Die Digitalisierung im Tischlerhandwerk nimmt Fahrt auf
Der Fachverband Tischler NRW hat 500 Betriebe aus Nordrhein-Westfalen zur Digitalisierung im Tischlerhandwerk befragt. Die Auswertung der Umfrage liegt jetzt vor.
Die Digitalisierung im Tischlerhandwerk nimmt weiter Fahrt auf. Die Prozessoptimierung in den Bereichen Planung, Einkauf, Produktion und Logistik mittels digitaler Technik spielt eine immer größere Rolle. Zu diesem Ergebnis kommt der Fachverband Tischler NRW. Er hatte im vergangenen Jahr 500 Betriebe aus Nordrhein-Westfalen zur Digitalisierung im Tischlerhandwerk befragt und nun die Auswertung der Umfrage veröffentlicht. Demnach werden die Betriebe durch die Digitalisierung voll erfasst. "Produkte und Dienstleistungen werden zunehmend online bezogen, große Plattformen und neue Apps bringen neue Wettbewerber in den Markt, verändern Margen und erhöhen den Wettbewerbsdruck auf das Handwerk." Daraus resultierten viele Vorteile, aber auch viele Herausforderungen.
Für mehr als drei Viertel (76 Prozent) der Betriebe im Tischlerhandwerk ist die Digitalisierung aktuell ein wichtiger oder sogar sehr wichtiger Faktor. Mit Blick in die Zukunft (Zeithorizont von fünf Jahren) steigt der Wert auf 85 Prozent. Allerdings haben nur 47 Prozent der Betriebe haben eine langfristige Digitalisierungsstrategie. Noch weniger Unternehmen (30 Prozent) haben einen langfristigen Investitionsplan, um die geplanten digitalen Entwicklungen umzusetzen. Der Fachverband stellt eine "signifikante Lücke zwischen der Bedeutung, die seitens der Betriebe der Digitalisierung beigemessen wird und einer strukturierten Herangehensweise sowie der daraus resultierenden Notwendigkeit zur Bereitstellung von ausreichenden Ressourcen bei der Einführung von digitalen Technologien" fest.
Digitalen Techniken sind alltägliches Werkzeug
AuswertungHier finden Sie die ausführliche Analyse der Umfrage des Fachverbands Tischer NRW.Beim derzeitigen Digitalisierungsgrad organisatorischer Prozesse wird deutlich, dass digitale Technik besonders im Bereich Kundenmanagement, genauer bei der Erstellung von Lieferscheinen und Rechnungen (83 Prozent), der Auftragsbestätigung (75 Prozent) und der Visualisierung (61 Prozent) eingesetzt werden. Weit schwächer ausgeprägt ist der Digitalisierungsgrad im Vertrieb und Marketing (24 Prozent) und bei Onlineshops und Qualitätsmanagement (jeweils 6 Prozent). Bei den technischen Prozessen optimieren die Betriebe besonders die Kalkulation (68 Prozent), die Konstruktion (64 Prozent) und die Fertigung (49 Prozent) mit digitaler Technik. "In den Folgeprozessen der Oberflächenbearbeitung, Endmontage und Lagerhaltung werden nur in geringem Umfang digitale Techniken eingesetzt."
Die Umfrage zeige, dass im Tischlerhandwerk der Einsatz von digitalen Techniken zum alltäglichen Werkzeug gehört, so die Schlussfolgerung des Tischlerverbands. "Der Prozess der Auftragsbearbeitung ist in unterschiedlicher Ausprägung digitalisiert und oftmals durch Brüche in der Datendurchgängigkeit an den Schnittstellen charakterisiert." Umgesetzt sei der Digitalisierungsprozess besonders in den Bereichen Arbeitsvorbereitung und in der Fertigung durch CAD-, CAM- und CNC-Technologien. Die zukünftige Ausrichtung bei der Digitalisierung gehe nicht in Richtung automatisierte Herstellungsverfahren, sondern konzentriert eher auf die digitale Organisation der Prozessketten. Bei den Organisations- und Verwaltungsprozessen setzen bis zu 83 Prozent der Betriebe zumindest teilweise digitale Technik ein.
Geringe Investitionsbereitschaft
Ein Hemmschuh für die weitere Digitalisierung der Tischlerunternehmen seien hier die geringen Investitionen, die in den Bereich Prozess- und Projektmanagement fließen. Die Gefahr dabei: Die Betriebe könnten dadurch Kernkompetenz und Marktanteile an die Industrie verlieren, befürchtet der Verband. "Knappe zeitliche, finanzielle und personelle Ressourcen erschweren gerade kleinen Betrieben die Umsetzung von Maßnahmen der Digitalisierung." Kleinere Betriebe hätten Schwierigkeiten, die technischen Herausforderungen durch eigens Know-how oder kompetente und bezahlbare Dienstleister abzudecken. Sie seien auf Unterstützung durch Aus- und Weiterbildung sowie Beratung angewiesen. Nicht nur die kleinen Unternehmen halten die Qualifikation der eigenen Mitarbeiter und der Steigerung ihrer Digitalkompetenz für wichtig. Ein Problem sei die geringe Veränderungsbereitschaft der Mitarbeiter. Sie hemme derzeit noch den gesamten Change-Management-Prozess.
Text:
Lars Otten /
handwerksblatt.de
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