Verbraucher haben oft gar kein Bewusstsein dafür, welche wertvollen Rohstoffe in einem Gerät verbaut sind und welche Ressourcen verschwendet werden, wenn sie ein altes Gerät gegen ein neues tauschen.

Verbraucher haben oft gar kein Bewusstsein dafür, welche wertvollen Rohstoffe in einem Gerät verbaut sind und welche Ressourcen verschwendet werden, wenn sie ein altes Gerät gegen ein neues tauschen. (Foto: © Dmitry Kalinovsky/123RF.com)

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Runder Tisch Reparatur: "Den Produkten eine Chance geben"

Weniger Müll und Elektroschrott, mehr Reparaturen: In Rheinland-Pfalz erarbeitet der "Runde Tisch Reparatur" unter anderem mit dem Handwerk Handlungsansätze. Darüber haben wir mit Melanie Bohland vom Klimaschutzministerium gesprochen.

Waschmaschinen, Geschirrspüler, Kaffeemaschinen, Fahrräder, Smartphones, Kleidung oder Schuhe – was nicht mehr einwandfrei funktioniert oder nicht mehr angesagt ist, landet auf dem Müll und wird neu gekauft. Allein 20 Kilogramm Elektroschrott produziert jeder Deutsche im Schnitt pro Jahr. Darunter viele Handys oder Laptops, die sich gar nicht reparieren lassen, selbst wenn man es wollte, weil beispielsweise der Akku fest verbaut ist.

Die Länder, der Bund und die Europäische Union wollen diese Entwicklung stoppen – im Sinne von Nachhaltigkeit und Verbraucherschutz. Die Landesregierung Rheinland-Pfalz hat das Thema "Reparieren statt wegwerfen" im Koalitionsvertrag verankert, weil sie hierin ein hohes Potenzial gegen die Ressourcenverschwendung und damit zur Stärkung der Kreislaufwirtschaft sieht.

Nicht nur Handys und Waschmaschinen - es geht um alle Produkte, die reparierbar sind

Seit vergangenen Oktober gibt es einen "Runden Tisch Reparatur", der an Lösungsvorschlägen und Handlungsansätzen arbeitet, wie Verbraucherinnen und Verbraucher für das Thema sensibilisiert werden können. Außerdem soll es um Anreize zur Reparatur und die nötige Infrastruktur dafür gehen.

Initiatoren des "Runden Tisches" sind das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität, unter Einbindung der relevanten Akteure – unter anderem die Handwerkskammern, IHKn, die Verbraucherzentrale, das Landesamt für Umwelt, Vertreterinnen und Vertreter von Reparaturinitiativen und Elektromeister Heinrich Jung von der "Blitzblume Ingelheim" – ein deutschlandweit bekannter Reparaturbetrieb, berichtet Melanie Bohland, Referentin für Grundsatzfragen und Produktverantwortung im Klimaschutzministerium.

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Mehr Respekt vor handwerklichem Können

Melanie Bohland vom Klimaschutzministerium Rheinland-Pfalz engagiert sich ehrenamtlich im Mainzer Repair-Café. Foto: © privatMelanie Bohland vom Klimaschutzministerium Rheinland-Pfalz engagiert sich ehrenamtlich im Mainzer Repair-Café. Foto: © privat

Im "Runden Tisch Reparatur" soll es nicht nur um die Klassiker wie Waschmaschinen oder Smartphones gehen, sondern um alle Produkte, die repariert werden können. Wie einfach das oft ist, erlebt Melanie Bohland selbst im "Repair Café Mainz", das einmal im Monat öffnet. Dort engagiert sich die Umweltschutzingenieurin ehrenamtlich und hilft bei der Reparatur defekter Haushaltsgeräte. "Wir müssen den Produkten eine Chance geben und sie mehr wertschätzen", sagt sie. "Oft sind es schon kleine Dinge, die ein Gerät wieder zum Laufen bringen. Man darf nur nicht aufgeben."

Auch viele Handwerkerinnen und Handwerker – vom Schreiner, über den Elektriker bis zum Zweiradmechaniker – engagieren sich bundesweit ehrenamtlich in ähnlichen Repair-Initiativen. Diese legen Wert darauf, keine Konkurrenz zu Reparatur-Profis zu bilden. "Es soll ganz im Gegenteil das Interesse am Reparieren wieder geweckt werden und der Respekt vor handwerklichem Geschick, Wissen und Können erhöht werden", heißt es beim Repair-Café in Mainz.

CO2-Emmissionen einsparen

Verbraucher haben oft gar kein Bewusstsein dafür, welche wertvollen Rohstoffe in einem Gerät verbaut sind und welche Ressourcen verschwendet werden, wenn sie ein altes Gerät gegen ein neues tauschen, sagt Melanie Bohland. Nicht nur, dass durch Reparaturen tonnenweise Elektroschrott gespart würde – durch eine längere Nutzungsdauer der Geräte werden auch viele CO2-Emmissionen eingespart. Deutlich mehr, als bei der Anschaffung neuer Geräte mit besserer Energieeffizienzklasse.

Ein Problem ist, dass neue Produkte oft nicht die wahren Kosten, das heißt inklusive Umwelt- und sozialen Folgekosten, widerspiegeln. Wenn der Kunde dann abwiegt, ob sich die Reparatur lohnt, entscheidet er sich häufig für den Neukauf. Auch das Handwerk sei hier gefragt. "Es gibt auch im Handwerk Betriebe, die Geräte lieber austauschen als ältere zu reparieren. Es wäre wünschenswert, wenn Handwerker immer versuchen würden zu reparieren, was reparierbar ist", so Bohland. Wichtig sei dem Land dabei ein herstellerunabhängiger Ansatz, um den Verbrauchern die Reparatur möglichst einfach zu machen.

Einige Länder bieten Verbrauchern einen Reparaturbonus

Das Handwerk kann sich gut einen Reparaturbonus nach Thüringer Vorbild vorstellen. Dort können Verbraucher seit 2021 bei der Instandsetzung defekter Geräte die Hälfte der Reparaturkosten als Bonus erstattet bekommen (bis zu 100 Euro pro Haushalt und Jahr). In Österreich bekommen Verbraucher bei Reparaturen sogar bis zu 200 Euro pro Reparatur. Sachsen will noch in diesem Jahr einen Reparaturbonus einführen, der dann auch für Gebrauchsgegenstände wie Fahrräder oder Kleidung gelten soll.

Aktuell hat das Land Rheinland-Pfalz keinen Reparaturbonus. Im Rahmen des Runden Tisches werden verschiedene Handlungsfelder betrachtet, etwa die Stärkung der Infrastruktur, das Vorantreiben regulatorischer Maßnahmen und die Bewusstseinsbildung sowie Bildung über schulische und außerschulische Wege.

Reparatur-Initiativen Repair-Cafés, Reparatur-Treffs oder Reparier-Bars gibt es inzwischen in ganz Deutschland. Hier haben Verbraucher mehrmals im Jahr die Möglichkeit, ihre defekten Elektrogeräte, Fahrräder oder Kleidungsstücke unter Anleitung wieder in Schuss zu bringen. Es gibt Werkzeug, und erfahrene Bastler leiten geduldig bei der Reparatur an. Außerdem gibt es Kaffee und Kuchen, denn der Austausch ist genauso wichtig wie die Reparatur selbst. Handwerkerinnen und Handwerker vor Ort arbeiten oft eng mit den Repair-Initiativen zusammen beziehungsweise engagieren sich dort ehrenamtlich. reparatur-initiativen.de

Langlebiger und reparierbar  Allein 20 Kilo Elektroschrott wirft jeder Deutsche im Schnitt pro Jahr weg. Darunter viele Handys oder Laptops, die sich gar nicht reparieren lassen, selbst wenn man es wollte, weil der Akku fest verbaut ist. Die Länder, der Bund und die Europäische Union wollen diese Entwicklung stoppen – im Sinne von Nachhaltigkeit und Verbraucherschutz. Das EU-Parlament hat zum Beispiel gerade beschlossen, dass fest verbaute Akkus in Elek­trogeräten bald nicht mehr erlaubt sein sollen. Zudem hat die EU-Kommission am 22. März einen Gesetzesentwurf für ein "Recht auf Reparatur" vorgelegt. Produkte sollen möglichst einfach und zu vertretbaren Kosten reparierbar sein. Damit Produkte langlebiger und umweltgerechter werden, ist zudem eine EU-Ökodesign-Verordnung geplant, die fast alle Produktgruppen umfasst.

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Text: / handwerksblatt.de

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