Ein Blick auf die Zukunft der Ausbildung
Ohne Digitalisierung und künstliche Intelligenz läuft künftig nichts mehr in der Meisterausbildung. Das ist das Fazit des Anwendertreffens, einer gemeinsamen Veranstaltung der Verlagsanstalt Handwerk und des Instituts für Technik der Betriebsführung (itb).
Fünf Jahre Zwangspause – so lange mussten die Gäste aus Bildungseinrichtungen und Handwerkskammern gedulden, bis endlich wieder das erste Anwendertreffen live in der Handwerkskammer Düsseldorf stattfand. Dahinter steht ein Austausch von Bildungsexperten und Anwendern, die sich mit der Ausbildung auf allen Ebenen im Handwerk befassen, von der Lehrlingsausbildung über den Meister bis hin zum Betriebswirt des Handwerks. Eingeladen hatten die Expertenrunde die Verlagsanstalt Handwerk und das Institut für Technik der Betriebsführung (itb) aus Karlsruhe, die diese Veranstaltung traditionell seit vielen Jahrzehnten durchführen.
Neue Medien in der Berufsausbildung und Weiterbildung
Begrüßung durch Institutsleiterin Prof. Dr. Birgit Ester. Foto: © Robert LüdenbachSchon in den Begrüßungen durch Institutsleiterin Prof. Dr. Birgit Ester – passend zum Thema der neuen Medien per Liveschalte aus Karlsruhe – und itb-Experte Andreas Heinen wurde klar: Es geht um die neuen Medien – und vor allem, welche Rolle sie künftig in der Berufsaus- und Weiterbildung spielen.
Was alles eine Rolle spielt, zeigte schon der erste Programmpunkt, ein Überblick über die neuen Medien, angefangen von Facebook über Youtube bis hin zu Instagram und TikTok. Jedes Medium hat seine eigene Zielgruppe – wer also Botschaften in einzelne Zielgruppen kommunizieren will, muss wissen, wo sie sich aufhalten. Facebook ist eher älteren Usern vorbehalten, TikTok den Jüngeren. Geht es also um Ausbildungsinhalte und -botschaften, ist Facebook der falsche Kanal.
Mit einer interaktiven Quizrunde startete der zweite Themenkomplex des ersten Tages. Teilnehmer konnten ihr Know-how rund um Themen wie die Bestandteile der Meisterausbildung oder Dauer der einzelnen Module prüfen. In die Tiefe ging es dann an sogenannten Thementischen: Die rund 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten sich einen Thementisch aussuchen, um sich zum Beispiel intensiver über die neuen digitalen Lernmöglichkeiten des Sackmanns auszutauschen. Hierfür stand Marc Reemers, Geschäftsführer von Reemers Publishing Services GmbH, dem App Entwickler für Fragen bereit. Am Tisch des itb konnten sich die Gäste über die unterschiedlichen Seminarangebote, Lernmaterialien oder die Dozentenvermittlung des itb informieren. Außerdem gab es exklusive Einblicke in die dazugehörige App, die den Lernenden überall Zugriff auf die Lernskripte ermöglicht.
Sackmann wird digital
Frank Hoffmeister über die Neuerungen im Sackmann Lernportal. Foto: © Robert LüdenbachDer zweite Tag bekam durch Gäste aus Dänemark und der Schweiz internationalen Charakter, nach der Begrüßung durch den Gastgeber, Dr. Axel Fuhrmann, dem Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Düsseldorf, ging es vor allem um die Meisterausbildung und den Sackmann, dem Vorbereitungsbuch für die Meisterprüfung der Verlagsanstalt Handwerk. Rund 100 Jahre Geschichte stecken in den Teilen I bis IV, die in den 1920er Jahren erstmals erschienen.
Heute ist der Sackmann das Standardwerk für die Vorbereitung auf die Meisterprüfung in der mittlerweile 44. Auflage erhältlich. Und längst nicht nur als Druckwerk, sondern auch mit vielen digitalen Lehrmitteln, die die angehenden Meister fit für die Prüfung machen. Welche Chancen in dem digitalen Lernen stecken, zeigte Frank Hoffmeister, einer der Sackmann-Autoren, freiberuflicher Dozent und Unternehmensberater auf. Hoffmeister demonstrierte, wie selbst eher trockene Themen aus der Mathematik oder dem Rechnungswesen durch kurze Erklärvideos im Sackmann-Lernportal anschaulich und zugleich kurzweilig nähergebracht werden.
Betriebsführung ist längst kein Papierkrieg mehr
Rolf Richard Rehbold, FSBH Köln Foto: © Robert LüdenbachDass Betriebsführung längst keinen Papierkrieg mehr bedeutet, sondern elegant und zugleich rechtssicher digital aufbereitet werden kann, zeigte der Gastbeitrag der Firma ToolTIme. Richtig angewendet, ist das schon in den 1990er Jahren proklamierte papierlose Büro mit der Handwerker-Software Realität geworden.
Rolf Richard Rehbold vom Forschungsinstitut für Berufsbildung im Handwerk der Universität zu Köln wagte dann in seinem Beitrag einen Ausflug in die Zukunft des Lernens. Dabei ging es um Themen wie die Einbindung neuer Medien in die Ausbildung oder wie wichtig die die Präsenz in Zukunft der Ausbildung aussehen könnte. Im Dialog mit den Gästen im Saal wurde diskutiert, wie künftig das Lernen gestaltet sein sollte, welche Themen zusätzlich in die bestehenden Rahmenpläne Eingang finden müssten – und wie sich generell die Ausbildung besser auf die Gegebenheiten eine digitale Welt einstellen sollte. So wünschte sich ein Großteil der Gäste, dass Mitarbeitergewinnung via Social Media unbedingt Einzug in die Lehrpläne finden sollte.
Neue Lehr- und Lernpläne mittels KI
Foto: © Robert LüdenbachWie mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) in Zukunft Lernhilfen gestaltet werden könnten, stellte Jan Rihak, Chef der Firma Classtime vor. KI könne zum Beispiel in Prüfungssimulationen Freitextantworten automatisch auf Richtigkeit prüfen. Tests können geprüft und ausgewertet werden, um dann aus den Falschantworten direkt neue Lehr- und Lernpläne zu generieren.
Das Fazit aus zwei Tagen Anwendertreffen: Aus- und Weiterbildung darf nicht stehen bleiben, sondern muss alle Möglichkeiten inklusive der digitalen Lösungen und der KI nutzen, um das hervorzubringen, was die handwerkliche Ausbildung schon immer getan hat: Fachkräfte auf höchstem Niveau, um die uns die ganze Welt beneidet.
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Text:
Robert Lüdenbach /
handwerksblatt.de
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