Unterwegs in den Pays de la Loire (Tag 2)
Geschichte ist überall stets präsent, etwa in Sainte-Suzanne. Aber es gibt natürlich auch noch echtes Handwerk und ganz viele Sportmöglichkeiten.
Vier Tage unterwegs in der Region Pays de la Loire mit Wohnmobilen unterschiedlichster Art – ein Reisetagebuch.
Tag 2: Sablé-sur-Sarthe – Wasser und Handwerk
Der Boden hat den gestrigen Regen schnell aufgesaugt. Bei der Fahrt durch die Pays de la Loire sieht man überall braunen Rasen, das Resultat der regenarmen letzten Monate.
Der Ausblick von der Stadtmauer in Sainte-Suzanne. Foto: © Stefan BuhrenAuch rund um Sainte-Suzanne ist das nicht viel besser, wobei sich der Parkplatz am Dorfrand üppig grün zeigt. Vom Parkplatz sind es nur ein paar Hundert Meter, ehe wir auf dem zentralen Platz des kleinen Örtchens stehen.
Schönste Dörfer Frankreichs
Etwas mehr als 800 Menschen leben hier, seit 15 Jahren darf es sich eines der "plus beaux village de France", also "schönste Dörfer Frankreichs", nennen. Rund 1.000 Jahre haben manche der kleinen Häuser auf dem Buckel, die sich dicht gedrängt auf einem dreiecksförmigen Felsen finden, an dessen Fuß der kleine Fluss Erve fließt. "Es gibt hier Wasser, Wald und eben Felsen, ideal für ein Dorf", erzählt die Fremdenführerin über den Ort, während wir über die Stadtmauer entlang zum Schloss gehen.
Schlicht gehalten: der Altar in der Kirche von Sainte-Suzanne. Foto: © Stefan BuhrenAuch der festungsartige Bau darf in so einem Ort nicht fehlen, ebenso wie die Kirche, in die sich der Blick mit ihren farbenfrohen Fenstern, durch die die Sonne scheint, lohnt. Dicht gedrängt schmiegen sich die Häuser aneinander, Tarotkarten nachempfundene Schilder liefern Hinweise, was hinter den Mauern passiert – das hat Charme. William der Eroberer hatte einst – von 1083 bis 1083 – diesen Ort belagert, 350 Jahre später herrschten dann die Engländer über das Dorf. Das angevinische Reich lässt grüßen, als die Engländer über Westfrankreich herrschten und das Haus Plantagenet dort waltete. Klar, dass uns deren Spuren die ganze Reise über in dieser Region immer wieder begegnen.
Töpferkunst und Kekse
Töpferkunst von Stéphane Deschang in Malicorne, hier beim Fertigen einer Vase. Foto: © Stefan BuhrenDer Nachmittag bietet nach dem historischen Trip Einblicke in das Handwerk, aber öffnet auch das Tor zu sportlichen Aktivitäten. Knapp 40 Kilometer entfernt liegt Malicorne-sur-Sarthe, an dessen Ufern auch wieder ein Schloss saniert wird. Wir aber gehen am Schloss vorbei, um die Faienceries d’Art de Malicorne zu besuchen, wo immer noch traditionelles Porzellan- und Keramikhandwerk ausgeübt wird. Stéphane Deschang heißt der Meister, der innerhalb von fünf Minuten aus einem Tonklumpen eine perfekte Vase auf der Töpferscheibe entstehen lässt. Die muss natürlich noch in den Brennofen, ehe sie per Handarbeit bemalt wird.
Köstlichkeiten in Sablé-sur-Sarthe. Foto: © Stefan BuhrenDie Bandbreite der Porzellankunst reicht von kleinen Obstnachbildungen bis hin zu kunstvollen Figuren und Geschirr, von elegant über modern bis zu kitschig. "Am besten laufen die Früchte", sagt Deschang, während wir von Unmengen dieser Keramikfrüchte stehen. 13 Euro kostet beispielsweise eine Erdbeere, 26 Euro eine Artischocke, aber man kann auch vierstellige Beträge loswerden.
Vorsichtig verlassen wir die Werkstatt samt Boutique, wir wollen nicht als Elefanten auffallen und fahren noch einmal weiter nach Sablé-sur-Sarthe, um das nächste Handwerk zu erkunden – das Bäckerhandwerk in einer traditionellen Keks- und Schokoladenmanufaktur. Die Wurzeln reichen zurück bis ins Jahr 1670, zur Marquise de Sablé. Sie machte die trockenen, runden Kekse, die der Oberkellner des Grand Condé, Vatel, servieren ließ, berühmt und brachte sie bis nach Versailles. Die Butterkekse sind seitdem in aller Munde, auch wenn viele neue Rezepte den Buiscuits folgten.
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Trip auf dem Wasser
Sauber mit frisch geschnittenen Hecken zeigt sich der Campingplatz klagten die Sportbegeisterten schon abends auf dem neuen Campingplatz Camping Municipal de l'Hippodrome in Sablé-sur-Sarthe. Foto: © Stefan BuhrenWährend wir uns genüsslich die Kalorien auf der Zunge zergehen lasses, trainieren andere die Kalorien ab. Sie sind nach Spay gefahren, um im dortigen Wake Paradise in einem Anfängerkurs das Wakeboarding zumindest mal auszuprobieren. Ich bin froh, nicht dabei gewesen zu sein. Mal abgesehen davon, dass es eine ziemlich nasse Angelegenheit war, was bei dem Wetter aber auch gut passt, klagten die Sportbegeisterten schon abends auf dem neuen Campingplatz Camping Municipal de l’Hippodrome in Sablé-sur-Sarthe über Muskelkater.
Die Anreise gestaltete sich schwierig. Hatten wir über das Navi einen schönen kurzen Rundgang durch die engen Straßen vorgesehen, stoppte eine neue Baustelle die Weiterfahrt. Die weniger geübten Fahrer kamen beim Rückwärtsfahren ganz schön ins Schwitzen, ehe es dann wieder entspannt über die Umgehungsstraße zum Platz ging. Drei Sterne hat der Platz, der sich als sauber und aufgeräumt direkt am Flussufer der Sarthe befindet. Einen direkten Zugang gibt es nicht – Hecken, ein Zaun und ein Fußweg sind im Weg.
Den Schlusspunkt setzt schließlich das Abendessen im Château de Dobbert, ein weiteres Beispiel für die reichhaltigen Besitztümer von Erben, die ihre Immobilie seit 500 Jahren von Generation zu Generation weiterreicht. Ein Spaziergang über das weitläufige Gelände bringt uns schließlich zu einem außergewöhnlichen Bauwerk aus dem 18. Jahrhundert: Ein Aquädukt, das einst die Felder mit Wasser versorgte, für damalige Verhältnisse eine technische Meisterleistung, über die wir dann später bei einem Bier diskutieren – und uns auf den Tag darauf, den Trip nach Anger, vorbereiten.
Vier Tage unterwegs in der Region Pays de la Loire Hier geht es zum Reisetagebuch, Tag 1
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Text:
Stefan Buhren /
handwerksblatt.de
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