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Mehr Insolvenzen bei Kleinstbetrieben

Im ersten Halbjahr 2021 sank die Zahl der Unternehmensinsolvenzen erneut. Sondereffekte wie die Aussetzung der Insolvenzantrags-Pflicht haben das Insolvenzgeschehen verzerrt. Kleinstbetriebe litten am meisten. Das meldet die Creditreform.

Im ersten Halbjahr 2021 blieb das Insolvenzgeschehen bei den Unternehmen weiter rückläufig. 8.800 Unternehmensinsolvenzen gab es, 1,7 Prozent weniger als im Vorjahrszeitraum. "Bei der Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen wirken weiterhin die staatlichen Corona-Hilfsmaßnahmen nach – insbesondere die Aufhebung der Insolvenzantragspflicht, die bis Ende April galt", sagt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung.

Gleichzeitig schnellte die Zahl der Privatinsolvenzen auf 46.000 Fälle in die Höhe. Als Hintergrund nennt Creditreform hier die Änderung des Verbraucherinsolvenzrechts zum Oktober 2020 mit einer verkürzten Restschuldbefreiung.

Das habe eine deutliche Erleichterungen für überschuldete Privatpersonen gebracht. "Das führte zu einem Dammbruch bei den Anträgen", so Hantzsch. Im Vorjahreszeitraum gab es 28.240 Fälle. Das entspricht das einem Anstieg um 62,9 Prozent.

Zusammen mit den "sonstigen" Insolvenzen beläuft sich die Gesamtzahl der angemeldeten Insolvenzverfahren im ersten Halbjahr 2021 auf 65.700.

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Mehr Insolvenzen von Kleinstunternehmen

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Von der Insolvenz des Arbeitgebers betroffen waren rund 90.000 Beschäftigte (1. Halbjahr 2020: 125.000). Als Grund für den Rückgang führt Creditreform an, dass es in den ersten Monaten 2021 weniger Großinsolvenzen gab. Die Schäden für die Gläubiger von insolventen Unternehmen beliefen sich auf geschätzt zwölf Milliarden Euro (Vorjahr: 15,6 Milliarden Euro).

Stattdessen mussten vorrangig Kleinstunternehmen schließen. In der Größenklasse bis maximal 250.000 Euro Jahresumsatz stiegen die Fallzahlen zweistellig. Mehr als die Hälfte aller Firmeninsolenzen waren Einzelunternehmen und Freiberufler.

Handel und Dienstleister durch Lockdown geschwächt

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Die Bereiche, die stärker vom Lockdown betroffen waren, wie der Handel und Dienstleistungen, zeigten in den ersten sechs Monaten laut der Untersuchung ein zunehmendes Insolvenzaufkommen.

Der Handel verzeichnete 1.920 Insolvenzen (plus 3,8 Prozent). Nach der Vielzahl an großen Insolvenzen im Handel im Jahr 2020 wie beispielsweise Galeria Karstadt Kaufhof  traf es in diesem Frühjahr eher kleine und mittlere Firmen.

Im Dienstleistungsgewerbe gab es mit 5.120 Firmenpleiten (plus 0,2 Prozent) wieder die meisten Fälle. Im Verarbeitenden Gewerbe war ein deutlicher Rückgang festzustellen (minus 23,6 Prozent; 550 Fälle).

Auch im Bausektor verringerte sich das Insolvenzgeschehen nochmals. Mit 1.210 Insolvenzen verzeichnete das Baugewerbe 4,7 Prozent weniger Insolvenzen im Vergleich ersten Halbjahr 2020.

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Text: / handwerksblatt.de