Ein Computerprogramm steuert den Drucker nach einem 3D-Modell des späteren Hauses. Aussparungen für Fenster, Türen, Kabel und Rohre sind einprogrammiert. So wächst ein Haus gleichmäßig über den gesamten Grundriss von unten nach oben.

Ein Computerprogramm steuert den Drucker nach einem 3D-Modell des späteren Hauses. Aussparungen für Fenster, Türen, Kabel und Rohre sind einprogrammiert. So wächst ein Haus gleichmäßig über den gesamten Grundriss von unten nach oben. (Foto: © Viktor Weigandt)

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Hausbau: Die Freude am Realisieren neuer Ideen

Pionier: Georgios Staikos‘ Begeisterungsfähigkeit für Neues war die Initialzündung für den Bau von Deutschlands erstem Haus im 3D-Betondruck.

"Wenn man sucht, stolpert man manchmal über etwas." So lapidar erzählt Staikos, wie seine Idee entstand, in seinem Münsterländer Heimatort Beckum ein Haus aus Beton zu drucken. Regelmäßig recherchiert Staikos im Internet zu Zukunftstechnologien. "Es ist mein Hobby, technische Visionen zu realisieren." Als er auf gedruckte Häuser stieß, ließ ihn "diese verrückte Idee" nicht los. Sein Handwerksbetrieb, Nico Innenausbau, bietet kein Maurerhandwerk an; 3D-Betondruck industrialisiert den Bau vielmehr.

Für Staikos schadet das dem Handwerk aber nicht: "Es gibt Fachkräftemangel bei den Maurern. Der Hausbau mit dem Betondrucker bietet die Chance, diesen zu kompensieren und andere Gewerke in die Folgearbeiten einzubinden. Außerdem könnte die Technik das Maurerhandwerk digital erweitern."

3D-Druck-Haus in Wallenhausen Einen ausführlichen Bericht über das Bauprojekte der Rupp Gebäudedruck und der 3D-Druck-Sparte von Peri in Wallenhausen (Bayern) bietet der Online-Artikel "Dem 3D-Betondruck gehört die Zukunft" auf handwerksblatt.de

Das erste gedruckte Wohnhaus Deutschlands

Staikos fand nach einigen Recherchen den weltweit tätigen Baudienstleister Peri in Weißenhorn als Anbieter dieser Bautechnologie. Er rief dort an und fragte, warum es in Deutschland bisher kein 3D-Haus gebe. Die Antwort lautete: "Zu viel Bürokratie." Staikos bohrte weiter: "Was braucht man für die Umsetzung?" "Ein Grundstück, einen Bauherrn, eine Genehmigung und einen Bauunternehmer." "Ich habe alles, kommen Sie zu uns nach Beckum", lud der Handwerker den internationalen Konzern ein.

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Als das Treffen im Rathaus der Stadt Beckum stattfand, bestanden bereits Kontakte zum Grundstückseigentümer, einem Architekten und dem Zementhersteller HeidelbergCement mit einem Werk im benachbarten Ennigerloh. Mit von der Partie war auch der damalige Bürgermeister, Dr. Karl-Uwe Strothmann. Von der Idee, das erste gedruckte Wohnhaus Deutschlands in Beckum zu bauen, waren alle begeistert. Problematisch war nur, dass es keine Normen für die Baugenehmigungen und die Materialverwendung gab.

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ZITAT "Es gibt Fachkräftemangel bei den Maurern. Der Hausbau mit dem Betondrucker bietet die Chance, diesen zu kompensieren und andere Gewerke in die Folgearbeiten einzubinden. Außerdem könnte die Technik das Maurerhandwerk digital erweitern." Georgios Staikos, Unternehmer

Nach sechs Monaten durchgenehmigt

Foto: © Andreas BuckFoto: © Andreas Buck

Das Vorhaben wurde dem NRW-Bauministerium präsentiert. Dieses stellte zunächst eine Genehmigungszeit von mehreren Jahren in Aussicht. Staikos: "Wir versuchen trotzdem, etwas zustande zu bringen." Die Technische Universität München übernahm die Materialprüfung – mit positivem Ergebnis. Nach sechs Monaten war das Vorhaben komplett durchgenehmigt. Die Arbeit konnte starten. Das Bauministerium bewilligte später eine Förderung.

NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach besuchte die Baustelle zur Überreichung des Bescheids. Lokale und überregionale Medien begleiteten die Pionierarbeiten mit Interesse: Zunächst legten Handwerker das Fundament und die Bodenplatte für das künftige Mehrfamilienhaus. Dann installierte Peri den Drucker. Er besteht aus einem Gestell mit vier Achsen à 15 Metern, entlang derer ein zwei Zentner schwerer Druckkopf seine Bahnen zieht. Er wird über einen Schlauch ständig mit Beton befüllt und trägt den Beton in zwei Zentimeter dicken Schichten auf. So schafft die Maschine einen Quadratmeter Wand in fünf Minuten. Ein Computerprogramm steuert den Drucker nach einem 3D-Modell des späteren Hauses. Aussparungen für Fenster, Türen, Kabel und Rohre sind einprogrammiert. So wächst ein Haus gleichmäßig über den gesamten Grundriss von unten nach oben.

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Rohbau in Rekordzeit

"Der Rohbau war doppelt so schnell fertig wie bei konventioneller Bauweise. Alles lief reibungslos", berichtet Staikos. Seitdem sind weitere Bauberufe in dem Gebäude am Werk. Auch sie konnten hier neue Erfahrungen machen. Staikos ist Teamgeist wichtig. Ende Juli soll das Wohnhaus mit drei Stockwerken fertig sein. Es steht dann interessierten Fachleuten und der Öffentlichkeit für eineinhalb Jahre zur Besichtigung offen.

Die Pläne des Ideengebers gehen weiter: Gemeinsam mit drei weiteren Gesellschaftern hat Staikos auf Schloss Crassenstein im Nachbarort Wadersloh das "Innovationszentrum Westfalen" gegründet. Dieses möchte eine ganze Siedlung auf diese Weise planen und bauen lassen. Der Fokus liegt auf erneuerbaren Energien, ökologischen Baustoffen, effizientem Bauen und Hochtechnologie im Maschinenbau. Erfinder und interessierte Firmen sollen zusammengebracht werden. "Auch ein Handwerker kann etwas Größeres schaffen", freut sich Staikos und widmet sich als Bauunternehmer vermehrt seinem "Hobby", neuen Technologien.

Text: / handwerksblatt.de