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HWK Trier | Oktober 2024
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Der Löwe von Belfort. Das Wahrzeichen der unbesiegbaren Stadt. (Foto: © Keryan Thual)
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August 2022
Eine Stadt feiert sich. Im Osten Frankreichs gelegen, blickt Belfort auf eine 140-jährige Geschichte zurück. Eine Reise für die ganze Familie.
Der Löwe hebt angriffslustig den Kopf und würdigt die unter ihm liegende Stadt keines Blickes. Das Wahrzeichen von Belfort, der früher bestens befestigten Garnisonsstadt im Osten Frankreichs, soll die Nachbarn lehren, nicht erneut vor den Toren der Stadt zu erscheinen. Belfort feiert sich, die Gründung des Départments im Jahr 1922 und seine Unbesiegbarkeit.
Etwa 140 Jahre ist es her, als die Deutschen siegreich über die Franzosen und ihren Kaiser Napoleon III. waren, nur eben Belfort konnten sie militärisch nicht in die Knie zwingen. Unter ihrem Colonel Denfert-Rocherau widerstanden die Soldaten den preußischen Attacken. Erst auf ausdrücklichen Befehl der französischen Regierung übergaben die Oberen die Stadt. Belfort blieb französisch, Elsass und Lothringen wurden annektiert. Den französischen Einwohnern wurden wie in anderen Städten Ostfrankreichs eine Frist gesetzt, bis 1872 sollten sie sich für Frankreich oder das Deutsche Reich entscheiden. Fiel die Entscheidung, Franzose zu bleiben, durften nur ein paar Habseligkeiten mit auf die französische Seite genommen werden.
Für Belfort sollte die Wahlmöglichkeit ein Glücksfall sein. Die Einwohner verdreifachten sich in den nur zwei folgenden Jahren nach der Niederlage gegen Preußen. Know-how von Handwerkern und Industriellen, die Fähigkeiten von Handelsleuten hielten Einzug. Und die Stadtoberen hatten fest vor, diese Stadt zu modernisieren, zum Vorbild für den Rest Frankreichs zu machen. Die Festung unten in der Stadt wurde abgerissen, das Gebäude für eine neue Präfektur schon einmal vorsorglich gebaut. Denn Belfort und sein Umland hatten nicht den Status eines Départments.
Einige wollten keine Torso-Lösung, sondern hofften, dass die annektierten Gebiete wieder zurückgewonnen werden konnten. Das geschah zwar, aber erst nach und mit dem Ersten Weltkrieg. Andere wollten nicht warten, sondern der neuen Zeit auch einen adäquaten Verwaltungsstatus geben. 20 Jahre nach dem Bau der Präfektur war der Weg schließlich frei für das Départment. 1922 feierten die Spitzen der Republik und der Region das neue Départment Territoire de Belfort. Das wird in diesem Jahr mit besonderen Events gefeiert und soll Besucher in die Stadt locken.
Sie sollen den Bewacher der Stadt sehen, den Löwen von Belfort, entworfen von Frédéric-Auguste Bartholdi, gemeißelt aus rotem Backstein und zelebriert als Wahrzeichen der Stadt, als Marketingheld. Es gibt eigens in der Stadt eine Kennenlernsafari. Überall nutzten die Einwohner von Belfort ihr Wahrzeichen. Der Löwe schmückte Keksdosen, Kleidung, Gemälde, Schuhcreme, Angelzubehör. Der erste Händler, der es nicht mehr abwarten wollte, bis der Löwe fertig gemeißelt war, hieß Perello. Sproß einer spanischen Familie, der einen von Form und Habitus völlig anderen Löwen über sein Portal in Stein montieren ließ. Löwe ist eben Löwe, mag sich der Delikatessenhändler gedacht haben. Heute ist dieser Löwe noch in der Rue Porte de France anzusehen. Geradezu niedlich im Vergleich zum Original. Die Brauerei Wagner nutzte auch den Löwen. Sie braute in der Rue des Capucins das "Bier des Löwen".
Bildergalerie
In Belfort kann man jetzt mit der ganzen Familie auf Löwenjagd gehen. Mit Hilfe einer touristischen Karte sucht man nach rund 150 Löwenfiguren und -abbildungen die von der immensen, historischen Löwenstatue von Bartholdi inspiriert wurden. Belfort ist heute noch löwenstark. Diese Stadt mit ihrer Architektur einer Mischung aus dem 18. Und 20 Jahrhundert zeigt sich selbstbewusst und wohlhabend. Aber das "Territoire de Belfort" hat noch viele weitere touristische Höhepunkte zu bieten.
Entdecken Sie die Kunstsammlungen von Belfort!
Zum Beispiel das Museum für moderne Kunst (Schenkung Maurice Jardot). Die bemerkenswerte Sammlung besteht aus Gemälden, Zeichnungen und Skulpturen von Georges Braque, Juan Gris, Le Corbusier, Fernand Léger, André Masson, Pablo Picasso ... welche dem Museum von Maurice Jardot, Teilhaber des Kunsthändlers Daniel-Henry Kahnweiler, geschenkt wurden. Die 150 Werke sind von den grosßen Umwälzungen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, wie dem Kubismus und dem Surrealismus, geprägt.
Dieses Museum befindet sich in dem von Vauban konzipierten Turm 41. Hier ist eine umfangreiche Sammlung von Skulpturen (Rodin), Gemälden (Courbet), Flachreliefs und Stichen (Dürer) zu sehen. Diese sind entlang der fünf Wandflächen des Turms ausgestellt und in fünf Themenbereiche unterteilt: allegorische Malerei, religiös inspirierte Malerei, Landschaftsmalerei, Porträts und Camille Lefèvre, ein Bildhauer, der der Stadt großartige Werke geschenkt hat.
Das FIMU funktioniert ohne große Stars. 1700 Musiker und Musikerinnen aus 40 Ländern garantieren hohe Musikquailität. 200 kostenlose Konzerte werden im Stadtzentrum und in der Altstadt Anfang Juni zelebriert.
Von März bis Dezember öffnet am ersten Sonntag des Monats der größte Trödelmarkt im Osten Frankreichs seine Pforten in den Gassen der Altstadt von Belfort. Seit 50 Jahren versammeln sich auf dem Trödelmarkt von Belfort rund 150 Aussteller. Sie erfreuen Sammler und Neugierige, die hier ungeahnte Schätze entdecken: antike Möbel, Kinderspielzeug, Taschenuhren, religiöse und militärische Gegenstände, Postkarten.
Auf der ehrwürdigen Zitadelle von Belfort finden im Juli und August immer historische Kostümfeste statt. Es werden selbstverständlich die vielen erfolgreichen Widerstände gegen die Belagerer aus Österreich und Preußen nachempfunden. Und da sich Franzosen ähnlich gerne historisch verkleiden wie Deutsche, ist dies auch für jüngere Besucher eine spannende Darbietung.
Das "Territoire de Belfort" ist das kleinste und jüngste französische Département. Auf 610 Quadratkilometern konzentrieren sich eine Großzahl landschaftlicher und kultureller Höhepunkte. Sein Wappentier ist der Löwe. Während des preußischen Angriffs 1870 konnte Belfort dem Feind standhalten und die französische Staatszugehörigkeit bewahren. Der von Auguste Bartholdi (der auch der Schöpfer der New Yorker Freiheitsstatue ist) in Stein gehauene König der Löwen wurde als Hommage an die Tapferkeit und den Widerstand einer kämpferischen Bevölkerung errichtet. Die 11 Meter hohe und 22 Meter breite Steinstatue ist auch heute noch die größte Steinskulptur Frankreichs. Ein Koloss, der imponiert und zusammen mit der mit der Zitadelle 2020 zum "Beliebtesten Monument der Franzosen" gewählt wurde.
Weitere Infos Touristische Informationen: Belfort Tourisme, 2 Place de l‘Arsenal, F-90000 Belfort, www.belfort-tourisme.com
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