Friseurmeisterin Nadine Knauff frisiert einen Kunden.

Friseurmeisterin Nadine Knauff frisiert einen Kunden. (Foto: © Kreishandwerkerschaft Trier-Saarburg)

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Großer Andrang bei Friseuren

Sechs Wochen lang durften Friseure nicht arbeiten. Etliche Frisuren sind außer Form geraten. Nun sind die Salons wieder geöffnet und die Nachfrage ist enorm.

Seit elf Jahren betreibt Nadine Knauff ihren Friseursalon Studio for Hair in der Matthiasstraße in Trier-Süd, aber so lange wie jetzt hatte sie ihn noch nie geschlossen. Meist macht sie höchstens ein, zwei Wochen am Stück Urlaub. Nun mussten Friseursalons wie viele andere Geschäfte in Trier sechs Wochen lang geschlossen bleiben, um das Corona-Virus einzudämmen. Die Anweisung der Stadt erging am 20. März, einem Freitag, und schon am Samstag durften die Salons nicht mehr öffnen. Knauff hielt ihren Salon an dem Freitag einige Stunden länger geöffnet, um noch so viele Kunden wie möglich zu frisieren.

Wie lange kann geschlossen bleiben?

Sie hatte damit gerechnet, ihren Salon eine Zeit lang schließen zu müssen, hatte dann aber, als es soweit war, doch Tränen in Augen. "Da geht einem so einiges durch den Kopf. Wie lange hält der Salon das finanziell aus? Welche Unterstützungen bekommen wir?", fragte sich die Friseurmeisterin. "Klar war, dass ich die Mitarbeiter halte, egal wie." Sie beschäftigt einen Friseur in Vollzeit, eine Auszubildende und zwei Friseure auf 450 Euro-Basis. Ihr Friseur in Vollzeit, Marco Patzphal, hatte seine Stelle erst zwei Tage vorher angetreten. "Ich hatte fünf Monate lang nach einem Friseur gesucht", sagt Knauff. Den wollte sie nicht wieder verlieren.

Friseur-Innung hat geholfen

Was Knauff in den Wochen der Unsicherheit sehr geholfen hat, war die Unterstützung durch die Friseur-Innung Trier-Saarburg sowie den Landes- und Zentralverband der Friseure. Die Informationen wurden von der Geschäftsstelle der Innung, der Kreishandwerkerschaft Trier-Saarburg, gebündelt kommuniziert. "Die haben gute Arbeit geleistet und uns immer auf dem Laufenden gehalten", sagt Nadine Knauff. Es ging etwa darum, wie man Kurzarbeit und Soforthilfe des Landes beantragt, wie die Wiedereröffnung vorbereitet werden kann, wie Hygienepläne aussehen und unter welchen Vorgaben Salons überhaupt wieder öffnen dürfen. Denn diese sind strikt. Sowie auf professioneller als auch auf emotionaler Ebene war die Unterstüzung durch die Geschäftsstelle der Kreishandwerkerschaft für die Mitgliedsbetriebe eine wichtige Hilfe. Der persönliche Kontakt – und sei er "nur" per Telefon möglich – sowie teils individuelle Beratungen sind gerade in schwierigen Zeiten nur zwei der vielen Vorteile einer Innungsmitgliedschaft.

Sperrbänder auf dem Boden

Seit vergangenem Montag am 4. Mai schneiden die Scheren wieder. Die Nacht vorher war Knauff sehr nervös. "Ich habe nicht gut geschlafen." Aber sie war gut vorbereitet. Die Bereiche rund um jeden Friseurstuhl sind mit auf dem Boden aufgeklebten Sperrbändern versehen, damit sich niemand zu nah kommt. Von den sechs Stühlen dürfen vier benutzt werden, von den zwei Waschbecken eins. Nur noch zwei Friseure kümmern sich jeweils um einen Kunden. Die Termine müssen vorab vereinbart werden. Einen Wartebereich gibt es nicht mehr in dem 70 Quadratmeter großen Salon. Scheren, Lockenwickler, Bürsten, Stühle, Ablagen und weiteres müssen nach jedem Kunden desinfiziert werden. Haarewaschen ist Pflicht.

Hohes Müllaufkommen durch Schutzkleidung

Jeder Umhang, jedes Handtuch, jeder Mundschutz und jedes Paar Handschuhe dürfen nur einmal benutzt werden. Dann müssen sie entsorgt oder bei 60 Grad gewaschen werden. Knauff hat alleine mehr als 2000 Euro für 500 hochwertige Mundschutze ausgegeben. Sie wäscht, was sie kann, um nicht alles nach einmaliger Benutzung wegschmeißen zu müssen. Trotzdem: "Es ist Wahnsinn, was da an Müll auf uns zu kommt."

Neue Wertschätzung für Friseurberuf

Friseur Marco Patzphal schneidet und färbt am Dienstag die Haare von Anna Vogel. "So lange wie jetzt musste ich noch nie auf meinen nächsten Friseurbesuch warten", sagt Vogel. Elf Wochen. Stört sie der Mundschutz? "Der ist mir egal. Hauptsache ich kann zum Friseur." Patzphal sagt: "Mir war nicht klar, wie sehr uns die Kunden vermisst haben." Knauff bemerkt eine ganz neue Wertschätzung für den Friseurberuf. Bekannte von ihr hätten sich teilweise selbst die Haare geschnitten, sagt sie, so zufrieden seien sie mit dem Resultat aber nicht gewesen. Es ist eben ein Handwerk, das gelernt sein will.

Kunden brauchen jetzt Geduld

Das weiß auch die Auszubildende Joelyn Kilburg. Sie vereinbart gerade mit Kunden Termine am Telefon, doch die brauchen Geduld. Den ganzen Mai ist der Salon ausgebucht; zum Teil sogar bis Mitte Juni. Kilburg würde gerne mehr mitarbeiten, aber jeder Kunde darf derzeit nur durchgehend von einer Person versorgt werden und alle Techniken beherrscht Kilburg noch nicht, weshalb sie nun weniger am Kunden lernen kann. "Es ist aber etwas anderes, wenn man an einem Puppen-Übungskopf schneidet", sagt sie. Mit der Berufsschule sei es auch unpraktischer, weil sie jetzt alle Lernunterlagen nur noch online erhält, meist in Form von Dokumenten und nicht als Video.

Arbeit im Schichtdienst

Um genügend Kunden bedienen zu können, arbeitet das Team von Nadine Knauff nun montags bis freitags von 8 bis 19 Uhr und samstags bis 16 Uhr im Schichtdienst. Knauff bedauert, dass viel Service untersagt ist. Sie darf ihren Kunden etwa keinen Kaffee mehr anbieten, sogar die Gespräche sollen auf ein Minimum reduziert werden. Zudem musste sie wegen der ganzen Ausgaben und Verluste in den vergangenen Wochen die Preise erhöhen, aber nur leicht. Ein Herrenhaarschnitt mit Waschen und Föhnen kostet nun 24 Euro statt 22,50 Euro. "Unsere Hürde ist es jetzt, die Kundschaft von sechs Wochen unter einen Hut zu bekommen", sagt Knauff. Draußen steht schon der nächste.

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Text: / handwerksblatt.de

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