Was Fachbesucher von der neuen Möbelmesse bis zum 29. Oktober erwarten dürfen, erklärt Direktor Maik Fischer im Interview.
DHB: Mit der imm cologne, der ORGATEC und der interzum gab es bislang drei Messen, die sich mit dem Thema Möbel befassen. Welche Lücke schließt die idd cologne, die erstmals im Oktober stattfinden soll?
Fischer: Die idd cologne bringt zusammen, was bisher viel zu oft getrennt gedacht wurde. Während die künftige imm cologne Einrichtungskonzepte für die alltäglichen Wohnbereiche vieler Menschen abdeckt – und sich dabei auf das Einstiegs- bis Mittelpreissegment konzentriert –, die ORGATEC sich um moderne Arbeitswelten kümmert und die interzum als Weltleitmesse die Möbelzulieferindustrie anspricht, schlägt die idd cologne eine Brücke zwischen Wohn-, Gastro- und Gewerbewelten im Premium-Bereich. Es geht um ganzheitliche Gestaltungskonzepte unserer aktuellen Zeit, in der private und öffentliche Räume immer mehr miteinander verschmelzen, und auch einzelne Räume nicht mehr klar getrennt voneinander genutzt werden – und das alles im Hochwertbereich.
DHB: Wer sollte die Messe besuchen?
Fischer: Alle, die Räume gestalten – im weitesten Sinne. Die idd cologne richtet sich besucherseitig übergreifend an den gesamten europäischen Home- & Hospitality-Bereich. Das bedeutet, sie spricht konkret den Premium-Möbeleinzelhandel, Objekteinrichter, Hospitality Planer & Einkäufer (Hoteleinrichter), Interior Professionals (Architekten, Planer, Innenarchitekten, Designer), Corporate VIPs & Facility Management (Entscheider zur Ausstattung in Unternehmen), Real Estate & Immobilien an. Aber auch designaffine Privatbesuchende sind auf der idd cologne herzlich willkommen.
DHB: Was ist Ihre Aufgabe als Direktor der idd cologne?
Fischer: Als Direktor der idd cologne ist es meine Aufgabe, die strategische Ausrichtung der Messe zu gestalten und damit die verschiedenen Welten aus Design, Architektur und Industrie zusammenzubringen. Gemeinsam mit meinem Team kuratiere ich darüber hinaus zukunftsweisende Inhalte, relevante Trends und inspirierende Formate – von Talks bis hin zu interaktiven Flächen. Wir verstehen uns als Gastgeber und Möglichmacher: Wir schaffen den Rahmen für Austausch, Innovation und nachhaltige Impulse – für alle, die die Zukunft der Premium-Einrichtung aktiv mitgestalten wollen.
DHB: Die idd cologne, ist sie eine Fach- oder Besuchermesse?
Fischer: Die idd cologne ist klar als Fachmesse zu verstehen, sie richtet sich in erster Linie an Profis, die Räume neu denken, entwickeln oder verkaufen möchten. Da wir unser holistisches Konzept aber auch besucherseitig denken, werden wir auch für designinteressierte Privatbesuchende öffnen – wir möchten so den Austausch untereinander fördern, neue Synergien in der Branche ermöglichen und – insbesondere bei den Privatbesuchenden – wieder mehr Lust auf stilvolles Einrichten erzeugen.
DHB: Wie passen Wohn-, Gastro- und Gewerberäume in einer Messe unter einen Hut?
Fischer: Unsere Lebensräume sind längst nicht mehr als partielle Zellen zu betrachten. Wir können in verschiedenen Bereichen beobachten, dass die Wohn-, Arbeits- und öffentlichen Aufenthaltsräume miteinander verschmelzen. Ein Café kann heute wie ein Wohnzimmer aussehen, ein Co-Working-Space wie eine Hotellobby und durch das Thema Homeoffice gibt es in vielen Wohnzimmern mittlerweile auch kleine Büroecken. Genau diesen Wandel greift die idd cologne bewusst auf. Wir zeigen die Möglichkeiten an der Schnittstelle von Interior, Hospitality und Contract Business – alles auf Premium-Niveau. Die Messe wird damit zur Bühne für ganzheitliche Raumkonzepte, die neue Lebensrealitäten widerspiegeln.
DHB: Wie genau definiert sich der Begriff Premium-Einrichtungsbranche?
Fischer: Es geht um Designanspruch, Qualität, Nachhaltigkeit, Innovation und Markenidentität. Wer Räume schafft, die lange halten – emotional wie materiell – bewegt sich im Premiumsegment. Und genau diese Unternehmen und Denkansätze holen wir auf die Bühne der idd cologne.
DHB: Wohnräume neu denken? Wie sieht der aktuelle Wohntrend aus bzw. wie sehen die Lebens- und Aufenthaltsräume von morgen aus?
Fischer: Einen klaren, dominierenden Wohntrend gibt es derzeit nicht – vielmehr beobachten wir eine Vielzahl kleinerer Strömungen, die sich zu einem neuen, hybriden Verständnis von Raum verdichten. Wohnräume werden flexibler, emotionaler, nachhaltiger, und werden so zu einem Ort der Geborgenheit – und vor allem ganzheitlicher gedacht. Sie erfüllen nicht mehr nur einen Zweck, sondern sprechen alle Sinne an. Der Raum der Zukunft kann zugleich Rückzugsort, Begegnungsfläche und Inspirationsquelle sein. Gerade das Hybride prägt unser Lebensgefühl: Grenzen zwischen Wohnen, Arbeiten und Reisen lösen sich auf. Hotels fühlen sich an wie Wohnungen, Wohnungen wie Boutique-Hotels. Es geht nicht mehr nur um Funktion – sondern um Atmosphäre, Identität und emotionale Verbindung.
DHB: Wie wurden diese Trends ermittelt?
Fischer: Viele Trends beginnen in den eigenen vier Wänden, auf Social Media oder werden durch gesellschaftliche Ereignisse ausgelöst. Wir schauen hier natürlich ganz genau hin und beobachten unsere Umwelt. Darüber hinaus tauschen wir uns regelmäßig mit der Branche aus – es ist uns wichtig, zu verstehen, welche Themen und Topics aktuell den Markt dominieren. Mit welchen Innovationen ist zukünftig zu rechnen und was bewegt die Kundinnen und Kunden aktuell? Trendforschung entsteht bei uns durch eine Mischung auf Beobachtung der Außenwelt und Diskurs in der brancheninternen Innenwelt.
DHB: Die idd cologne möchte hochwertige Einrichtungskonzepte vorstellen, die zeigen, wie Wohn-, Hotel-, Öffentliche und gastronomische Räume neu gedacht werden. Können Sie die zukunftsfähigen Konzepte etwas näher erläutern?
Fischer: Das Konzept der idd cologne zielt darauf ab, keine klassische Produktmesse zu sein: Bei der Premium-Interior-Messe rückt das ganzheitliche Zusammenspiel moderner Wohnwelten in den Fokus – es geht darum, Design erlebbar zu machen und den Besucherinnen und Besuchern einen holistischen Erfahrungsraum zu öffnen, der es erlaubt, sich von Einzigartigem, Besonderem und Neuem inspirieren zu lassen.
DHB: Sie schreiben, die Einrichtungsbranche steht vor der Herausforderung, nachhaltige Optionen zu entwickeln und Potenziale auszuschöpfen. Welche Herausforderungen sind damit genau gemeint?
Fischer: Die zentrale Herausforderung besteht darin, hochwertiges Design und höchste Qualitätsansprüche mit ökologischer Verantwortung zu vereinen. Das bedeutet konkret: ressourcenschonende Materialien und Produktionsprozesse zu nutzen, ohne dabei Kompromisse bei Ästhetik oder Funktionalität einzugehen. Gleichzeitig gilt es, Produkte so zu gestalten, dass sie am Ende ihres Lebenszyklus in einen geschlossenen Kreislauf zurückgeführt werden können – sei es durch Recycling, Wiederverwertung oder intelligente Modularität. Die Verbindung all dieser Anforderungen ist komplex, aber notwendig, um zukunftsfähige Einrichtungskonzepte zu schaffen, die sowohl ökologisch als auch ökonomisch Bestand haben.
DHB: Welche Chancen sehen Sie dabei für das Handwerk?
Fischer: Gerade das Handwerk bietet hier große Potenziale, weil es am Produkt arbeitet. Die Handwerkenden kennen die Materialien, die Stoffe und die erforderlichen Handgriffe am besten – sie wissen um die Herausforderungen und werden zu kreativen Partnern, wenn es um maßgeschneiderte Lösungen geht. Wir verstehen es als unsere Aufgabe, den Dialog und die Partnerschaft zwischen Handel als Absatzpunkt zum Endkunden und dem Handwerk als Produzent auch auf der idd cologne zu fördern.
DHB: Sind es Konzepte, die sich jeder, der nachhaltig und designorientiert leben möchte auch leisten kann?
Fischer: Hochwertiges Design und Nachhaltigkeit schließen sich nicht aus – und müssen kein Luxus sein. Dennoch haben innovative Materialien und nachhaltige Herstellungsprozesse ihren Preis, da sie eben keine Massenware sind: Sie stehen für Qualität, Langlebigkeit und Verantwortung. Und genau darin liegt ihre Stärke. Denn wer in ein durchdachtes, detailverliebtes Möbelstück investiert, entscheidet sich bewusst für etwas, das bleibt und Zukunft hat. Bei der idd cologne möchten wir auf der einen Seite das Bewusstsein für den Wert eines Premium-Möbels stärken, aber auch skalierbare Konzepte und smarte Systeme, die sich flexibel an unterschiedliche Anforderungen anpassen lassen, anbieten – funktional, ästhetisch und zukunftsfähig.
DHB: Was zählt zu dem inspirierenden Eventprogramm?
Fischer: Wir planen ein vielfältiges Event- und Rahmenprogramm, z. B. kleinere Sonderschauen und eine Vortragsbühne. Wir wollen inspirieren und neue Räume für neue Räume schaffen. Mehr dazu in Kürze. Und auch den lokalen Premium-Handel und Flahship-Stores in Köln werden wir einbinden, und planen mit der „idd cologne downtown“ eine Verlängerung der idd cologne in die Stadt.
DHB: Worauf freuen Sie sich persönlich am meisten mit Blick auf die Premiere der idd cologne?
Fischer: Auf das Gefühl, wenn die Menschen durch die Hallen gehen und sagen können, dass sich der Besuch der idd cologne für sie gelohnt hat, weil sie neue Erfahrungsräume betreten haben. Wenn sich möglichst viele Besucherinnen und Besucher nach der Messe inspiriert fühlen und gerne ein zweites Mal vorbeikommen würden, dann ist unser Ziel erreicht. Die Premiere ist ein nicht nur ein Auftakt, sondern auch ein Aufbruch in eine neue Bewegung in der Branche – und ich freue mich riesig, das mitzuerleben.
Weitere InformationenEinrichtungsmesse idd cologne
Aussteller Locations Design Post und Stoff-Pavillon Moeller, Hahnenstraße 8, 50667 Köln, 10:00 – 19:00 Uhr (täglich)
Aussteller Location machwerkhaus, 13:00 Uhr bis 20:00 Uhr (täglich)
Showroom & Store Partner,die Öffnungszeiten können variieren.
Details finden Sie hier
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Text:
Brigitte Klefisch /
handwerksblatt.de
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