Anfangs wollte Benedikt Daschner mit seiner Firma "chocolate³" nur Schokolade drucken. Inzwischen produziert der 31-Jährige eigene 3D-Schokoladendrucker und programmiert die dazugehörige Software.
Bei Benedikt Daschner ist besetzt. Der Konditormeister muss erst Troubleshooting betreiben. Drei Damen aus Singapur haben Probleme, seinen 3D-Schokoladendrucker zu bedienen. "Leider kennen sie sich weder mit dem Material noch mit der Technik aus", erklärt der Geschäftsführer des Start-ups chocolate³ im anschließenden Gespräch.
Ursprünglich wollte der 31-Jährige nur Schokolade für seinen eigenen Betrieb drucken und an andere Konditoreien, Chocolaterien oder Restaurants verkaufen. "Irgendwann haben immer mehr Kunden gefragt, ob sie nicht auch einen meiner Drucker kaufen könnten." Benedikt Daschner ruft eine Crowdfunding-Kampagne ins Leben. Mit dem eingesammelten Geld finanziert er den Bau von 25 3D-Schokoladendruckern. Die erste Charge des "choc mate 2" liefert er Ende 2021 aus. Vorbestellungen für die zweite Charge liegen bereits vor.
Schon als Schüler war Benedikt Daschner an Handwerk, Technik und Naturwissenschaft interessiert. Zunächst schlägt das Pendel in Richtung Konditor aus. "Mit 14 Jahren habe ich zu Hause meine ersten Pralinen gemacht." Nach dem Abitur zieht es ihn jedoch erst an die Hochschule. Das Studium der Physik bricht er jedoch nach kurzer Zeit ab und beginnt eine Ausbildung zum Konditor. Die Stippvisite in die akademische Welt zahlt sich trotzdem aus. "An der Uni bin ich zum ersten Mal mit der Technik des 3D-Drucks in Berührung gekommen."
Ich bin damit einverstanden, dass mir alle externen Inhalte angezeigt werden und meine Cookie-Einstellung auf 'Alle Cookies zulassen' geändert wird. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.
Nach der Ausbildung der Meisterbrief
Seine Idee, Schokolade zu drucken, muss der Azubi Anfang der 2010er-Jahre zunächst verwerfen. "Gebrauchte 3D-Drucker kosteten 30.000 Euro aufwärts." Benedikt Daschner beendet seine Lehre. Anschließend besucht der Bayer die Meisterschule der Konditoren bei der Handwerkskammer zu Köln. "Der Schwerpunkt lag dort mehr auf der Verarbeitung von Schokolade, und ich hatte bereits nach sechs Monaten den Meisterbrief in der Tasche", begründet er seine Entscheidung, für die Fortbildung den Freistaat zu verlassen und ins Rheinland zu gehen.
Vor vier Jahren greift Benedikt Daschner seine Idee des Schokoladendrucks wieder auf. Die Geräte sind inzwischen erschwinglicher. Zunächst sondiert er den Markt, doch er findet keine überzeugende Lösung. "Also habe ich mir einen normalen Kunststoffdrucker gekauft und erst einmal viel über den 3D-Druck gelernt."
Der Konditormeister experimentiert mit dem Zubehör. Vor allem der Druckkopf erweist sich als Herausforderung. Als er ihn für seine Zwecke optimiert hat, kontaktiert Benedikt Daschner den Hersteller des Kunststoffdruckers. Doch der zeigt sich wenig interessiert an einer Kooperation. "Dann baue ich den 3D-Drucker halt komplett selbst", beschließt der Konditormeister.
Programmieren selbst beigebracht
Doch mit der Hardware alleine ist es nicht getan. Die in Schokolade zu druckenden Objekte müssen vorab erst modelliert und die Daten des Modells für den 3D-Drucker lesbar übertragen werden. "Da ich keine passende Software für den Design- und Slicing-Prozess hatte, habe ich mir selbst das Programmieren beigebracht und mit externer Hilfe eine eigene Software entwickelt."
Ich bin damit einverstanden, dass mir alle externen Inhalte angezeigt werden und meine Cookie-Einstellung auf 'Alle Cookies zulassen' geändert wird. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.
Neben dem Problem, ein selbst für Computerlaien bedienbares Programm zu schreiben, galt es auch ein technische Herausforderung zu meistern. "Beim normalen 3D-Druck kann man für die Temperatur nur zwischen vollen Gradzahlen wählen. Bei der Verarbeitung von Schokolade kommt es jedoch auf ein Zehntelgrad an." Zehn Versuche schlagen fehl. Erst beim elften ist der IT-Autodidakt erfolgreich. "So wurschtel ich mich durch die Welt von Fertigung, CAD-Konstruktion und Vertrieb."
Der 3D-Schokoladendrucker "choc mate 2" von chocolate³ kostet 5.400 Euro. Neben dem Anschaffungspreis für die Hardware kommt später noch eine Gebühr für die Nutzung der Design- und Slicing-Software hinzu. "Die ersten sechs Monate sind beim Kauf des 3D-Druckers inklusive, danach kann man zwischen Pay-per-Use oder einem Abo wählen, aber natürlich gibt es auch reichlich andere Optionen", beschreibt Benedikt Daschner das Abrechnungsmodell.
Die Software ist in der Cloud gespeichert. Die Rechner der Kunden greifen über den Internetbrowser auf das Programm zu. "Die webbasierte Software bietet den Vorteil, dass die Nutzer immer mit der neuesten Version arbeiten und dass ich mich bei Problemen schnell bei ihnen einloggen kann."
3D-Druck im Handwerk Im Handwerk kommt der 3D-Druck unter anderem im Baugewerbe zum Einsatz. Die Firma Rupp Gebäudedruck hat mit der 3D-Drucksparte von Peri bereits ein Fünffamilienhaus in Wallenhausen (Bayern) und ein Einfamilienhaus in Beckum (NRW) gedruckt – nachzulesen ist dies in den Online-Beiträgen"Dem 3D-Betondruck gehört die Zukunft" und "Hausbau: Die Freude am Realisieren neuer Ideen" auf handwerkblatt.de.
Die Firma chocolate³ besteht aus drei Geschäftsfeldern: dem 3D-Druck von Schokolade, Dienstleistungen wie ein Eventservice und der Produktion von 3D-Druckern für Schokolade. Benedikt Daschner hadert, wie es in Zukunft mit der Druckersparte weitergehen soll. "Ich bin zu klein, um die 3D-Drucker effizient zu bauen, aber zu groß, um sie nur als Einzelstücke anzubieten", beschreibt er sein Dilemma.
Um zu wachsen, könnte er mit seinem Start-up um finanzstarke Kapitalgeber buhlen. "Statt einem klassischen Investor, der mir 1,5 Millionen Euro gibt, damit ich ihm in fünf Jahren zwei Millionen Euro bringe, schwebt mit eher ein Partner vor, der mich bei der Fertigung oder mit seinem technischen Know-how unterstützt."
Zu den Käufern des "choc mate 2" gehören Konditoreien, Chocolaterien, Edel-Restaurants und Caterer, aber auch Firmen aus der Eventbranche oder "Leute, die sich mit einer coolen Geschäftsidee selbstständig machen wollen". Mit dem 3D-Schokoladendrucker können anspruchsvolle Logos oder Schriftzüge in höchster Präzision kreiert werden. "Selbst einem erfahrenen Konditor dürfte es schwerfallen, so genau von Hand zu garnieren", ist Benedikt Daschner überzeugt. Mancherorts seien solche Fachkräfte bereits Mangelware. Der Konditormeister kennt Kollegen, die speziell nach Mitarbeitern zum Garnieren suchen.
Projekt "Digi-BacK Das Projekt "Digitalisierung im Back- und Konditorhandwerk" (Digi-BacK) der Handwerkskammer Erfurt zielt darauf ab, digitale Technologien wie beispielsweise den Einsatz des 3D-Druckes in Fertigungsprozessen stärker in die überbetrieblichen Ausbildungskurse der Ausbildungsberufe Bäcker, Konditor und Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk Bäckerei und Konditorei zu integrieren und die Attraktivität der Berufe zu steigern. Das vom Bundesbildungsministerium geförderte Projekt läuft von Oktober 2020 bis Dezember 2022.
3D-Druck in Ausbildung und Meisterschule
Die Technik des 3D-Drucks bereichert das klassische Konditorenhandwerk. Dies sollte sich für Benedikt Daschner auch in der Ausbildung widerspiegeln. "In vielen Konditoreien ist es bereits gang und gäbe, Pralinenaufleger mit Lebensmittelfarbe aus einem 2D-Tintenstrahldrucker herzustellen." Er hofft, dass die additive Fertigung von Lebensmitteln bald in die Ausbildungsordnung aufgenommen wird. Bis es so weit ist, will sich der Geschäftsführer von chocolate³ in entsprechenden Projekten engagieren. Im Handwerk scheint es bereits einige potenzielle Partner zu geben. "Berufsschulen und Meisterschulen sind an der Digitalisierung interessiert. Der 3D-Schokoladendruck gehört definitiv dazu."
Kommentar schreiben