Berufliche Weiterbildung nur schwach ausgeprägt
Beschäftigte, Unternehmer und Arbeitslose müssten mehr in berufliche Qualifizierung investieren, um die aktuellen Herausforderungen anzugehen. Laut einer Analyse von KfW Research geschieht dies jedoch zu wenig.
Der Arbeitsmarkt in Deutschland steht für die Kfw nicht nur wegen der Corona-Krise unter Druck. Für einen weitreichenden Strukturwandel sorgen auch die Digitalisierung, der klimaneutrale Umbau der Wirtschaft und die demografische Entwicklung. Entsprechend müssen Beschäftigte, Unternehmer und Arbeitslose mehr Zeit und Geld in Qualifizierung investieren als bisher. Vor allem in der Weiterbildung liege enormes Potential: Zuletzt hätten jedoch nur 40 Prozent aller Erwerbspersonen eine betriebliche Maßnahme zur beruflichen Weiterbildung in Anspruch genommen. Individuelle Weiterbildung spiele kaum eine Rolle und sei von nur sieben Prozent der Erwerbspersonen absolviert worden (Zahlen für 2018; aktuellste verfügbare Daten).
Je niedriger der Bildungsabschluss sei, umso seltener nehmen Arbeitnehmer hierzulande an einer Weiterbildung teil. Nur rund ein Viertel der Geringqualifizierten, die maximal über einen Hauptschulabschluss verfügen, hätten 2018 an betrieblichen Weiterbildungsmaßnahmen teilgenommen. Bei den Hochqualifizierten hingegen habe der Anteil mit 43 Prozent deutlich höher gelegen. Diese Arbeitnehmergruppe bildete sich mit 14 Prozent auch am häufigsten privat weiter.
Finanzielle Unterstützung entscheidend
Als einen wesentlichen Grund für fehlende Weiterbildung macht KfW Research die dadurch anfallenden Kosten aus. Besonders für Personen, die im Niedriglohnbereich beschäftigt seien, sei die finanzielle Unterstützung von Weiterbildung entscheidend. Ein weiterer Aspekt, der gerade bei kleineren Unternehmen ins Gewicht falle, sei, dass sie ihre Beschäftigen nur schwer während längerer Weiterbildungszeiten entbehren könnten.
AnalyseDie aktuelle Analyse von KfW Research zu Weiterbildung in Deutschland ist online abrufbar.
"Die aktuelle Corona-Krise führt uns vor Augen, wie wichtig etwa die Digitalisierung für die Arbeitswelt von morgen sein wird. Um die Menschen und die Wirtschaft fit zu machen für diesen Wandel, ist Weiterbildung ein Schlüssel", sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW Bankengruppe. Daher biete es sich besonders an, die Zeit der Kurzarbeit verstärkt für Weiterbildung zu nutzen. Deutschland habe in Sachen Weiterbildung Nachholbedarf. Es müsse sich noch eine stärkere Kultur von lebenslangem Lernen durchsetzen. Köhler-Geib betont, dass Investitionen für Weiterbildung notwendige Voraussetzungen für ein Gelingen des Strukturwandels sind.
Bessere Berufschancen
Der individuelle Wert der Weiterbildung für jeden Beschäftigten oder derzeit Arbeitslosen liege in besseren Berufschancen, Aufstiegsmöglichkeiten und einem höheren Einkommen. "Aus Unternehmensperspektive sichern diese Investitionen Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit. Allerdings führen sie natürlich auch zu einer größeren Mobilität von Arbeitnehmenden, und somit ergeben sich hier gesamtwirtschaftlich positive Effekte, die öffentliche Unterstützung rechtfertigen."
Quelle: KfW
Text:
Bernd Lorenz /
handwerksblatt.de
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