Eine Galvanoplastik aus Kupfer aus dem Jahr 1904 vom Aachener Ostfriedhof. Restaurator im Metallbauerhandwerk Norbert Weber (l.) inspiziert die Figur zusammen mit seinem Auszubildenden. Für diese Figur wurde auf elektrochemischem Weg in einem elektrolytischen Bad eine Kupferhaut auf einem Gipsträger aufgebaut. Ein typisches Herstellungsverfahren der Gründerzeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts.

Eine Galvanoplastik aus Kupfer aus dem Jahr 1904 vom Aachener Ostfriedhof. Restaurator im Metallbauerhandwerk Norbert Weber (l.) inspiziert die Figur zusammen mit seinem Auszubildenden. Für diese Figur wurde auf elektrochemischem Weg in einem elektrolytischen Bad eine Kupferhaut auf einem Gipsträger aufgebaut. Ein typisches Herstellungsverfahren der Gründerzeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts. (Foto: © Inga Geiser)

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Jahreszahlen bekommen Leben

Panorama

Gibt es einen besseren Arbeitsplatz für Restauratoren als ein Museum? Wohl kaum, meint der Metallbauermeister Patrick Schad.

Gesellen- und Meisterausbildung hatte Patrick Schad bereits im LWL-Industriemuseum gemacht. "Eine tolle, interessante Arbeit habe ich hier, die mich immer wieder herausfordert", schwärmt der Metallbauermeister. Im Museum aber zählt eine Weiterbildung zum Restaurator im Handwerk regelrecht dazu. Denn viele alte Techniken, die man in der Museumswerkstatt beherrschen muss, werden weder in der heutigen Gesellen- noch in der Meisterausbildung gelehrt. "Viele meiner Handwerkskollegen sind auf Schloss Raesfeld gewesen und haben auch meine Begeisterung geweckt", erinnert sich Schad. "In Raesfeld entwickelt man eine andere Sicht auf die Dinge", sagt der Denkmalexperte, "hinterfragt die Historie."

Vorher habe er ein Bauteil eben nur als Bauteil gesehen, heute interessiere ihn auch der geschichtliche Zusammenhang: "Jahreszahlen bekommen Leben." Es geht dann nicht nur um Instandsetzung. Es stellt sich die Frage nach der historischen Fertigung, danach, wie etwa Gussteile damals geformt wurden oder auch wie aussagefähige Gebrauchsspuren erhalten bleiben können. "Alte Fertigungsmöglichkeiten mischen sich sehr harmonisch mit modernen Konservierungsmethoden."

Weiterbildung im ehemaligen Steinkohlebergwerk

Die historische Dampflok Lokomobil WolfTyp 572 aus dem Jahr 1932 hat Patrick Schad, Restau- rator im Metallbauerhandwerk, für den aktiven Einsatz im LWL-Industriemuseum mit restauriert. (Foto: Andreas Buck) Die historische Dampflok Lokomobil WolfTyp 572 aus dem Jahr 1932 hat Patrick Schad, Restau- rator im Metallbauerhandwerk, für den aktiven Einsatz im LWL-Industriemuseum mit restauriert. (Foto: Andreas Buck)

Die zentralen Restaurierungswerkstätten des LWL-Industriemuseums sind in der Zeche Zollern in Dortmund untergebracht, einem ehemaligen Steinkohlebergwerk. "In unseren Ausstellungen auf Zeche Zollern gibt es etwa historische Fördermaschinen, ein Gleisnetz mit Dampflok und historische Waggons." All das muss gewartet und gepflegt und hin und wieder instand gesetzt werden. Da geht es um die historische Technik der Dampfloks, die oft im Widerspruch zu modernen Anforderungen, etwa einer TÜV-Abnahme, steht, um Rostschutz, Konservierung und um das Überarbeiten von Ventilen. "Oft müssen wir verschlissene oder verlorene Teile rekonstruieren und nachfertigen", erzählt Schad, "etwa den Düsenstock an einer Dampfstrahlpumpe. Die älteren Kollegen können das noch, ich habe erst in Raesfeld gelernt, wie man so etwas macht."

Davon profitiere er jetzt enorm, betont der Restaurator im Metallbauerhandwerk. Zudem war er in der glücklichen Lage, dass sein Arbeitgeber die Kosten für die Fortbildung übernommen hat und ihn von der Arbeit freistellte. "Außerdem gelte ich jetzt im Tarifrecht, dem das Museum untersteht, nicht mehr als Handwerker, sondern als Restaurator", schmunzelt er. "Dafür gilt eine höhere Gehaltsgruppe." Neben Patrick Schad hat das LWL-Industriemuseum mittlerweile weitere Mitarbeiter zu "Restauratoren im Handwerk" mit den Spezialisierungen Bau- und Schiffsrestaurierung qualifiziert.

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Außergewöhnliche Weiterbildung

So selbstverständlich wie diese berufliche Weiterqualifizierung für einen Handwerker im Museum scheint, so außergewöhnlich ist sie für einen modernen Metallgestalter. Norbert Weber aus Aachen ist Metallbauermeister und Kunstschmied. 1996 gründete er nach Gesellen- und Meisterausbildung, der Fortbildung zum Gestalter im Handwerk in Gut Rosenberg und einem Lehrauftrag an der Fachhochschule zusammen mit seiner Frau einen eigenen designorientierten Betrieb. Dort fertigt er nach eigenen Entwürfen Kunstwerke aus Metall, Tore, Gartenobjekte oder auch Feuerstellen, Kamine und Grills.

Und was motivierte ihn zum Weiterbildungslehrgang zum Restaurator im Handwerk? "Einfach die Lust, mit 50 noch einmal etwas Neues anzufangen", sagt der Handwerksmeister. "Ich habe kurzerhand ein Seminar zu Romanik und Gotik in Raesfeld belegt. "Die dortigen Erfahrungen haben mich in kürzester Zeit überzeugt, mich für die Weiterbildung zum Restaurator im Metallbauerhandwerk in Raesfeld anzumelden", erzählt er begeistert. "Die Horizonterweiterung hat mich total gefesselt", erinnert er sich. "Der berufsbegleitende Lehrgang hat mich aus meinem Alltag geholt, ich hatte den Kopf frei und konnte mich ganz darauf einlassen."

Neues Standbein

Nun wieder im Betriebsalltag im Umgang mit Kulturgütern und mit historischen Techniken vertraut, hat sich der Metallgestalter ein neues Standbein mit Restaurierungsaufträgen in seinem Unternehmen geschaffen. "Im Moment rekonstruiere ich historische gusseiserne Straßenlaternen aus Aachen."

Webers mit einem zufriedenen Lächeln gezogenes Resumee: "Ich empfehle die Fortbildung zum Restaurator im Handwerk auf Schloss Raesfeld in allen Lebenslagen: jungen Handwerkern, Menschen in der Midlife-Crisis und auch Rentnern."

Fotos: Inga Geiser/Andreas Buck

Text: / handwerksblatt.de

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