Dr. Carsten Linnemann bezeichnet sich als Verfechter der Sozialen Marktwirtschaft. Ein möglichst offener Marktzugang darf aber nicht dazu führen, dass die Qualität der ausgeführten Arbeiten und der Ausbildung darunter leiden. Deshalb setzt sich die Mittelstandsvereinigung MIT für die Wiedereinführung der Meisterpflicht ein.

Dr. Carsten Linnemann bezeichnet sich als Verfechter der Sozialen Marktwirtschaft. Ein möglichst offener Marktzugang darf aber nicht dazu führen, dass die Qualität der ausgeführten Arbeiten und der Ausbildung darunter leiden. Deshalb setzt sich die Mittelstandsvereinigung MIT für die Wiedereinführung der Meisterpflicht ein. (Foto: © MIT)

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Meisterpflicht abzuschaffen war ein Fehler

Betriebsführung

Geht es nach den Mittelstandspolitikern der CDU/CSU, wird der Große Befähigungsnachweis in möglichst vielen Gewerken wieder eingeführt, um sich selbstständig machen zu dürfen.

Die vor über zehn Jahren beschlossene Handwerksnovelle hält Dr. Carsten Linnemann für einen Fehler. Der Bundesvorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU/CSU (MIT) möchte ihn nun korrigieren. Kurz vor Weihnachten hat man ein meisterliches Paket geschnürt und dem Bundesparteitag geschickt. Der Bundestagsabgeordnete aus Paderborn zieht im Interview mit unserer Zeitung an den Schleifchen und verrät, was es enthält.

DHB: Die CDU will die Meisterpflicht wieder einführen. Mein erster Gedanke war: Jetzt geht der Wahlkampf los! Ist das so?
Linnemann: Nein, mich stört schon seit langem, dass die Meisterpflicht im Zuge der Handwerksreform in über 50 Berufen abgeschafft worden ist.

DHB: Warum?
Linnemann: Jeden Monat melden sich mindestens ein, zwei Handwerker bei mir. Sie berichten, dass sich bei ihnen am Ort wieder jemand einen Bulli gekauft und einen Hausmeisterservice aufgemacht hat. Diese Betriebe bieten aber zusätzlich auch Arbeiten an, die nur von qualifizierten Meisterbetrieben ausgeführt werden dürfen. In Sachen Gewährleistung haben die Kunden oft das Nachsehen, weil die Hälfte dieser Hausmeisterservices nach spätestens fünf Jahren gar nicht mehr am Markt ist.

Ich bin ein Verfechter der Sozialen Marktwirtschaft mit einem offenen Marktzugang. Dies darf jedoch nicht zu einem Verlust von Qualität führen. Auch leidet die duale Ausbildung. In den B1-Gewerken bilden häufig nur noch "Altmeister" aus. Kurzum: Es war ein Fehler, dass in vielen Gewerken der Meisterbrief als Voraussetzung für die Selbstständigkeit abgeschafft worden ist. Der Meisterbrief ist ein Qualitätsmerkmal des deutschen Handwerks. Punkt. Und soll es auch bleiben.

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DHB: Was will die CDU konkret ändern?
Linnemann: Der Meisterbrief soll qualifikationsgebundener Berufszugang im Handwerk sein. In so vielen wie möglich der 53 Berufe, die nach der Handwerksnovelle zulassungsfrei geworden sind, wollen wir die Meisterpflicht wieder einführen – sofern dies verfassungs- und europarechtskonform möglich ist. Die Neuregelung soll aber nur für neu gegründete Betriebe gelten. Die bestehenden sollten Bestandsschutz erhalten.

DHB: Außerdem wollen Sie die Schutzzielbestimmungen der Meisterprüfungsverordnung erweitern. Was bedeutet das?
Linnemann: Ob ein Gewerk in der Anlage A ist, wird an der sogenannten Gefahrengeneigtheit festgemacht. Das halte ich als Kriterium für zu wenig. Machen wir das einmal an einem Beispiel fest: Das Maler- und Lackiererhandwerk ist zulassungspflichtig, das Schilder- und Lichtreklameherstellerhandwerk hingegen zulassungsfrei. Ich kenne Betriebe aus der Werbetechnik, die Material in schwindelerregender Höhe auf Stadiondächern installieren. Wenn eine unsachgemäße Installation nicht gefährlich ist, was dann?

DHB: Also müssen zusätzliche Kriterien her?
Linnemann: Genau. Wir als MIT denken da beispielsweise an Verbraucherschutz, Mittelstandsförderung oder Bildungsstandards. Warum sollte man den Meisterbrief nicht auch zu einem Bildungsstandard machen wie es das Abitur oder der Hauptschulabschluss bereits ist? Kriterien wie diese können von jedem Mitglied der Europäischen Union als übergeordnete staatliche Ziele festgelegt werden. Damit lässt sich die Berufsfreiheit europarechtskonform einschränken.

DHB: Was verbirgt sich noch alles im Handwerkspaket der Mittelstandsvereinigung?
Linnemann: Wir wollen den Meisterbrief als sichtbares Qualitätsmerkmal für den Kunden stärken. Zudem soll eine höhere berufliche Bildung etabliert werden – etwa indem bundesweit das Berufsabitur geschaffen wird und Handwerksmeister problemlos zum Master-Studium zugelassen werden. Die Berufsbildungs- und Kompetenzzentren des Handwerks müssen stärker von Bund und Ländern gefördert werden. Um die Qualität der Meisterschulen zu sichern und zu verbessern, schwebt uns eine Evaluierung nach bundesweiten Standards – eine Art "Meister-PISA" – vor. Last but not least sollten die Leistungen beim Meister-BAföG weiter steigen.

DHB: Das klingt alles sehr schön. Aber wie geht es jetzt weiter?
Linnemann: Als nächstes werden wir in der Bundestagsfraktion von CDU/CSU eine Arbeitsgruppe gründen, der auch ich angehören werde. Sie soll prüfen, wie wir den Meisterbrief in der neuen Wahlperiode nach der Bundestagswahl stärken können.

Das Interview führte Bernd Lorenz

Text: / handwerksblatt.de

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