Ein großes Problem neben den steigenden Kosten ist der Wettbewerbsnachteil der Salons gegenüber Kleinstunternehmen, die von der Umsatzsteuer befreit sind.

Ein großes Problem neben den steigenden Kosten ist der Wettbewerbsnachteil der Salons gegenüber Kleinstunternehmen, die von der Umsatzsteuer komplett befreit sind. (Foto: © jackf/123RF.com)

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Handwerk fordert ermäßigte Mehrwertsteuer für Friseure

Betriebsführung

Immer mehr Menschen sparen sich den Friseurbesuch oder lassen die Haare "schwarz" schneiden. Die Vollversammlung der Handwerkskammer Magdeburg fordert in einer Resolution den reduzierten Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent für Friseurdienstleistungen.

Der reduzierte Mehrwertsteuersatz für Speisen in der Gastronomie soll zum Jahreswechsel auslaufen. Davon sind auch Bäcker-Cafés, Fleischereien und Konditoreien betroffen, die dann für Gerichte, die vor Ort verzehrt werden, wieder 19 Prozent Umsatzsteuer berechnen müssen. 

Das ebenfalls stark gebeutelte Friseurhandwerk hofft trotzdem weiterhin auf einen reduzierten Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent auf seine Dienstleistungen und bekommt jetzt Unterstützung von der Vollversammlung der Handwerkskammer Magdeburg. Die Vollversammlung, das oberste Gremium der Kammer, hat am 5. Dezember eine Resolution verabschiedet, in der die Mitglieder der Vollversammlung die Politik auffordern, den Mehrwertsteuersatz für Dienstleistungen im Friseurhandwerk von derzeit 19 Prozent auf 7 Prozent zu reduzieren.

Krise in der Friseurbranche Auch der Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks fordert angesichts der aktuellen Situation in den Salons die Mehrwertsteuersenkung. Im vergangenen Jahr gab es auch eine Petition zu dem Thema. Mehr dazu hier

Existenz vieler Betriebe ist bedroht

"Die Friseurbetriebe sind durch hohe Betriebskosten, insbesondere steigende Energie- und  Materialpreise, sowie durch erhöhte Lohnkosten, signifikant belastet. Diese Faktoren schmälern die Profitabilität und gefährden die Existenz vieler Unternehmen im Friseurhandwerk", heißt es in dem Papier. Deshalb fordern die Vollversammlungs-Mitglieder eine "dringende Anpassung der steuerlichen Rahmenbedingungen".

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Die Salons würden auch beobachten, dass die Nachfrage zurückgeht. "Kunden greifen vermehrt auf günstigere Alternativen, wie Produkte aus Drogeriemärkten, zurück und reduzieren die Häufigkeit von Friseurbesuchen."

Der hohe Mehrwertsteuersatz würde außerdem die Schwarzarbeit im Friseurhandwerk anfeuern. Hinzu komme der Anreiz einiger Betriebe, so zu wirtschaften, dass die Umsätze unterhalb der Umsatzsteuerfreigrenze liegen (22.000 Euro im Jahr) und diese sich damit der Besteuerung des Umsatzes gänzlich entziehen.

Konkurrenz aus den eigenen Reihen Rund 30.000 Ein-Personen-Betriebe im Friseurhandwerk müssen keine Mehrwertsteuer abführen, weil sie unterhalb der Umsatzsteuerfreigrenze liegen, alle andere 19 Prozent. Dieses Marksegment ist in der Corona-Zeit rasant gewachsen und stellt mittlerweile rund 40 Prozent der Betriebe, sagt Marc Breckwoldt, Geschäftsführender Gesellschafter der RYF Coiffeur GmbH aus Hamburg, der 2022 mit Kollegen eine Petition zur Mehrwertsteuersenkung initiiert hat. 

Das verschärfe die Lage der regulär arbeitenden Betriebe zusätzlich. "Ein ermäßigter Mehrwertsteuersatz kann dazu beitragen, diese Problematik abzumildern. Weitere wirtschaftliche Rückschläge sind für die Mehrheit der Betriebe nicht zu verkraften, da die finanziellen Rücklagen durch die langanhaltenden Einschränkungen während der Corona-Pandemie  erheblich geschrumpft sind."

Im Kammerbezirk Magdeburg waren Ende September 957 Friseurbetriebe eingetragen. Diese bilden aktuell 122 Auszubildende aus und beschäftigen etwa 2.000 Mitarbeiter. Bundesweit gibt es etwa 240.000 Friseurinnen und Friseure in rund 80.000 Salons.

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Text: / handwerksblatt.de

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