"Debatte um Meisterbrief ist längst überfällig"
Die Bundesregierung will den Meisterbrief in einigen Handwerksberufen wieder einführen. Dazu äußert sich Roland Ermer, Präsident des Sächsischen Handwerkstages.
SPD und CDU denken über eine Rückkehr zur Meisterpflicht zumindest in einigen Berufen nach. Vor 14 Jahren war die Meisterpflicht für 53 von 94 Berufen abgeschafft worden. Der Sächsische Handwerkstag begrüßt die Überlegungen. Dessen Präsident, Bäckermeister Roland Ermer, betont: "Diese Debatte ist überfällig. Denn angesichts praktischer Erfahrungen unserer Betriebe seit dem 2004 umfassend novellierten Handwerksrecht dringen wir seit Langem darauf, dem Wirtschaftsbereich Handwerk volkswirtschaftlich wieder mehr Gewicht und Ansehen zu verschaffen."
"Keine oder nur geringe Kenntnisse"
Fakt sei, so Ermer, dass es zwar seit 2004 vor allem in der Gruppe der zulassungsfreien Handwerke über viele Jahre hinweg einen rasanten Anstieg bei den Betriebszahlen gebe. "Allerdings um den Preis, dass durch den Wegfall der Meisterpflicht in mehr als 50 Gewerken viele der neu hinzugekommenen Unternehmer - oftmals als Soloselbstständige - keine oder allenfalls nur geringe fachliche und betriebswirtschaftliche Kenntnisse mitbrachten."
Aus- und Fortbildung im Handwerk bleiben auf der Strecke
Hinzu komme das Thema Berufsnachwuchs: "Weil vielen dieser Kleinstunternehmen - die übrigens häufig binnen weniger Jahre wieder vom Markt verschwanden - von vornherein Befähigung und Berechtigung zur Ausbildung von Berufsnachwuchs fehlten, blieben auch Aus- und Fortbildung im Handwerk zunehmend auf der Strecke."
Diese Fehlentwicklungen gelte es zu korrigieren. Ermer weiter: "Daher fordern wir: Der Meisterbrief als qualifikationsgebundener Berufszugang im deutschen Handwerk muss wieder gestärkt werden - natürlich rechtssicher! Nur durch einen fairen Wettbewerb unter qualifizierten Unternehmen sichern wir uns im Rahmen der dualen Berufsbildung die dringend benötigten Fachkräfte von morgen."
Bäckermeister Roland Ermer (54) aus Bernsdorf (Landkreis Bautzen) ist seit Anfang 2011 Präsident des Sächsischen Handwerkstages. Die größte ostdeutsche Landeshandwerksorganisation vertritt aktuell mehr als 56.000 Betriebe, in denen zwischen 300.000 und 320.000 Menschen beschäftigt sind. Ermer ist auch Landesobermeister des innungsorganisierten Bäckerhandwerks im Freistaat.
Text:
Rainer Fröhlich /
handwerksblatt.de
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