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HWK des Saarlandes | November 2025
Bundessiegerin im Saarland gekürt
Luca Rumbolz aus Schleswig-Holstein hat in ihrem Beruf, Kauffrau im Büromanagement, die Deutsche Meisterschaft im Handwerk gewonnen.
Ministerpräsident Alexander Schweitzer dankte den Handwerkskammern in Rheinland-Pfalz für die stets enge und konstruktive Zusammenarbeit. (Foto: © Stefan Sämmer)
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November 2025
Die Handwerkskammern in Rheinland-Pfalz feiern Jubiläum und blicken nach vorne auf die Landtagswahl. Gelegenheit zur Diskussion: Wie stehen die Fraktionen im Landtag zu den Forderungen des Handwerks?
Im Rahmen einer gemeinsamen Festveranstaltung in Mainz erinnerten die vier Handwerkskammern des Landes Rheinland-Pfalz an ihr 125-jähriges Bestehen – wobei die Kammer Rheinhessen erst 1945 durch eine Abspaltung des französisch besetzten Teils der Handwerkskammer Darmstadt entstand und daher in diesem Jahr erst ihr 80-jähriges Jubiläum begeht. Im Jahr 1900 wurden im Deutschen Reich die Handwerkskammern gegründet, um die Qualität der handwerklichen Arbeit zu verbessern, die Lehrlings- und Meisterausbildung zu stärken und die Interessen des Handwerks gegenüber Staat und Gesellschaft zu vertreten.
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Diese Aufgaben nehmen die Kammern auch heute noch wahr. "Nach 125 Jahren muss ich Ihnen sagen: Diese Ziele haben wir bis heute nicht aus den Augen verloren. Sie stehen noch immer im Mittelpunkt unserer täglichen Arbeit" verwies Hans-Jörg Friese, Präsident der Handwerkskammer Rheinhessen und Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Handwerkskammern in Rheinland-Pfalz auf die auch heute ungebrochene Bedeutung der Handwerkskammern. Die Handwerkskammern in Rheinland-Pfalz setzen sich auch heute noch pragmatisch und direkt für die über 56.000 Handwerksunternehmen mit mehr als 260.000 Beschäftigten im Land ein.
In seinem Grußwort gratulierte Ministerpräsident Alexander Schweitzer den anwesenden Handwerksvertretern und dankte für die stets enge und konstruktive Zusammenarbeit. Mit Blick auf den für Rheinland-Pfalz vorgesehenen Teil des Sondervermögens des Bundes verwies er darauf, dass das Handwerk in fast allen Maßnahmen zur Umsetzung gebraucht würde. Vor den Augen zahlreicher Mitglieder des Landeskabinett, vielen Oberbürgermeistern, Landräten und Abgeordneten des Landtages wollten die Kammern jedoch weniger in die Vergangenheit als in die Zukunft des Handwerks blicken.
Wichtiger Meilenstein ist dabei die im März anstehende Landtagswahl, für die das rheinland-pfälzische Handwerk einen Forderungskatalog erstellt hat. Dieser war Anlass, um mit Vertretern der im Landtag vertretenen Parteien über ihre Positionen zu den Themen zu sprechen, die das Handwerk derzeit mit am stärksten umtreiben: das mangelnde Wirtschaftswachstum, die Schwächen des Bildungsstandorts und die überbordende bürokratische Belastung.
Der Präsident der HwK Koblenz, Kurt Krautscheid eröffnete die Diskussion mit einem Statement zur zunehmend angespannten Stimmung in Wirtschaft und Handwerk. Gerade auch im Bereich des Hochbaus sei die wirtschaftliche Lage sehr angespannt. Die Betriebe erwarteten schnelle Impulse zur Ankurbelung des Wirtschaftswachstums. Die anwesenden Parteivertreter hatten nun jeweils zweieinhalb Minuten Zeit, um ihre Antwort zu formulieren.
Den Auftakt machte Dr. Jan Bollinger (AFD) der einen Wiedereinstieg in die Kernenergie forderte und mit Blick auf die gestiegenen Kosten der Sozialversicherung auf versicherungsfremde Leistungen verwies, die diese zu tragen hätten.
Katrin Eder (B90/Die GRÜNEN) widersprach: "Erneuerbare Energien sind günstiger als das Endlagern von Atommüll", so die amtierende Umweltministerin. Sie forderte vor allem Planungssicherheit: "Die Verunsicherung etwa bei der Diskussion zum Heizungsgesetz ist Gift). Dem Handwerk stünden in den nächsten Jahren große Aufgaben beim Sanieren und dem Umbau des Gebäudebestands bevor.
Eine Reduktion der Effizienzhaus-Standards forderte Dr. Helmut Martin (CDU). Mit E55 sei ein Grenznutzen erreicht, alle weiteren Maßnahmen seien sehr teuer. Das Geld könne man an anderer Stelle effizienter einsetzen. Auch die Ausweitung der Möglichkeiten zur Vergabe der öffentlichen Hand an Generalunternehmer sehe die CDU sehr kritisch. Diese solle nur in engem Rahmen und zeitlich begrenzt erfolgen, um das Handwerk hier nicht dauerhaft zu benachteiligen.
Dr. Joachim Streit (Freie Wähler) forderte ein Wegfall der Grunderwerbssteuer für Ersterwerber und eine Erleichterung für Kommunen zur Ausweitung von Baugebieten. Das Land solle auch Sanierungsgebiete für ländliche Kommunen ermöglichen.
Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt (FDP) forderte vom Bund mehr Klarheit beim Ausbau der Verkehrsinfrastruktur und verwies auf die Gleichwertigkeit der dualen und der akademischen Ausbildung.
Dr. Anna Köbberling (SPD) verwies darauf, dass der Löwenanteil des Sondervermögens in die Kommunen gehe, die dann konkret vor Ort Maßnahmen umsetzen könnten. Auch ermögliche die Reform der Landesbauordnung etwa mit der Einführung des Gebäudetyps E eine größere Flexibilität für Bauherren.
Die zweite thematische Runde zum Thema Bildung eröffnete Dirk Fischer, Präsident der Handwerkskammer der Pfalz. Es sei dramatisch, dass die Anzahl der Schüler der neunten Klasse, die die Grundanforderungen des Bildungsstandards verfehlten immer weiter ansteige. Notwendig sei daher dringend eine frühkindliche Förderung sowie eine Stärkung der Grundlagenfächer Deutsch und Mathematik. "Praktisch lernt es sich am besten, daher brauchen wir auch dringend eine Ausweitung der Praxisphasen in den Schulen", so Fischer.
Dem pflichtete Daniela Schmitt (FDP) bei in dem sie forderte, die Praxisworkshops in der Schulzeit weiter auszubauen und die Gleichwertigkeit von Ausbildung und Studium weiter zu erhöhen. Auch wolle sie den Aufstiegsbonus weiter ausbauen und sich auch weiterhin für eine qualifizierte Zuwanderung in den Arbeitsmarkt einsetzen.
Dr. Anna Köbberling (SPD) verwies darauf, dass die Bildungspolitik des Landes in den Grundschulen bereits ein stärkeres Rückbesinnen auf die Grundkompetenzen in Mathe und Deutsch vorsehe. Auch sei das Bildungssystem im Land nach oben und unten durchlässig – ein Wechsel zwischen den verschiedenen Schularten daher Problemlos möglich. Dies müsse allerdings noch bekannter werden.
Ein verpflichtendes letztes Kitajahr forderte Dr. Helmut Martin (CDU). Hier müsse die Sprachkompetenz der Kinder erhoben und gefördert werden, damit dann ein guter Schulstart möglich sei. Die Union habe auch ein staatliches Taschengeld als Anreiz für Schülerpraktika in den Ferien vorgeschlagen. "Wir fordern während der Lehrerausbildung ein verpflichtendes Praktikum in einem Betrieb", so Martin.
"Schulen müssen zu Lernorten weiterentwickelt werden", verwies Katrin Eder (B90/DIE GRÜNEN) auf ihre Forderung nach mehr multiprofessionellen Teams und auch mehr praktischen Arbeiten in den Schulen des Landes. Sie setze sich auch für ein Modellprojekt zur Einführung einer dualen Oberstufe ein, bei der neben dem Abi auch ein Gesellenbrief erworben werden könne.
Dr. Joachim Streit (Freie Wähler) forderte Sprachkitas und die Einführung eines verpflichtenden Vorschuljahres an den Grundschulen um die frühkindliche Sprachentwicklung zu verbessern. Menschen mit mangelnden Deutschkenntnissen sollten in Intensivklassen Deutsch intensiv gefördert werden. Auch seien mehr Praktika während der Schullaufbahn notwendig.
"Rheinland-Pfalz ist höchstens hinteres Mittelfeld in der Bildung", so Dr. Jan Bollinger (AFD). Lehrerempfehlungen sollten für den Wechsel in die weiterführende Schule verbindlich sein, eine dritte Schulform solle wieder eingeführt werden. Zum Beispiel als technische Realschule.
Bernd Elsen, Präsident der Handwerkskammer Trier sprach in seinem Statement zur immer weiter wachsenden bürokratischen Belastung für Betriebe. Mehr als jede zweite neu geschaffene Stelle beschäftige sich nur mit dem Abarbeiten bürokratischer Lasten. Er forderte die Parteienvertreter auf, das Thema endlich strukturell anzugehen – sowohl auf gesetzlicher aber auch auf Vollzugsebene in den Verwaltungen.
Katrin Eder (B90/DIE GRÜNEN) möchte die Verwaltung bestärken, ihre Ermessenspielräume auszuüben und mutiger und schneller zu entscheiden. Genehmigungsprozesse müssten auch stärker digitalisiert werden. Sie verwies darauf, dass ihr bei den Genehmigungszeiten für Windkraftanlagen eine Halbierung der Bearbeitungszeit gelungen sei.
Mehr Vertrauen in die Unternehmen und eine Entfesselung forderte Daniela Schmitt (FDP). Es brauche Mut, alte Zöpfe abzuschneiden, Verfahren müssten konsequent digitalisiert und die Möglichkeiten der KI genutzt werden. Auch seien die Wertgrenzen beim Vergaberecht weiter anzuheben.
Dr. Joachim Streit (Freie Wähler) forderte eine sogenannte Bundes-ID, die es Unternehmen und Bürgern erspare, immer wieder die gleichen Daten in immer neue Masken einzutragen. Es sei aus seiner Sicht auch überflüssig, dass es 16 verschiedene Landesbauordnungen gebe.
Dr. Jan Bollinger (AFD) forderte einen Normenkontrollrat für Rheinland-Pfalz, wie es ihn auch in anderen Bundesländern gebe. Die Unternehmen sollten konkret formulieren, welche Regelungen sie für überflüssig erarchten.
"Dokumentationspflichten sind die Pest unserer Zeit", so Dr. Anna Köbberling (SPD). Diese müssten stark reduziert werden. Verwaltungsakte sollten außerdem sprachlich so formuliert sein, dass sie auch für Laien gut zu verstehen seien. Köbberling forderte außerdem die Umgestaltung der Ausbildung für die Verwaltungen. Hier solle vor allem das Ziel des Ermöglichens einer Umsetzung als Leitgedanke dienen.
"Bürokratieabbau fängt beim Gesetzgeber an", so Dr. Helmut Martin (CDU). Daher sei in jedem Gesetzesvorhaben dringend eine Begründungspflicht einzuführen, wie hoch der Aufwand zur Umsetzung sei. Verwaltungsangestellte sollten motiviert werden, Gesetze bürgernah umzusetzen. Dieses Ziel wolle er auch in die Beurteilungskriterien bei der Dienstbeurteilung aufnehmen. "Warum entlassen wir nicht solche Unternehmen aus der Nachweispflicht, die mehrere Jahre lang gezeigt haben, dass sie alle Vorschriften einhalten", forderte Martin eine Art Belohnungsbonus für Betriebe.
Im Anschluss an die Podiumsdiskussion gratulierte Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt den Kammern noch einmal zum Jubiläum: "Das Handwerk ist und bleibt Herz und Rückgrat unserer Wirtschaft", sagte Schmitt. "Es steht für Qualität, Verantwortung und Zusammenhalt – und für Menschen, die anpacken, gestalten und Zukunft bauen."
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