Wie tickt die Generation Z und was bedeutet das für die Betriebe?

Selfies gehören für die meisten unbedingt dazu - die Generation Z hat aber noch viel mehr Facetten. Arbeitgeber sollten wissen, wie sie darauf eingehen. (Foto: © dolgachov/123RF.com)

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Interview: Die Generation Z verstehen

Wie tickt die Generation Z, was sind ihre Werte und welche Vorteile hat das Handwerk, wenn es um den Wunsch der jungen Leute nach einer sinnhaften Arbeit geht – darüber haben wir mit Marketingexpertin Andrea Eigel gesprochen.

Mit der Generation Z kommt die erste Generation auf den Arbeitsmarkt, die mit dem Smartphone aufgewachsen ist. Und auch sonst haben die Jugendlichen und jungen Erwachsenen der GenZ, wie sie auch genannt wird, einige Gemeinsamkeiten, die Arbeitgeber kennen sollten. Wie tickt die Generation, was sind ihre Werte und wie sollten Betriebe auf die jungen Leute eingehen?

Handwerksexpertin Andrea Eigel von der Kaleidoskop Marketing-Service GmbH ist überzeugt, dass die Zusammenarbeit gelingt, wenn man sich auf die Besonderheiten der Generation einlässt.

DHB: Frau Eigel, es wird momentan viel über die Generation Z gesprochen. Über deren Wunsch nach mehr Work-Life-Balance oder über eine mangelnde Loyalität zu Arbeitgebern. Wie ist Ihre Erfahrung, wie tickt die Generation und was bedeutet das für die Betriebe?
Eigel:
Es gibt tatsächlich eine ganze Reihe von Herausforderungen, die in den Unternehmen gären. Man kann eine ganze Generation natürlich nicht über einen Kamm scheren, was man feststellen kann, ist, dass diese jungen Menschen andere Anforderungen an die Kommunikation haben. Diese Art von Kommunikation wird in den Betrieben oft noch nicht gelebt. Da klemmt es dann zwischen den Generationen. 

DHB: Wo genau hapert es bei der Kommunikation?
Eigel:
Viele der jungen Menschen wünschen sich eine genaue Erklärung und Begründung von ihrem Ausbilder oder Vorgesetzten, warum sie etwas tun sollen. Sie setzen die Dinge nicht einfach so um, wie es ihnen gesagt wird, sondern möchten verstehen, was sie machen. Die Generation hat ein hohes Bedürfnis nach Sinnhaftigkeit. Das betrifft sowohl ihre Arbeit im Unternehmen als auch grundsätzlich die Auswahl des Berufs.

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Andrea Eigel Foto: © Kaleidoskop Marketing-Service GmbHAndrea Eigel Foto: © Kaleidoskop Marketing-Service GmbH

DHB: Der Wunsch der Generation danach, etwas Sinnhaftes zu tun, spielt ja dem Handwerk in die Karten.
Eigel: Diese Sinnstiftung muss aber ganz klar vermittelt werden. Es hilft zum Beispiel zu verdeutlichen, welchen praktischen Beitrag jeder Einzelne im Bereich der Nachhaltigkeit oder des Klimaschutzes leisten kann. Mir hat kürzlich ein junger Stuckateur erzählt, wie stolz er ist, wenn er durch die Stadt fährt und sieht, was er gearbeitet und verschönert hat. Dieses Glück, das man im Handwerk bei seiner Arbeit erfährt, ist ein wichtiger Faktor für die Generation Z.

DHB: Die Generation Z erwartet eine offene Feedbackkultur. Wird das in den Betrieben schon gelebt?
Eigel:
Die jungen Leute kennen Feedback aus der Schule und setzen das auch im Unternehmen voraus. Das Feedback sollte gut überlegt sein und Struktur haben, denn viele der jungen Leute sind da sehr sensibel. Außerdem wollen sie nicht nur ein ehrliches Feedback erhalten, sondern auch selbst Feedback geben und auf Augenhöhe mit ihren Kollegen und Vorgesetzten sprechen. Das ist für einige ältere Handwerkerinnen und Handwerker befremdlich. Sie kennen von früher, dass Auszubildende erst einmal zuhören und zuschauen. Die Generation Z will aber sogar bei den Dingen mitsprechen, bei denen sie vielleicht nur wenig Erfahrung hat. Das müssen ältere Kolleginnen und Kollegen erst verstehen.

DHB: Was bedeutet das für die Arbeit im Betrieb?
Eigel:
Die Betriebe sollten die jungen Leute unbedingt in Besprechungen einbeziehen und über Abläufe im Betrieb informieren, denn diese möchten sich als Teil des Ganzen empfinden. Dabei helfen Transparenz und eine offene Kommunikation. Außerdem ist Wertschätzung ein wichtiges Thema für die junge Generation. Man möchte öfter mal ein Lob bekommen und ein Danke.

DHB: Über die Generation Z wird gesagt, dass die Work-Life-Balance eine ganz wichtige Rolle spielt ...
Eigel:
Bei diesem Thema kochen tatsächlich oft Generationenkonflikte hoch. Beispielsweise wenn der Altgeselle um 16 Uhr sagt, dass die Arbeit noch nicht fertig ist und eine Stunde hintendran gehängt werden muss, der junge Geselle aber auf seinem pünktlichen Feierabend besteht. Der Ältere wird das womöglich als mangelnde Motivation interpretieren. Aber die Generation Z hält sich eben gerne an klare Zeitregeln. Beruf und Privatleben werden strenger voneinander abgegrenzt. Darin drücken sich unterschiedliche Werte aus. Arbeitgeber sind gefordert, klarzumachen, für welche Werte der Betrieb steht und wie man die Abläufe – etwa Überstunden - handhaben möchte.

DHB: Welche Werte sind der Generation wichtig?
Eigel:
Allgemein kann man sagen, dass Gesundheit und ein persönliches Wohlbefinden, Nachhaltigkeit, Diversität, aber auch Familie und Job wichtige Themen sind. Die Trennung zwischen Privatem und Beruflichem ist der Generation ebenfalls ein wichtiges Anliegen, deshalb sind sie an festen Arbeitszeiten und Planbarkeit interessiert. Die Arbeit hat einen anderen Stellenwert als in den Generationen davor.

DHB: Die jungen Leute wissen, wie gefragt sie auf dem Arbeitsmarkt sind. Was bedeutet das für die Betriebe?
Eigel:
Die jungen Leute wünschen sich einen sicheren Arbeitsplatz mit Sinn und Perspektive. Darum ist wichtig, dass man ihnen Perspektive im Unternehmen aufzeigt. Betriebe sollten ihren Auszubildenden deshalb frühzeitig Entwicklungsmöglichkeiten im Unternehmen aufzeigen. Sie könnten zum Beispiel schon zu Beginn des letzten Ausbildungsjahrs gemeinsam mit dem Azubi einen Entwicklungsplan besprechen. Gibt es eine Perspektive im Unternehmen und wie könnte diese aussehen? Welche Schulungen oder Zusatzqualifikationen wären möglich? Viele Unternehmen geben den jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, sobald sie ihren Gesellenbrief haben, bereits eigene kleine Projekte oder einen eigenen Verantwortungsbereich. Das gibt Anerkennung und motiviert sehr.

Die Generation Z Die Generation Z (oder auch Gen Z) folgt auf die Generation Y, die sogenannten Millennials. Welche Jahrgänge genau darunter fallen, darüber sind sich die Experten uneinig. Bei Wikipedia heißt es, der Generation Z würden überwiegend diejenigen zugerechnet, die 1997 bis 2012 geboren sind. Sie sind also heute ungefähr zwischen neun und 26 Jahre alt. Für die Nachfolgegeneration gibt es auch schon einen Namen: Die Generation Alpha (2011 bis 2025). Gemeinsam ist der Generation Z vor allem, dass sie bereits von frühester Kindheit an mit digitalen Medien aufwachsen ist. Was die Arbeitswelt angeht, ist sich die Generation des Fachkräftemangels bewusst. Sie können sich also im Gegensatz zu früheren Generationen Ausbildungs- und Arbeitsplätze aussuchen – was zur Folge haben kann, dass Arbeitsstellen eher mal gewechselt werden. Die Generation Z hat außerdem eine Pandemie durchgemacht, ist mit dem Klimawandel konfrontiert und erlebt aktuell einen Krieg mitten in Europa. Jugendliche und junge Erwachsene sind daher häufig psychisch belastet und haben Zukunftssorgen. Eine sinnstiftende Tätigkeit, wie sie im Handwerk geboten wird, wird begrüßt. 

DHB: Die digitalen Medien spielen bei der Generation Z eine zentrale Rolle. Auch das könnten Handwerksbetriebe doch als Chance und Bereicherung sehen? 
Eigel:
Die meisten jungen Leute – natürlich nicht alle – sind digital unterwegs, wollen mit dem Handy arbeiten und erwarten moderne Technik auch im Unternehmen. Hiervon können die Betriebe profitieren und deren Kenntnis etwa im Bereich der sozialen Medien nutzen. Wenn sich ein Unternehmen digital präsentiert und auf sozialen Kanälen unterwegs ist, dann zeigt das den jungen Leuten ja auch, dass es zeitgemäß agiert.

DHB: Welche Bedeutung hat das Auftreten des Teams, die Kleidung, das Umfeld?
Eigel:
Das spielt auf jeden Fall eine große Rolle. Es gibt inzwischen Handwerksunternehmen, die schon eine Art Merchandising mit ihrer Bekleidung betreiben, weil sie wissen, dass darüber ein Coolness-Faktor entstehen kann. Wichtig sind auch ein guter Teamzusammenhalt und eine gute Stimmung bei der Arbeit. Und viele junge Leute arbeiten natürlich auch gerne mit anderen jungen Leuten zusammen. Der Altersunterschied zwischen dem Azubi und dem nächstälteren Mitarbeiter sollte möglichst nicht zu groß sein. Monotonie gefällt der Generation Z in der Regel auch nicht gut. Eine abwechslungsreiche Arbeit ist deshalb ebenfalls sehr wichtig.

Das Interview führte Kirsten Freund 

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Text: / handwerksblatt.de

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