Eine Delegation aus Nordrhein-Westfalen hat auf Initiative von NRW Handwerk international und mit Unterstützung von NRW.Global Business die "Cirkelstad" Utrecht besucht.

Eine Delegation aus Nordrhein-Westfalen hat auf Initiative von NRW Handwerk international und mit Unterstützung von NRW.Global Business die "Cirkelstad" Utrecht besucht. (Foto: © Deutsch‑Niederländische Handelskammer | AHK)

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Reise zu zirkulären Projekten in Utrecht

Die Niederlande setzen Zeichen bei Kreislaufwirtschaft im Bausektor. CO2-effiziente und nachhaltige Lösungen sind seit Jahren gefragt.

Lieferengpässe und steigende Materialkosten zeigen aktuell, welche Notwendigkeit und gleichzeitig Chancen die zirkuläre Nutzung von Baustoffen hat. Zu diesem Thema hat eine Delegation aus Nordrhein-Westfalen auf Initiative von NRW Handwerk international und mit Unterstützung von NRW.Global Business die "Cirkelstad" Utrecht besucht. Der Ort hat  sich in seiner Bauweise ganz der Nachhaltigkeit und Zirkularität verschrieben. Die Teilnehmenden bekamen Einblicke in aktuelle Entwicklungen und Marktchancen im niederländischen Bausektor, besichtigten zirkuläre Bauprojekte und knüpften Geschäftskontakte zu niederländischen Unternehmen und Experten.

Die Delegation bestand aus Vertretern von Bauunternehmen (aus dem Kammerbezirk Münster: Brüninghoff aus Heiden) und Herstellern, Ingenieurbüros, öffentlichen Organisationen und von verschiedenen Kommunen aus NRW. Wie in den Vorjahren bot der NRW-Gemeinschaftsstand auf der zeitgleich stattfindenden Baufachmesse "Bouwbeurs" eine Plattform zum Austausch mit Ausstellern und dem Fachpublikum. Die Handwerkskammer Münster war Projektpartnerin der Unternehmensreise.

Gelebte Nachhaltigkeit im Werkspoorkwartier

Die Unternehmensreise begann auf dem Campus Werkspoor, einem ehemaligen Industriegebiet, das inzwischen zu einem lebendigen, gemischten Gewerbegebiet umgestaltet wurde. Unter Wiederverwendung der alten Industriegebäude und -hallen, gepaart mit zirkulären Neubauten ist hier ein Platz für die Kreativwirtschaft, verschiedene Büro- und Gewerberäume für Start-ups, Musiker, Sportstudios und Automobilfirmen entstanden.

Wytze Kuijper von der Cirkelstadt-Initiative Utrecht, der zirkulären Gemeinde Utrecht, gab der Delegation einen Einblick in die Trends, gesetzlichen Veränderungen sowie Innovationen im Bereich des nachhaltigen und zirkulären Bauens in den Niederlanden. Die tatsächliche Umsetzung zirkulärer Konzepte erläuterten Job Kuijpers und Pieter van den Wittenboer von Woody Building Concepts bei einer Führung durch das Projekt Houtwerk. Das von rund 30 Firmen genutzte Gebäude wurde aus verschiedenen, wiederverwerteten Materialen erstellt, allen voran aus dem Namensgeber Holz.  

Transformation ausgedienter Gebäude zu neuem Arbeits- und Wohnraum

Am Nachmittag stellte Gabrielle Muris, die maßgeblich an der Gebietsentwicklung des Werkspoorkwartiers beteiligt war, Transformationsprojekte des Viertels vor. Anknüpfungspunkte mit NRW gab es auch, denn die niederländischen Projektleiter haben sich bei der Umsetzung der Veranstaltungslocation Werkspoorkathedraal unter anderem von der Zeche Zollverein inspirieren lassen.

Die niederländischen Sprecher und Delegationsteilnehmer aus NRW waren sich einig, dass Gebäude in Zukunft vielseitig nutzbar sein müssten. Die Werkspoorfabriek war hierfür ein Beispiel: Dank des digital gestützten Baukastensystems der Firma Respace bietet die ehemalige Produktionshalle flexible, auch wieder demontable Büro- und Firmenräumlichkeiten. 

Öffentliche Hand geht mit gutem Beispiel voran

Die Gemeinde Utrecht geht selbst mit zirkulären Projekten voran, hörte die NRW-Delegation im Zentrum der Stadt von Rogier Joosten, Projektleiter bei verschiedenen zirkulären Bauten. Die ehemalige Kaserne "De Knoop" bekam eine neue Funktion als Konferenz- und Bürogebäude für die öffentliche Verwaltung.

Die ursprüngliche Nutzung sieht man dem offen gestalteten, modern anmutenden Gebäude nicht mehr an. Restmaterialen aus dem Umbau wurden gleich nebenan in einem vollständig zu demontierenden Gebäude verbaut. 

Deutsch-Niederländisches Fachgespräch "Zirkulär Bauen" 

Am zweiten Tag ging es auf die Baufachmesse Bouwbeurs, wo der Messetag mit einem Deutsch-Niederländischen Expertengespräch im Nieuws Café der Messe startete. Im Gespräch mit Moderatorin Kai Esther Feldmann von der Deutsch-Niederländischen Handelskammer erläuterten Nora Schäfer, Ministerium für Umwelt NRW, und Rogier Joosten, Studio Я Building Sustainable, was sich beim Zirkulären Bauen in Deutschland und den Niederlanden tut.

In beiden Ländern würden Nachhaltigkeit und Zirkularität vorangetrieben und durch gesetzliche Rahmenbedingungen weiter Form gegeben. Das gemischte Publikum interessierte sich vor allem für aktuelle Projekte und Produkte sowie die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft. Diese und weitere Themen wurden beim anschließenden Netzwerkevent diskutiert. Die NRW-Delegation und die eingeladenen niederländische Firmen nutzten die Möglichkeit, beim Kaffee miteinander in Kontakt zu kommen.

Baufachmesse Bouwbeurs 2023 

Nachhaltige Produkte und Innovationen im Bau erkundete die NRW-Delegation beim geführten Messerundgang zu ausgewählten, niederländischen Ausstellern. Dach- und Fassandenbegrünung sowie ein "Warenlager" aus alten Materialien neu präsentiert fielen hierbei besonders ins Auge und luden ein, die Messe anschließend auf eigene Faust zu erkunden. Mit dem von der LGH, einer Gemeinschaftseinrichtung des nordrhein-westfälischen Handwerks, organisierten NRW-Stand hatten die Teilnehmenden über den ganzen Tag hinweg eine Anlaufstelle.

Die Unternehmensvertreter nutzten die Bouwbeurs, um mit Ausstellern und Fachbesuchern ins Gespräch zu kommen. "Eins hat sich beim Austausch zwischen den deutschen und niederländischen Fachleuten immer wieder gezeigt: Gute Konzepte und innovative, zirkuläre Produkte gibt es auf beiden Seiten der Grenze. Nun heißt es, diese zu skalieren, gemeinsam weiterzuentwickeln und Fahrt in den Sektor zu bringen", betonte Feldmann. 


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Text: / handwerksblatt.de

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