Im Interview: Lukas Schulze Brock (Foto), Leiter der Brillux Akademie, und Marius Marburger, an der Brillux-Akademie für Kundenmaßnahmen verantwortlich.

Im Interview: Lukas Schulze Brock (Foto), Leiter der Brillux Akademie, und Marius Marburger, an der Brillux-Akademie für Kundenmaßnahmen verantwortlich. (Foto: © Brillux)

Vorlesen:

Brillux: Partner für Aus- und Weiterbildung

Betriebsführung

Interview: Wie lässt sich Praxiswissen optimal vermitteln? Für den Know-how-Transfer hat der Farb- und Lackspezialist Brillux eine eigene Akademie gegründet.

Der Spezialist für Farben und Lacke, Brillux, versteht sich als Vollsortimenter. In seinem Komplettsortiment für das Maler- und Lackierer- sowie das Stuckateurhandwerk hat das Unternehmen aus Münster über 12.000 Artikel. Brillux investiert aber nicht nur in Forschung und Entwicklung, sondern auch in die Aus- und Weiterbildung und hat dafür sogar eine eigene Akademie aufgebaut, die Betriebe aus dem Maler- und Lackiererhandwerk, aber auch Stuckateure mit Ausbildungspartnerschaften unterstützt. Wir sprachen mit Lukas Schulze Brock, Leiter der Brillux Akademie, und Marius Marburger, der an der Akademie die Kundenmaßnahmen verantwortet.

DHB: Was sind die Zielsetzungen, die Brillux mit einer eigenen Akademie mittel- und langfristig verfolgt?
Schulze Brock: Das Thema Aus- und Weiterbildung ist in unserer Unternehmens-DNA tief verankert: Unser Know-how in diesen Feldern bündeln wir in unserer Akademie und geben es als Dienstleistung an das Maler- und Stuckateurhandwerk und an Architekten weiter. Unser Engagement für die Nachwuchsgewinnung und -förderung sowie die Fachkräfteentwicklung ist als klares Bekenntnis zum Maler- und Stuckateurhandwerk zu verstehen und ist unser Einsatz für die Zukunft der Betriebe. Wir unterstreichen damit die partnerschaftliche Beziehung zu unseren Kunden: Auch hier stehen wir ihnen zur Seite und bieten konkrete Unterstützungsangebote in einem für sie sehr wichtigen, aber zeitaufwendigen Bereich. Mit unseren Lernprogrammen möchten wir zum Beispiel auch kleinere Ausbildungsbetriebe entlasten und generell dafür sorgen, dass die Ausbildung wieder einen höheren Stellenwert erhält.

DHB: Wie stellen Sie den Know-how-Transfer für technische Themen sicher?
Schulze Brock: Wir haben in der Akademie sechs professionelle Trainerinnen und Trainer. Das sind Maler- und Lackierermeister mit Zusatzqualifikation, die sich dann noch einmal in einem bestimmten Segment spezialisiert haben, beispielsweise im Bereich Dispersionen, Lacke, Wärmedämmung oder Bodenbeschichtung. Sie sind für die Konzeption und Durchführung von analogen und digitalen Techniktrainings für alle Zielgruppen verantwortlich.

Im Interview: Marius Marburger, Brillux Akademie, verantwortlich für Kundenmaßnahmen. Foto: © BrilluxIm Interview: Marius Marburger, Brillux Akademie, verantwortlich für Kundenmaßnahmen. Foto: © BrilluxDHB: Corona hat sie vom Präsenzunterricht in digitales Lernen gedrängt – kann das funktionieren?
Marburger: Wir sind absolute Überzeugungstäter, was Präsenzschulung angeht. Auf der zwischenmenschlichen Ebene erzielen Sie einen anderen Überzeugungsgrad als auf einer digitalen Ebene. Wir profitieren nun davon, dass wir schon mit der Akademiegründung eine digitale Infrastruktur aufgebaut haben. Daher konnten wir unsere digitale Plattform, die Brillux Lernwelt für Mitarbeiter und Kunden aus dem Profihandwerk, nahtlos mit unserem großen Portfolio an digitalen Schulungsformaten an den Präsenzunterricht anschließen.

Das könnte Sie auch interessieren:

DHB: Klingt fast so, als ob sie die Berufsschule ersetzen könnten.
Marburger: Ersetzen auf keinen Fall, aber sinnvoll ergänzen: Da sehen wir uns ganz klar als Partner – insbesondere wenn wir kritisch auf die Herausforderungen im Berufsschulkontext blicken. Das betrifft zum Beispiel die fehlende Infrastruktur: Alle propagieren digitales Lernen, aber ohne Hardware und didaktisch aufbereitete, digitale Inhalt sowie digital-kompetente Lehrer wird es schwierig. Hier bieten wir mit der Brillux Lernwelt und der simpleclub-Kooperation konkrete und sofort nutzbare Lösungen an.

DHB: Was ist mit den Handwerkskammern?
Schulze Brock: Wir sind mit allen Handwerkspartnern sehr gut vernetzt, insbesondere mit den Akteuren, die in der Berufsausbildung eine Rolle spielen. Wir wollen im Dialog mit allen Verantwortungsträgern Potenziale in der Zusammenarbeit zur Förderung der handwerklichen Ausbildung ausloten, primär in den Berufsfeldern Maler und Lackierer sowie Stuckateur. Aktuell liegt unser Fokus darauf, die Akteure mit Lerninhalten und -angeboten für Auszubildende, Ausbilder und Lehrkräfte zu unterstützen. Dank Ausbildungsrahmenplan haben wir für die Anforderungen in der Ausbildung klare Ankerpunkte und können Wissensangebote aufbauen, physisch oder digital. Im Digitalen haben wir durch die Kooperation mit simpleclub, eine der erfolgreichsten Lernapps deutschlandweit, eine spannende Lösung gefunden.

DHB: Wie sieht die Kooperation mit simpleclub aus?
Schulze Brock: Wir digitalisieren gemeinsam die kompletten berufsschultheoretischen Inhalte und bereiten sie jugendgerecht in einer modernen Lernapp auf. Wir haben bereits über 100 Lernvideos, Übungsaufgaben und Zusammenfassungen produziert, die wir exklusiv unseren Ausbildungspartnerbetrieben, also unseren Kunden bzw. deren Azubis, zur Verfügung stellen. Neben den simpleclub-Videos machen wir unseren Partnern etliche weitere Video-Tutorials und E-Learning-Kurse in der Brillux Lernwelt zugänglich.

DHB: Wie sieht es im praktischen Bereich der Ausbildung aus?
Marburger: Unsere praktischen Ausbildungsformate für das Maler- und Stuckateurhandwerk erzielen eine wirkliche Breitenwirkung. Wir haben allein im Jahr 2019 über 2.500 Auszubildende aus unseren Ausbildungspartnerbetrieben in sogenannten Azubi-TechnikTagen und Azubi-Kompaktkursen technisch fit gemacht: Wir haben sie in die Brillux Niederlassungen geholt, damit sie dort maschinengestützt Dispersionen und Spachtelmassen verarbeiten, wasserbasierte Lacksysteme applizieren und sich mit Wärmedämmung auseinandersetzen. Digital zu lernen ist das eine, aber eine Dämmplatte selbst anzukleben ist nicht zu ersetzen. Im Jahr 2020 haben wir mit über 4.000 teilnehmenden Azubis geplant, hier hat uns die Corona-Entwicklung leider einen Strich durch die Rechnung gemacht.

DHB: Sie setzen nicht erst beim Azubi an.
Marburger: Wir haben 2015 die Initiative "Deine Zukunft ist bunt" gegründet, um die Berufsbilder Maler und Lackierer sowie Stuckateur wieder positiver zu belegen. Dazu haben wir eine Regelkommunikation über Facebook, Instagram und YouTube aufgebaut, also über diverse Kanäle, über die man junge Leute erreicht. Betrieben geben wir gezielt für die Nachwuchsgewinnung Hilfestellung, zum Beispiel in Form von zwei Showtrucks und Messeständen, die wir unseren Partnerbetrieben kostenfrei zur Verfügung stellen, für Schulveranstaltungen, für Ausbildungsmessen oder Jobbörsen. Leider pausieren auch diese Angebote derzeit Corona-bedingt.
Schulze Brock: Mit unserem Projekt "Betrieb trifft Schule" schaffen wir es, auch die Multiplikatoren wie Eltern und Lehrer zu erreichen. Die Idee ist, dass ein Betrieb in eine Schulklasse geht und mit den Schülern eine Wand oder einen Teil des Klassenzimmers gestaltet. Wir präsentieren uns da als Vermittler, als Produktsponsor und Partner des Betriebes. Der Betrieb hat die Chance, sich in der Schule zu präsentieren und die Schüler haben direkt die Möglichkeit, sich auszuprobieren. Wegen Corona haben wir statt ursprünglich über 200 Projekten nur bisher knapp 30 durchgeführt, aber die Resonanz ist hervorragend. Wir haben 17 Schüler gewonnen, die entweder in ein Ausbildungsverhältnis oder in ein Praktikumsverhältnis gekommen sind.

DHB: Wie greifen die Nachwuchsgewinnung und -förderung in Ihrem Konzept ineinander?
Marburger: Wir wollen den kompletten beruflichen Lebenszyklus eines Malers und Lackierers bzw. Stuckateurs begleiten. Der fängt in der Nachwuchsgewinnung an bei Schülern, die noch gar nicht wissen, dass es diesen Beruf gibt und dass sie Maler oder Stuckateur werden wollen. Steht die Ausbildung, kann jeder ausbildende Malerbetrieb mit uns eine sogenannte Ausbildungspartnerschaft eingehen. Die ist für den Betrieb kostenlos und ermöglicht ihm, auf fünf Lernbausteine zuzugreifen, um seine Ausbildung im Betrieb aufzuwerten.

DHB: Wie wird das Angebot auf Betriebsseite angenommen?
Schulze Brock: Wir haben diese Ausbildungspartnerschaft im März 2019 auf der größten Branchenmesse, der FAF, präsentiert. Seitdem sind über 5.500 Betriebe eine Ausbildungspartnerschaft mit uns eingegangen und die meisten nutzen die Inhalte auch aktiv. Und um den Lebenszyklus zu komplettieren, knüpft der Bereich der Fachkräfteentwicklung über die Akademie in der dritten Phase an, sobald ich im Gesellenverhältnis bin. Da haben wir unter anderem umfangreiche Seminar- und Qualifizierungsprogramme aus allen Themenfeldern, die in einem Maler- oder Stuckateurbetrieb wichtig sind. In Kooperation mit der Handwerkskammer Münster qualifizieren wir beispielsweise in einem zertifizierten Kurs Vorarbeiter. Anfang 2020 hatten wir den ersten Durchlauf, die 16 Plätze waren sofort belegt. Im nächsten Jahr gehen wir auf 32 Plätze und werden die Kooperation in den nächsten Jahren ausbauen. Ein gutes Modell für die Zusammenarbeit auf Handwerkskammer-Ebene.

Die Fragen stellte Stefan Buhren.

NACHWUCHS FINDEN MIT "DEINE ZUKUNFT IST BUNT" Im Jahr 2015 hat Brillux die Nachwuchsinitiative "Deine Zukunft ist bunt" ins Leben gerufen. Ziel ist es, junge Menschen für das Maler- und Stuckateurhandwerk zu begeistern und Betriebe gezielt bei der Nachwuchsansprache zu unterstützen. Ein wichtiges Tool ist hier die Ausbildungs- und Praktikumsbörse auf der Website der Initiative, wo sich mittlerweile über 7.500 Betriebe registriert haben. Diese können sich hier als ein attraktiver Ausbildungsbetrieb präsentieren und sich von potenziellen Interessenten finden lassen. Weitere Informationen finden Sie unter: dzib.de

NACHWUCHS FÖRDERN MIT DER AUSBILDUNGSPARTNERSCHAFT Die Brillux Akademie bietet für Betriebe eine Ausbildungspartnerschaft an: Dahinter steht ein fünfteiliges Programm, auf das Betriebe zugreifen können, um die Ausbildung (wieder) zu einem Erfolgsmodell zu machen. Neben speziell für Auszubildende und Azubi-Trainer entwickelten Seminaren gehört die Brillux Lernwelt dazu, das Herzstück des Digitalangebots: Von hier aus startet der Zugriff auf über 200 digitale Lernangebote, die am PC oder mobil über die Brillux App genutzt werden können. Hervorzuheben ist die Kooperation mit simpleclub, dem reichweitenstärksten Nachhilfeportal für Schüler in Deutschland. Weitere Informationen finden Sie unter: brillux.de/ausbildungspartnerschaft

Text: / handwerksblatt.de

Das könnte Sie auch interessieren: