Auch die Wiedereinführung der Meisterpflicht für manche Gewerke hat sich auf die Zahl Betriebsgründungen ausgewirkt.

Auch die Wiedereinführung der Meisterpflicht für manche Gewerke hat sich auf die Zahl Betriebsgründungen ausgewirkt. (Foto: © gwolters/123RF.com)

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Nicht nur wegen Corona: Weniger Gründungen im Handwerk

In der Corona-Krise haben sich weniger Handwerker selbstständig gemacht als davor. Auch die Wiedereinführung der Meisterpflicht hatte Auswirkungen. Das zeigt eine Studie, auf die sich die Bundesregierung beruft.

Die Corona-Krise und die staatlichen Maßnahmen haben deutliche Folgen für das Handwerk. Hierzu gehören nicht nur Umsatzverluste oder Totalausfälle in Branchen wie dem Messebau oder in Teilen des Lebensmittelhandwerks, auch auf Betriebsgründungen hat sich die Pandemie negativ ausgewirkt.

Das bestätigt die Bundesregierung in der Antwort (19/25740) auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion. Sie bezieht sich dabei auf eine Studie des Instituts für Handwerkswirtschaft an der Universität Göttingen. Allerdings habe die Wiedereinführung der Meisterpflicht für manche Gewerke hier ebenso eine Rolle gespielt.

Zahl der Eintragungen deutlich gesunken

Die Studie listet auf, in welchen Branchen neue Betriebe durch Gründungen hinzukamen oder wegen Betriebsaufgabe wegfielen. Dies macht sie anhand der Eintragungen in die Handwerksrolle sichtbar. Im Ergebnis seien die Neu-Eintragungen im Vergleich zu den Vorjahreszeiträumen im Jahr 2020 deutlich gesunken: Von März bis August betrage das Minus 14 Prozent, von Januar bis August um 8 Prozent. Gleichzeitig zeige sich ein Erholungseffekt bei den Eintragungszahlen nach dem Einschnitt im April.

Die Studie schlüsselt die Betriebszugänge mit konkreten Zahlen nach den Anlagen A, B1 und B2 der Handwerksordnung für die vergangenen fünf Jahre jeweils zum Stichtag 30. Juni auf.

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Effekte der wiedereingeführten Meisterpflicht 

Zur besonderen Situation im Jahr 2020 zählt zusätzlich die Tatsache, dass in zwölf Gewerken seit diesem Jahr die Meisterpflicht wieder eingeführt wurde: Bisher zulassungsfreie Gewerke sind nun zulassungspflichtig, was Änderungen bei den Eintragungen in die Handwerksrolle mit sich brachte.

Die Rückgänge der Eintragungen könnten laut der Studie zu einem erheblichen Teil als Reaktion auf die Wiedereinführung der Meisterpflicht gesehen werden: Gegenüber dem Vorjahreszeitraum (März bis August) ging die Zahl der Eintragungen in den rückvermeisterten Handwerken um 70 Prozent zurück.

Eintragungen im Baugewerbe blieben stabil

Die A-Handwerke, welche seit 2004 unverändert zulassungspflichtig sind, weisen minus 7 Prozent bei den Eintragungen auf. Bei den Handwerken der Anlage B1 und B2 ist keine negative Entwicklung beobachtbar; die Eintragungszahlen für das Jahr 2020 liegen sogar über den Werten des Vorjahres.

Die Auswertung nach Konjunkturgruppen zeigt allerdings, dass der Gesamteffekt nicht allein durch die Novellierung bedingt ist. Der stärkste Rückgang (März-August 2020 gegenüber Vorjahresperiode) ist in den Ausbauhandwerken (minus 33 Prozent) zu verzeichnen. Weniger Eintragungen zeigen sich jedoch auch in  nicht betroffenen Gewerben wie Lebensmittel (minus 25 Prozent), Gesundheit (minus 13 Prozent) und Kfz (minus 10 Prozent). Beim Baugewerbe (+-0 Prozent) sowie den Handwerken für den privaten (minus 3 Prozent) und gewerblichen Bedarf (plus 1 Prozent) sind kaum Unterschiede feststellbar.

Weniger Löschungen aus der Handwerksrolle

Positiv zu vermerken ist aber: Im Jahr 2020 gab es mit minus 21 Prozent deutlich weniger Austragungen aus den Handwerkskammerverzeichnissen als im Vorjahr. Der stärkste Rückgang bei den Löschungen fand sich sogar in der Gruppe der rückvermeisterten Handwerke: minus 35 Prozent. Ebenfalls hohe Rückgänge weisen die Gruppen der Handwerke nach Anlage B1 (minus 27 Prozent), B2 (minus 22 Prozent) und A (minus 18 Prozent) auf.

Die deutlich gesunkenen Austragungszahlen können laut der Studie in erster Linie auf die staatlichen Corona-Hilfen, und nur in zweiter Hinsicht auf die Novellierung der Handwerksordnung zurückgeführt werden.

Berufliche Weiterbildung brach ein

Die Corona-Pandemie wirkte sich im großen Umfang auch auf die berufliche Aus-, Fort- und Weiterbildung im Handwerk aus. So war im März und April 2020 der Unterricht an Berufsschulen und Bildungseinrichtungen der Kammern eingestellt, gleichzeitig pausierten Meisterkurse oder wurden Prüfungen verschoben. Insgesamt kam es zu veränderten Anmeldezahlen zu Kursen, die auf die Meisterprüfung vorbereiten, was wiederum in Zukunft zu veränderten Gründungszahlen im Handwerk führen dürfte.

Regierungsantwort und Studie im Wortlaut Hier lesen Sie die > Antwort der Bundesregierung und > hier die Studie des IfH

Quelle: Bundestag/ Institut für Handwerkswirtschaft

Text: / handwerksblatt.de

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