Azubis und Studis sollen zusammenrücken
Viele Auszubildende und Studierende können sich keine eigene Wohnung leisten. Die FDP regt an, die Wohnheime und Internate jeweils zu öffnen. Das gemeinsame Wohnen könnte auch nützlich für die Berufsorientierung sein.
In den deutschen Metropolen und Universitätsstädten ist Wohnraum knapp und teuer. Das bekommen Auszubildende und Studenten jedes Jahr zu spüren. Es gibt zwar Internate und Wohnheime. Doch deren Kapazitäten sind äußerst begrenzt und bleiben Externen verschlossen. Für die Not des beruflichen und akademischen Nachwuchses sucht die Bundestagsfraktion der FDP nun eine Lösung.
Sie setzt sich dafür ein, die Trennung zu beseitigen, so dass Auszubildende auch in den Studentenwohnheimen und Studenten in den Internaten der Wirtschaft unterkommen können. Hagen Reinhold ist bewusst, dass die Wohnungsknappheit damit zunächst nicht behoben, wohl aber der Austausch untereinander gefördert wird. "Beim Gespräch in der Gemeinschaftsküche erkennt ein potenzieller Studienabbrecher vielleicht schneller, dass eine Ausbildung im Handwerk eine Alternative sein könnte. Solche Talente könnten wir gut gebrauchen", ist der Bundestagsabgeordnete und selbstständige Handwerksmeister aus Barth (Mecklenburg-Vorpommern) überzeugt.
Beim Gespräch in der Gemeinschaftsküche erkennt ein potenzieller Studienabbrecher vielleicht schneller, dass eine Ausbildung im Handwerk eine Alternative sein könnte. Solche Talente könnten wir gut gebrauchen, meint der FDP-Bundestagsabgeordnete Hagen Reinhold Foto: © Deutscher Bundestag / Thomas Koehler Neubau fördern
Um den Bau neuer, von Azubis wie Studenten gemeinschaftlich genutzter Wohnheime attraktiver zu machen, schlägt die FDP-Bundestagsfraktion weitere Maßnahmen vor. Dazu zählt unter anderem, die Absetzung für Abnutzung (AfA) auf drei Prozent anzuheben, die Käufer beim Erwerb von langfristig genutzten Immobilien für bildungsbezogenes Wohnen von der Grunderwerbssteuer zu befreien sowie baurechtliche Vorgaben zu lockern. "Die Normen geben uns in der Technik relativ viel vor", weiß der Bauunternehmer aus eigener Erfahrung. Deshalb schlägt er einen eigenen Normenkatalog für das Wohnen von Auszubildenden und Studierenden vor. "Beim Schallschutz oder bei den Stellplätzen ließe sich schon eine Menge machen. Außerdem traue ich den meisten jungen Menschen zu, dass sie keinen Aufzug brauchen, um in die vierte Etage zu kommen."
Keine schnelle Lösung
Anfang November hat die FDP-Fraktion ihren Antrag (Drucksache 19/23927) im Bundestag gestellt. Nun durchläuft er das parlamentarische Verfahren. Nach der ersten Lesung ist er in zwei Fachausschüsse verwiesen worden. "Wir sind mit unserem Anliegen auch bei den anderen Parteien auf offene Ohren gestoßen", hat Hagen Reinhold in den Gesprächen mit Abgeordneten festgestellt. Ob ausgerechnet ein Antrag der Opposition erfolgreich sein wird, lässt er jedoch offen. Hagen Reinhold erwartet keine schnelle Lösung, doch er würde sich freuen, "wenn sich die Idee des gemeinsamen Wohnens von Auszubildenden und Studenten in allen Parteien verfestigt und von den Kammern diskutiert wird".
Text:
Bernd Lorenz /
handwerksblatt.de
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