Familienbetrieb seit über 200 Jahren: Das Erfolgsrezept der Bäckerei Rembor
Seit sieben Generationen in Familienhand: Wie es die Bäckerei Rembor seit 200 Jahren schafft, durch alle Krisen zu kommen und Tradition mit modernem Zeitgeist zu verbinden.
Als "Halbes Backhandwerk" wurden die Ursprünge der heutigen Bäckerei Rembor in den ältesten existierenden Unterlagen aus dem Jahr 1776 deklariert. Der Backbetrieb wurde damals gemeinsam mit einem Wirtshaus geführt, was im 18. Jahrhundert nicht unüblich war. 1818 gründete Johannes Rembor die Bäckerei Rembor am gleichen Standort. Seit 13 Jahren wird sie – immer noch in Familienhand – als modernes Unternehmen von Christian und Cordula Rembor in der siebten Generation geführt.
"In diesem Haus wurde schon immer gebacken", weist Bäckermeister und Konditor Christian Rembor auf die jahrhundertealte Backtradition in Lingenfeld (Landkreis Germersheim / Rheinland-Pfalz) hin. "Früher war es keine Seltenheit, dass die Menschen zuhause ihren Brot- oder Kuchenteig herstellten, ihn hierherbrachten und ihn mit der Resthitze der Backöfen in der Bäckerei backen ließen", erklärt der Inhaber.
Mischung aus traditioneller Bäckerei und modernem Zeitgeist
Das Jubiläumsbrot zur 200-Jahr-Feier. Foto: © HWK Pfalz / ThumIn der Gemeinde mit rund 5.500 Einwohnern gab es früher acht Bäcker, heute sind es nur noch zwei. Das Erfolgsrezept des Unternehmens sieht Christian Rembor in der Mischung aus traditioneller Bäckerei und modernem Zeitgeist. "Wir versuchen stets, das Ohr am Markt zu haben und passen unser Angebot den Wünschen unserer Kunden an." Zudem setzen die Rembors auf den Vertrieb regionaler Produkte wie Kaffee aus einer Speyerer Rösterei und Honig aus familiärer Herstellung.
"Ich habe schon als Fünfjähriger gewusst, dass ich die Bäckerei meines Vaters einmal übernehmen möchte, es war aber kein "Muss" von Seiten meiner Eltern. Diese Entscheidung war völlig freiwillig und ich habe sie nie bereut. Es ist zwar oft ein anstrengender, aber auch ein ein kreativer Beruf, der mich erfüllt", sagt Christian Rembor.
Erfahrungen in Australien gesammelt
Im täglichen Geschäft unterstützt ihn seine Ehefrau Cordula, selbst Konditorin. "Bevor mein Mann zur Meisterschule ging, haben wir gemeinsam ein Jahr in Australien gearbeitet, um neue Erfahrungen zu sammeln", erzählt Cordula Rembor. Diese Zeit möchten sie nicht missen.
Auch die Töchter Charlotte und Carla dürfen ab und an in der Bäckerei mithelfen. Christian Rembor pflegt familiäre Strukturen in seinem Betrieb, der heute 20 Mitarbeiter beschäftigt. Er schätzt die gute Kommunikation, die Harmonie und auch die gelegentlichen gemeinsamen Unternehmungen mit seinem Team. "Wichtig ist uns ein gutes Miteinander; manche unserer Mitarbeiter sind schon seit 20 oder 30 Jahren hier", beschreibt die Inhaberfamilie ihre Unternehmenskultur.
Deutlich gespürt haben sie in den letzten Monaten die Energiekrise mit bis zu sechsfachen Strompreisen. "Die Kosten konnten wir nicht komplett auf die Produktpreise umlegen. Glücklicherweise hat sich die Situation mittlerweile wieder etwas gebessert", zeigt sich der Bäckermeister erleichtert.
Auch der Mangel an Fachkräften macht ihm zu schaffen. Gerne würde er im Sommer wieder einen Auszubildenden einstellen und auch eine weitere Fachkraft in der Bäckerei wäre willkommen. Für die Zukunft hat er keine Ausweitung des Betriebes geplant. Die Familie wäre zufrieden, wenn alles so bliebe, wie es ist und sie sich vor Ort gut um ihre Kundschaft kümmern könne. Das ist ihnen wichtig.
Rita Petry, Geschäftsführerin Berufsbildung der Handwerkskammer der Pfalz (Rechts), gratulierte den Inhabern zu ihrem Firmenjubiläum Foto: © HWK Pfalz / ThumWas Christian Rembor seinen jungen Berufskollegen mit auf den Weg geben möchte? "Wenn man sich als Bäcker selbstständig macht, muss man sich bewusst sein, was den Beruf ausmacht. Auf der einen Seite harte Arbeit, die aber durch zufriedene Kunden und das direkte positive Feedback entlohnt wird."
Rita Petry, Geschäftsführerin Berufsbildung der Handwerkskammer der Pfalz, gratulierte den Inhabern zu ihrem Firmenjubiläum: "Über 200 Jahre in Familienhand: Das gibt es sehr selten. Sie und Ihre Familie haben alle Krisenzeiten umschifft und es geschafft, den Betrieb zu einem modernen Unternehmen zu entwickeln." Auch für ihre Bereitschaft, Nachwuchs auszubilden, bedankte sich Petry. Aktuell bildet die Bäckerei eine Konditorin aus, die diesen Sommer ihre Abschlussprüfung absolviert und dem Betrieb danach als Gesellin erhalten bleibt.
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Text:
Ellen Thum /
handwerksblatt.de
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