Unterwegs in den Pays de la Loire (Tag 3)
Weiter geht die Tour: Die Festung von Angers glänzt mit einem Wandteppich, die Stadt lädt aber auch zu einer gemütlichen Flussfahrt ein.
Vier Tage unterwegs in der Region Pays de la Loire mit Wohnmobilen unterschiedlichster Art – ein Reisetagebuch.
Tag 3: Angers – Festung und Wandteppich
Gut, dass es nicht regnet. Auf dem Campingplatz Municipal de l’Hippodrome versammeln wir uns vor dem Kiosk, um unser Frühstück unter freiem Himmel zu genießen. Es geht nichts über ein frisches Croissant am frühen Morgen in Frankreich.
Mächtige Türme
Der Blick vom Schloss Angers. Foto: © Stefan BuhrenUnd wir diskutieren: Kann ein Schloss eine Festung sein? Es geht nach Angers: Das Château Angers wirkt mächtig mit seinen wuchtigen Türmen und einem breiten Graben, in dem sich eine Gartenanlage befindet. Wasser hat es hier nie gegeben, denn dafür liegt sie noch zu hoch: Die Maine liegt etliche Meter tiefer, eine Befüllung des Burggrabens hätte ein Pumpsystem erfordert, sagt Hedwig, unsere Stadtführerin und räumt mit dem Märchen vom Wassergraben auf.
Das mächtige Schloss war einst Sitz der Plantagenets, dem englischen Königshaus, die bis ins Mittelalter Westfrankreich regierten. Angers ist heute die Hauptstadt des Departements Maine-et-Loire, das wiederum zur Region Pays de la Loire gehört. Im Schloss selbst, das übrigens das meist besuchte historische Bauwerk der Region ist, wartet ein absolutes Highlight: ein Wandteppich mit einem Zyklus über die Apokalypse. 100 Meter sind erhalten, 30 Meter verschollen, der größte in Europa gewebte Wandteppich. 650 Jahre alt, stellt er die Offenbarung des Johannes mit dem berühmten Kampf zwischen Gut und Böse dar. Auch ohne bibelfest zu sein, ist dieser Teppich ein monumentales Highlight.
Beeindruckend: der Wandteppich im Schloss Angers mit seiner Darstellung der Apokalypse. Foto: © Stefan Buhren 1.000 Jahre alte Kathedrale
Die Kathedrale von Angers – natürlich mit Baustelle. Foto: © Stefan BuhrenEinen kurzen Spaziergang später stehen wir vor dem nächsten Highlight, der Kathedrale von Angers. Gut, dank meiner Heimatstadt Köln sehe ich die Kathedrale vielleicht mit anderen Augen, aber beeindruckend bleibt sie. Entstanden im 11. Jahrhundert mit – damals mehr als ungewöhnlich – nur einem Schiff, wurde sie bereits 1025 geweiht. Gegen Ende des 11. Jahrhunderts brannte sie nieder, wurde aber dann wieder aufgebaut. Erst später erhielt sie ein Querschiff und einen Chor. Beeindruckend ist das Domikalgewölbe, typisch für die angevinische Gotik und Vorbild für viele weitere Bauten.
Eine entspannte Flussfahrt auf der Maine und der Mayenne. Foto: © Stefan BuhrenNach diesen beiden Ausflügen ist erst einmal Ruhe angesagt. Es geht runter zur Maine, um dort mit einem Boot über den Fluss zu fahren. Entspannt gleiten wir entlang der City, unter Brücken, sehen Angler und viele Menschen, die die Ruhe am Flussufer genießen. Die Maine ist mit gerade mal 11 Kilometern der kürzeste Fluss Frankreichs und ist aus dem Zusammenfluss der Sarthe und der Mayenne entstanden. Auf seiner kurzen Strecke mündet er dann als rechter Nebenfluss in die Loire. Wir genießen die Ruhe, ehe wir dann auf der Mayenne wieder wenden und zurück in die City fahren.
Von der Orange zum Likör
Das nächste Ziel ist die Destillerie von Cointreau, dessen ersten Firmensitz wir noch vom Fluss aus gesehen haben. Doch weil die Nachfrage groß und der Platz in der Stadt begrenzt war, zog Cointreau mit seiner Produktion vor die Tore Angers. Nur hier wird der Orangenlikör für den Export in alle Welt gebrannt. Bei einer Führung erhalten wir Einblicke in die Geschichte, aber auch in die Produktion des alkoholischen Getränks. Unter strengen Qualitätskriterien verwandeln sich die Orangen in mehreren Arbeitsschritten in den Likör, Führungen gibt es jederzeit.
Der Ort, an denen sich die Zutaten in Cointreau verwandeln – der Blick in die Destillieranlagen. Foto: © Stefan Buhren 1849 produzierte Adolphe Cointreau das erste Mal den Orangenlikör. 1989 ging der Familienbetrieb mit Rémy Martin zusammen, daher finden sich im Shop auch Cognacs ebenso wie die Destillate von Bruichladdich, noble Malts und der Botanist Gin. Zum Abschluss gibt es einen köstlichen Cocktail, den Cointreau Fizz: Cointreau, Soda und Zitronensaft auf Eis. Gut, dass noch die Fahrt zum nächsten Campingplatz auf der Agenda stand, denn daran hätte man sich gut festhalten können.
Mehr zum Thema "Caravan" lesen
Foto: © VHSie möchten mehr über das Thema "Caravan Salon 2025" erfahren?
In der Digithek der Verlagsanstalt Handwerk können Sie kompakt und kostenfrei in der SUU:M-Ausgabe "Caravan Salon 2025" stöbern.
Die Ausgabe ist auch als Download verfügbar.
Einfach hier klicken und lesen!
Endlich ans Meer
Der Strand am Campingplatz Camping Domaine du Collet in der Nähe von Pornic. Foto: © Stefan BuhrenDamit wartet die längste Etappe des Vier-Tage-Trips auf uns: Von der Destille geht es mehr als 153 Kilometer an die Küste, zum Camping Domaine du Collet nahe Pornic. Mit Blick auf den Zeitplan verzichten wir auf die Fotostopps, schließlich haben wir bereits reichlich Bilder gesammelt.
Der Campingplatz weist vier Sterne auf, wirkt sehr gepflegt – und leidet wie alles unter der Dürre. Das Gras ist grau-strohig. Grün gibt es natürlich dank der Pinien, aber auch am Strand. Der ist hier nicht sonderlich üppig: Fischer haben hier ihre Hütten, der Wind weht kräftig, was bei den Temperaturen eine schöne Erfrischung bedeutet.
Zum Abendessen geht es dann rein nach Pornic. Das Marius ist ein stilvolles Restaurant direkt am Hafen. Auf der Frühstücksterrasse, wo wir zunächst gemütlich einen Drink zu uns nehmen, hat man einen guten Überblick über den Hafen und sehen der Ebbe zu. Zwei Stunden später ist das Wasser komplett aus dem Hafen verschwunden, die Schiffe liegen auf dem Trockenen – ein beeindruckendes Naturschauspiel der Tide, das uns auch am nächsten Tag wieder erwartet.
Vier Tage unterwegs in der Region Pays de la LoireHier geht es zum Reisetagebuch, Tag 1, Reisetagebuch, Tag 2
DHB jetzt auch digital!Einfach hier klicken und für das digitale Deutsche Handwerksblatt (DHB) registrieren!
Text:
Stefan Buhren /
handwerksblatt.de
Kommentar schreiben