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Ein echter Hingucker: LEVC bringt das Londontaxi als elektrischen Transporter unter dem Namen VN5 auf die Straße. (Foto: © Martin Bärtges)
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Januar 2022
Die London Electric Vehicle Company (LEVC) fertigt das berühmte Londontaxi heute als E-Transporter mit Range Extender. Wir haben uns das optisch auffällige Nutzfahrzeug VN5 genauer angesehen.
Mit dem Namen LEVC kann hierzulande - bisher - kaum jemand etwas anfangen. Das Logo auf der Motorhaube und dem Schlüssel erinnert, sei es Absicht oder Zufall, viele Betrachter an Bentley. LEVC steht für London Electric Vehicle Company, die einst das berühmte "Black Cab", das London-Taxi baute und zu einem Wahrzeichen der britischen Hauptstadt machte. Das traditionsreiche britische Unternehmen ist mittlerweile bereits seit einigen Jahren in chinesischer Hand. Es gehört, ebenso wie Volvo, zu Geely. Und sie bringen das London-Taxi als Nutzfahrzeug mit Elektromotor und Range Extender auf den Markt.
Als Testwagen steht der Elektro-Transporter mit der Modellbezeichnung VN5 und in schlichtem alpinweiß auf dem Parkplatz. Der in Ansty (Coventry) gebaute Van tritt im Segment mit bis zu einer Tonne Nutzlast an und ist damit ein weiterer Wettbewerber in der Klasse des VW Bus und des Ford Transit. Und er will mit seinem Range Extender potenziellen Kunden die Reichweitenangst nehmen. Schließlich sorgen sich viele Kunden immer noch, dass ihr E-Mobil ohne "Saft" vor Erreichen des Ziels - oder einer Lademöglichkeit - ohne Strom irgendwo im Nirgendwo strandet.
Diese Angst nimmt im VN5 die Range-Extender-Antriebstechnik, die auch im TX Elektrotaxi oder im Shuttle der Briten, also der Version als Personentransporter, zum Einsatz kommt. Angetrieben wird das Fahrzeug zwar ausschließlich elektrisch. Es verfügt aber über einen zusätzlichen "Bordgenerator", den Range Extender. Im Falle des VN5 übernimmt diese Funktion ein Dreizylinder-Benziner mit anderthalb Liter Hubraum, der 67 kW / 91 PS leistet.
Die rein elektrische Reichweite liegt bei voller Batterie bei knapp 100 Kilometer, im Stadtbetrieb sollen es 122 Kilometer sein. Das Fahrzeug wird immer rein elektrisch angetrieben, es besteht also keine Verbindung zwischen dem als Bordgenerator dienenden Verbrenneraggregat und den Antriebsrädern der Hinterachse. Der Range Extender dient lediglich als Stromquelle, er versorgt also die Batterie mit Strom und erhöht so die Reichweite. Geht die Akkuleistung zur Neige, schaltet sich der Verbrenner zu und versorgt die Akkus mit elektrischer Energie. Den dazu notwendigen Super-Kraftstoff bezieht er aus einem 38,5 Liter fassenden Tank. Rund acht Liter reichen dann für eine elektrisch zurückgelegte Fahrstrecke von 100 Kilometer, so dass sich die Gesamtreichweite auf etwa 500 Kilometer addiert. Das reicht gut für eine Fahrt von Frankfurt bis Berlin.
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Drei Fahr-Modi stehen für den Betrieb des VN5 zur Verfügung. Der rein elektrische und emissionsfreie Betrieb (Pure EV) mit Batteriestrom, etwa für Fahrten in der Stadt. Beim Sparbetrieb (Save) kommt der Range Extender zum Erhalt der Batterieladung für deren späteren Gebrauch zum Einsatz. Dieser Modus eignet sich etwa für Überlandfahrten, wenn sich beispielsweise der Fahrer den emissionsfreien Fahrmodus für später aufheben möchte oder der rein elektrische Betrieb wenig effizient wäre. Im Smart-Modus übernimmt das Fahrzeug, beispielsweise bei alltäglichen Fahrten, die automatische Auswahl der effizientesten Antriebsquelle.
Eine zweistufige regenerative Bremsanlage, gesteuert über den Fahrstufenwahlhebel, gewinnt die Energie zurück, die ansonsten beim Bremsen verloren ginge, und speichert sie als elektrische Energie in der Antriebsbatterie. An einem Schnelllader mit 50 kW ist der Akku in etwa einer halben Stunde von null auf 100 Prozent aufgeladen, mit sieben kW dauert es rund vier Stunden. Geladen werden kann der VN5 an Ladepunkten mit unterschiedlicher Ladegeschwindigkeit, mit Wechsel- oder Gleichstrom und mit unterschiedlichen Ladebuchsen: Zweipolig, Typ 2/CCS oder optional mit CHAdeMO. Die Ladeklappen liegen an der Front, rechts und links der Hauptscheinwerfer.
Der VN5 wird über die Hinterräder angetrieben und vermittelt für einen Transporter ein schon beinahe sportliches Fahrgefühl, zu dem auch die gut konturierten Sitze im Fahrerhaus passen. Wenn es dazu jetzt auch noch ein schickes Lederlenkrad gäbe, und sei es optional, das wäre ganz toll. Der E-Motor leistet 110 kW / 150 PS und bringt es auf ein Drehmoment von 250 Nm. Aus dem Stand auf Landstraßentempo 100 km/h vergehen rund 13 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei nicht ganz 130 km/h.
Überraschend ist die Handlichkeit des immerhin 523 Zentimeter langen und - mit Spiegeln - 208 Zentimeter breiten Briten. Der Wendekreis von Bordstein zu Bordstein beträgt gerade mal 10,1 Meter. Sehr angenehm, wenn man in der Stadt bei häufigen Wendemanövern und ständiger Parkplatzsuche so wendig unterwegs sein kann. Mit (unbeladen) 199 Zentimetern Höhe kann es mit dem VN5 bei der Einfahrt ins ein oder andere Parkhaus allerdings schon arg knapp werden.
Der Laderaum ist leicht zugänglich und bietet bis zu fünfeinhalb Kubikmeter Ladevolumen. Die seitliche Schiebetür (eine zweite ist gegen Aufpreis von 670 Euro lieferbar) hat eine Breite von 938 / 1.128 mm. Die Flügeltüren im Heck sind im Verhältnis 60:40 geteilt, die Ladeöffnung ist 1.253 mm breit und 1.272 mm hoch, die Ladehöhe liegt bei 640 mm.
In den nicht ganz zweieinhalb Meter langen Laderaum passen zwei Paletten der Größe EUR 2/3 (1.000 x 1.200 mm), die Nutzlast liegt bei bis zu 830 Kilogramm. Der VN5 hat ein zulässiges Gesamtgewicht von 2.900 Kilogramm. Durch Zusammenarbeit mit verschiedenen europäischen Zulieferern kann LECV den VN5 mit Regalsystemen, Dachgepäckträgern, Lichtbalken, Optionen für temperaturgeführte Transporte oder anderen maßgefertigten Modifizierungen liefern. Zu den autorisierten Partnern gehören etwa Bott, Modul-System, Paneltex oder Sortimo.
Den VN5 gibt es in drei unterschiedlich ausgestatteten Varianten: Business, City (wie beim Testwagen) und Ultima. Allen gemeinsam ist das unverwechselbare Design im Retro-Look mit den serienmäßigen LED-Leuchten. Das Design des Kastenwagens fällt auf, die (meisten) Menschen reagieren positiv auf das Fahrzeug mit seinem hohen Wiedererkennungseffekt.
Alle VN5-Modelle kommen serienmäßig mit einem 50 kW DC-Schnellladesystem und einer 11 kW AC-Lademöglichkeit. Die City-Variante verfügt obendrein über eine beheizte Frontscheibe, Einparkhilfe vorne und hinten, Vorhang-Airbags und einen Spurwechselwarner. Die Spitzenausstattung bietet in der Ultima-Variante noch eine Rückfahrkamera, Luxussitze, Metallic-Lackierung und eine 22 kW AC-Lademöglichkeit.
Mit sechs Optionspaketen kann der Kunde das Fahrzeuge ganz auf seine individuellen Präferenzen zuschneiden. Im Komfortpaket sind etwa Luxussitze für Fahrer und Beifahrer enthalten, Satellitennavigation, Staufächer unter den Sitzen oder eine beheizte Frontscheibe.
Das Sicherheitspaket umfasst ein Verkehrszeichenerkennungssystem (RSI), eine intelligente Geschwindigkeitswarnfunktion (SLIF), einen Spurwechselwarner und Vorhang-Airbags. Der LEVC ist aus eloxiertem, verklebtem Aluminium gefertigt. Das Monocoque hat etwa die doppelte Festigkeit von Schmiedestahl, verstärkt die Karosserie und senkt zugleich das Gewicht. Außerdem rostet Aluminium nicht, die Konstruktion des VN5 dürfte doppelt so lange halten wie bei einem herkömmlichen Transporter.
In der Fahrerkabine sind alle wichtigen Bedienelemente leicht erreichbar. Eine automatische Zweizonen-Klimaanlage reguliert die Temperatur, die Feststellbremse wird automatisch betätigt. Beim Einparken helfen die Rückfahrkamera und Einparksensoren, der Tempomat erleichtert Autobahnetappen. Über einen mittig angeordneten Touchscreen sind viele Funktionen steuerbar, auch Heizung, Klimatisierung und Lüftung.
Per Touchscreen kann man auch in der Bedienungsanleitung blättern, was hin und wieder notwendig wird, da der VN5 doch etwas komplexer ist, als man anfangs erwartet. Stauraum für den Arbeitsalltag gibt es in Form von Türablagen, Handschuhfach und Mittelkonsole. Zu den Sicherheits- und Assistenzsystemen gehören ABS, Reifendruck-Kontrolle, Kollisionswarner, eine autonome Notbremsfunktion, Verkehrszeichen-Erkennung, eine Fahrdynamikregelung, Fahrer- und Beifahrer-Airbags für den Frontalschutz sowie Vorhang- und Thorax-Airbags für den seitlichen Schutz. Sollte das Fahrzeug unbeabsichtigt die Spur verlassen, wird der Fahrer automatisch gewarnt.
In der Business-Version gibt es den elektrischen Briten ab 52.450 Euro, die City-Version - wie beim Testwagen - ist für 54.200 Euro zu haben. Für die Top-Variante Ultima sind 57.450 Euro fällig (Nettopreise). Zugegeben, nicht ganz billig. Aber für das Geld gibt es einen E-Transporter mit verschiedensten Möglichkeiten den Akku zu laden und einem kaum zu toppenden Wiedererkennungseffekt.
Auf das Retro-Design reagieren beinahe alle anderen Verkehrsteilnehmer ausgesprochen positiv. Damit ist der VN5 prädestiniert etwa für Einzelhändler mit stylishem Warenangebot oder für Handwerker, die ein auffallendes Fahrzeug für ihren Fuhrpark suchen. Zudem kann man mit dem VN5, dank dem Verbrenner als Range Extender, ohne Reichweitenangst unterwegs sein. Aktuell (Ende 2021) umfasst das Händler- und Servicenetz etwa ein Dutzend Partnerbetriebe. Das ist etwas knapp, am Ausbau des Netzes wird allerdings gearbeitet.
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