie Ende März den Top Hair Award 2025, den "Oscar der Friseurbranche", in der Kategorie Eco Future. 2023 war sie Zweitplatzierte beim Klimaretter Award, den der Workwear-Hersteller Fristads gemeinsam mit dem Deutschen Handwerksblatt ausrichtet.

Schon die Außengestaltung des Salons macht deutlich, wie ernst die Unternehmerin es meint: Die Fassade ist mit Hängepflanzen begrünt. "Für eine bessere Luft und mehr Insektenvielfalt." Ein bienenfreundliches Beet empfängt Kundinnen und Kunden mit fröhlichen Farben. Ein lokaler Imker produziert eigens einen Honig für "Meyer – einfach schön".

Saloneinrichtung mit viel Holz

Das Holz stammt aus heimischer Produktion und lässt sich aufbereiten. Foto: © Top Hair International / Melanie FredelDas Holz stammt aus heimischer Produktion und lässt sich aufbereiten. Foto: © Top Hair International / Melanie Fredel

Die Saloneinrichtung ist aus Holz aus regionaler Produktion. "Das schafft nicht nur eine angenehme Atmosphäre, sondern ermöglicht es uns auch, die Möbel regelmäßig aufzuarbeiten, statt sie alle zehn Jahre neu zu kaufen", erklärt Eckhardt. Im Friseuralltag entsteht viel Abfall – vor allem durch abgeschnittene Haare. Statt diese zu entsorgen, sammelt das Team sie für die Initiative "Hair help the Oceans". Aus den Haaren werden Matten gefertigt, die als natürliche Filter zur Reinigung von Meeren, Häfen und Flüssen dienen. Ein Kilogramm Haare kann bis zu acht Liter Öl, Benzin oder Sonnenmilchreste aufnehmen. "Die Mitgliedschaft kostet uns etwa 25 Euro im Monat. Dafür verringert sich der Müll im Salon aber auch enorm. Zudem trägt das zur Kundenbindung bei", sagt die Friseurmeisterin. 

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Viele der umgesetzten Maßnahmen fördern nicht nur den Umweltschutz, sondern stärken auch die Kundenbindung. So können alle Shampoo- oder Conditionerflaschen im Salon wieder aufgefüllt werden. Wer ein eigenes Handtuch mit Logo kauft, es zu Hause wäscht und mitbringt, spart beim nächsten Besuch einen Euro. Um Wasser zu sparen, sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angehalten, das Wasser beim Schamponieren auszustellen. "Und das kleine Sieb am Hahn tauschen wir regelmäßig aus, was den Wasserfluss zu optimieren."

Aluminium geht nach Gebrauch zum örtlichen Wertstoffhandel

Die Nachfüllstation für Pflegeprodukte Foto: © Top Hair International / Melanie FredelDie Nachfüllstation für Pflegeprodukte Foto: © Top Hair International / Melanie Fredel

Komplett abfallfrei kann auch ein nachhaltiger Friseursalon nicht sein. "Leere Farbtuben oder Haarspraydosen lassen sich nicht vermeiden", erzählt Mareike Eckhardt. Auf Pflanzenfarben oder Henna verzichtet sie bewusst: "Wir wollen eine hohe Qualität bieten – das erwarten unsere Kunden." Die Tuben oder Dosen landen aber nicht wie üblich im gelben Sack. Alles, was aus Aluminium ist, geht direkt an einen örtlichen Wertstoffhandel. "Auch das ist ein super Einsparpotenzial", berichtet die Unternehmerin.

Ihre Mission ist es, zu zeigen, dass nachhaltiges Wirtschaften Kosten spart, Kunden bindet und zu einem zufriedenen, produktiveren Team beiträgt. "Es gibt eigentlich keinen Grund, warum das nicht jeder Betrieb macht", sagt sie.

Sorgsamer Umgang mit Mitarbeitern

Vor ihrer Ausbildung zur Friseurin hat Mareike Eckhardt ein duales Studium zur Verwaltungsfachwirtin absolviert. "Das hat mich aber nicht erfüllt." Nach der Meisterprüfung arbeitete sie in Salons in Düsseldorf und in den USA. "2012 hat es mich wieder nach Hause gezogen." Mit der Geburt ihrer beiden Söhne kam die Frage auf: "Welche Welt hinterlassen wir unseren Kindern?" Was sie privat veränderte, übertrug sie nach und nach auch auf ihren Betrieb. "Seit vier Jahren verfolgen wir das Thema Nachhaltigkeit konsequent und haben uns zehn goldene Regeln aufgestellt. Danach werden auch die Lieferanten und Produkte ausgewählt." (Siehe unten).

Nach viel positivem Zuspruch gründete sie 2023 ihr Beratungsunternehmen "Mareike Eckhardt – natürlich erfolgreich" und gibt ihre Ideen als Beraterin oder Speakerin, unter anderem als Nachhaltigkeitsbotschafterin für Wella, auf Veranstaltungen an andere weiter.

Unter Nachhaltigkeit versteht die Friseurmeisterin aber nicht nur Umweltschutz, sondern auch den sorgsamen Umgang mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. 14 Angestellte inklusive zwei Auszubildenden hat der Salon. Darunter auch ein Syrer. Sie ziehen inzwischen beim Thema Umweltschutz an einem Strang. Gemeinsam nehmen sie jährlich an der Aktion "RhineCleanUp" teil und sammeln Müll entlang des Flusses.

Das Engagement spricht sich rum. Der Kundenstamm des Salons hat sich sukzessive vergrößert. "In den letzten fünf Jahren haben wir unseren Umsatz um 60 Prozent steigern können und sind mit zwei neuen Vollzeitkräften moderat gewachsen."

Zehn goldene Regeln:Friseurmeisterin Mareike Eckhardt hat für ihr Beratungsunternehmen "Mareike Eckhardt – natürlich erfolgreich" zehn Regeln aufgestellt. Produkte und Materialien schaffen es nur in die Salons, wenn sie mindestens vier dieser Kriterien erfüllen. Vorab gibt es vier No-Gos: Verletzung von Menschen- oder Tierrechten, Einsatz von Kinderarbeit oder Zwangsarbeit und wenn das Unternehmen keine Maßnahmen zum Umweltschutz verfolgt.
1. vegane und tierversuchsfreie Inhaltsstoffe
2. recycelte Materialien
3. transparente Beschaffung/Lieferketten
4. gutes Chemikalienmanagement
5. reduzierter ökologischer Fußabdruck
6. Kalkulation des CO2-Fußabddrucks
7. Zirkularität
8. klimaneutral oder wohltätiger Zweck
9. Hohe soziale Produktionsstandards
10. Hergestellt in Europa

Weiterbildung bei Al Gore in New York

2024 nahm Mareike Eckhardt an einem Klimaschutz-Seminar des ehemaligen US-Vizepräsidenten und Friedensnobelpreisträgers Al Gore in New York teil. Dort wurde sie zur "Climate Reality Leaderin" ausgebildet – und brachte viele neue Ideen zurück ins ländliche Hünxe. Demnächst sollen Kundinnen und Kunden im Kassensystem freiwillig eine Klimaspende leisten können. Auch eine Wasseraufbereitungsanlage und eine nachhaltige Kleidungslinie für die Mitarbeitenden steht auf ihrer Wunschliste.

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Text: / handwerksblatt.de

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