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Eine persönliche Betreuung ist in der neuen Struktur nicht mehr möglich.

Eine persönliche Betreuung ist in der neuen Struktur der Bank nicht mehr möglich. (Foto: © Alexander Raths/123RF.com)

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Wie Handwerker bei der Finanzierung an Flexibilität verlieren

Banken zentralisieren ihre Dienste immer mehr. Was Handwerker tun können, um böse Überraschungen zu vermeiden, lesen Sie hier.

Obwohl man noch nicht sicher sagen kann, ob die Zentralisierung von Bankdienstleistungen ein klarer Trend ist, zeigt das folgende Beispiel, dass diese Entwicklung für Betriebsleiter schnell zu echten Problemen führen kann.

Vorteile der lokalen Bankfiliale 

Sebastian R., ein Unternehmer aus Norddeutschland, schätzte an seiner örtlichen Volksbank vor allem die kurzen Entscheidungswege und die Flexibilität – zum Beispiel, wenn er kurzfristig sein Geschäftskonto überziehen musste oder schnell Informationen zu Bankdienstleistungen brauchte. Das war auch der Hauptgrund, warum er seine Geschäfte mit einer anderen, größeren Bank am Ort auf ein Minimum reduzierte. Dort mussten die Mitarbeiter nämlich fast jede wichtige Entscheidung erst umständlich mit der Zentrale abklären. Das dauerte Sebastian R. oft zu lange, besonders wenn Rückfragen nötig waren. Weil diese Bank auf Zentralisierung setzte, erledigt Sebastian R. heute fast alle Bankgeschäfte bei der Volksbank.

Plötzlicher Wechsel des Ansprechpartners

Vor einigen Monaten bekam Sebastian R. jedoch Post von der Volksbank: Ab sofort sollte ein Mitarbeiter aus der Hauptstelle für alle Kreditfragen zuständig sein. Die Bank versprach damit "noch kürzere Entscheidungswege". Es gab aber keinen Vorschlag für ein persönliches Kennenlernen und keine Erklärung, wie diese kurzen Wege konkret aussehen sollten. Auch ein Gespräch mit dem bisherigen Filialleiter brachte keine Klarheit. Sebastian R. beschloss, erst einmal abzuwarten.

Erste Probleme mit der neuen Struktur

Kurz darauf brauchte Sebastian R. wegen säumiger Kunden eine vorübergehende Erhöhung seines Kreditlimits, um seine Lieferanten bezahlen zu können. Er rief den neuen Ansprechpartner in der Zentrale an und bat um eine Erhöhung des Überziehungskredits um 15.000 Euro für ein paar Wochen. Die Zusage kam schnell, und einige Wochen lang lief alles problemlos.

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Umso überraschter war Sebastian R., als er plötzlich eine Mitteilung von der Volksbank erhielt: Zwei Lastschriften über jeweils knapp 1.000 Euro wurden nicht eingelöst, weil angeblich das Konto überzogen war. Das war ein großes Problem, denn der Empfänger war ein wichtiger Lieferant. Die Geschäftsbeziehung stand kurz auf der Kippe. Erst nach intensiven Gesprächen konnte Sebastian R. den Lieferanten überzeugen, dass es sich um ein Missverständnis handelte.

Im Telefonat mit dem Bankmitarbeiter erfuhr Sebastian R., dass die Krediterhöhung laut Bankunterlagen nur für einen Monat galt. Der Mitarbeiter hatte versucht, Sebastian R. telefonisch zu erreichen, aber ohne Erfolg. Deshalb musste er die Lastschriften laut interner Anweisung zurückbuchen. Auch der Hinweis von Sebastian R., dass es sich um kleine Beträge handelte und es bisher nie Probleme gab, half nichts – der Mitarbeiter verwies erneut auf die Dienstanweisung.

Wichtige Erkenntnisse für die Zukunft

Nach diesem Vorfall führte Sebastian R. ein Gespräch mit seinem neuen Ansprechpartner in der Zentrale. Dabei wurde ihm klar, dass die persönliche Betreuung, wie er sie vom Filialleiter kannte, in der neuen Struktur nicht mehr möglich ist. Der Bankmitarbeiter betreut rund hundert mittelständische Kunden allein – eine individuelle Beratung ist da kaum machbar, auch nicht für langjährige Kunden wie Sebastian R.

Noch etwas wurde deutlich: Der Versuch, Sebastian R. vor der Rückbuchung der Lastschriften telefonisch zu erreichen, war eher die Ausnahme. Normalerweise werden Lastschriften automatisch zurückgebucht, wenn das Konto nicht gedeckt ist oder das Kreditlimit überschritten wird.

Sebastian R. zog daraus die Konsequenz, dass es ein Fehler war, sich nur auf eine Bank zu verlassen. Er will jetzt mit weiteren Banken sprechen und prüfen, wie eine Zusammenarbeit aussehen könnte. Vielleicht gehen andere Banken mit dem Thema Zentralisierung anders um.

Fazit 

Die Zentralisierung kann für Handwerksbetriebe zu längeren Wegen, weniger Flexibilität und Problemen bei der persönlichen Betreuung führen. Es lohnt sich, die eigenen Bankbeziehungen regelmäßig zu überprüfen und nicht alles auf eine Karte zu setzen.

Checkliste:

  • Die eigenen Interessen als Unternehmer sollten bei zunehmender Zentralisierung noch bewusster wahrgenommen werden.

  • Überwachen Sie immer Ihre vertraglichen Vereinbarungen mit der Bank, wie Kreditlimits oder Laufzeiten, und passen Sie Ihre Zahlungsvorgänge daran an. Durch die Automatisierung bei den Banken – wie das Beispiel zeigt – können sonst Rückgaben von Lastschriften schnell zu Problemen führen.

  • Wichtige Vertragsdetails, die früher mündlich auf dem "kurzen Dienstweg" geregelt wurden, sollten Sie sich künftig schriftlich bestätigen lassen, um Missverständnisse zu vermeiden. 

  • Nehmen Sie sich die Zeit, Ihren Ansprechpartner und dessen Vertreter persönlich kennenzulernen. Auch im Zeitalter der Technik sind persönliche Kontakte durch nichts zu ersetzen.

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Text: / handwerksblatt.de

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