(Foto: © Tourismus Flandern/Brüssel)

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Rubens – der Tarantino der Barockmaler

Panorama - Reise

Das Königlichen Museum der Schönen Künste in Brüssel zeigt den Einfluss des flämischen Malers auf die Großen der Kunst. Dr. Joost Vander Auwera führt Besucher durch die Dauerausstellung.

Wangen, Jochbein, Nase – Peter Paul Rubens, der große Barockmaler (1577 bis 1640), beherrschte die Darstellung anatomischer Details in Perfektion. Der große Sohn Antwerpens malte gerne statt auf den damals schon üblichen Leinwänden auf Holztafeln. Grundlagen, die von besonders versierten Tischlern seiner Zeit gefertigt wurden. Diese Tafeln sind heute kaum noch transportierbar und deshalb nicht nebenan zu sehen, erläutert der Rubens-Experte Vander Auwera.

Nebenan in der Rue Ravensteinstraat 23 liegt der große Palast der Schönen Künste, genannt "Bozar". Hier in Brüssel werden 160 Exponate dieses Malers in Kooperation mit dem Museum der Schönen Künste von Antwerpen bis zum 4. Januar gezeigt. Dann zieht die Ausstellung mit dem vielversprechenden Titel "Sensation and Sensuality – Rubens and his Legacy" nach London weiter.

Kurator Nico van Hout hat viel darangesetzt, das Erbe Rubens darzustellen. Rembrandt, Manet, Delacroix, William Turner, Cezanne, Picasso, chinesische Porzellanmaler – Rubens Farbgebung hat alle Großen der Malerei beeinflusst und das kann der Betrachter vor Ort erleben und vergleichen. "Es gibt wenige Maler, die außerhalb Europas derart bekannt sind wie Rubens", ist sich Nico van Hout sicher.

Rubens als Propagandamaler

Selbstbildnis. Foto: © Tourismus Flandern/Brüssel Selbstbildnis. Foto: © Tourismus Flandern/Brüssel

Sechs große Themen geben die Ausstellungsmacher den Besuchern vor: Gewalt, Macht, Wollust, Mitgefühl, Eleganz und Poesie. Rubens malte Jagdszenen mit blutrünstigen Tigern, den Raub von zarten Schönheiten – van Houts Texter nennen ihn den Tarantino seiner Zeit. Die Gesichter wirken erschüttert, die Physiognomie entlarvt den Schurken. Im Kapitel Macht zeigt sich Rubens als Propagandamaler, dann wieder als tiefgläubiger Christ, der Kreuzigungsszenen umsetzte. Oder Rubens als begnadeter Landschaftsmaler, als grandioser Porträtist.

Die Vielfalt dieser Persönlichkeit manifestiert sich in seinen politischen Missionen als Vermittler in Spanien und England. Doch mit diesem Aspekt der Biografie mochte sich Kurator van Hout nicht beschäftigen. Das übernehmen die Kollegen in Antwerpen, die fürs Frühjahr 2015 (28. März bis 28. Juni) "Rubens Privat" mit 50 Spitzenwerken zeigen. Hier, im Rubenshaus in der Wapper 9 bis 11, sind die Porträts seiner Familie zu sehen, die Rubens nie einer breiten Öffentlichkeit zeigen wollte. "Wo Hunderte Briefe von seiner Hand kaum etwas über sein Gefühlsleben erzählen, zeigen die Porträts seiner Lieben auf eine ganz besondere Art, welche Zuneigung er für seine erste und zweite Frau, seinen Bruder und seine Kinder fühlte", so die Ausstellungsmacher.

rubenshuis.be
bozar.be
Das Haus, das Rubens im damals noch mittelalterlich geprägten Antwerpen bauen ließ, erinnert an einen italienischen Palazzo. Römische Gottheiten zieren die Fassade, Minerva und Merkur haben den Innenhof im Blick, Garten und Pavillon sind nach den Plänen des Malers gefertigt. Über dem Eingang zu einem der Atelierräume wacht der tugendhafte römische Philosoph Seneca, das Vorbild des Malers Rubens.

Unglaubliche 2.500 Gemälde soll Rubens mit Schülern in seiner Werkstatt geschaffen haben. Je mehr Rubens in einem Gemälde mitgestaltete, umso tiefer mussten die Reichen in die Tasche greifen. In Rubens Privaträumen finden sich aber auch die Spitzenwerke heute unbekannter zeitgenössischer Tischler: Beispielsweise der Kabinettschrank mit vielen Motiven aus der Antike steht hier als herausragendes Exponat.

Keine Stadt bietet mehr Rubens als Antwerpen. Die Stadt an der Schelde ist eben die Rubensstadt, daran lässt einer der Ausstellungsmacher von "Rubens Privat" keinen Zweifel. Trotz der gelungenen Kooperation mit der belgischen Metropole eine kleine, aber unerlässliche Klarstellung in Sachen Rubens. 

Fotos: Tourismus Flandern/Brüssel; Photo ©MBA, Rennes, Dist.RMN-Grand Palais / Jean-Manuel Salingue,/ „Sensation and Sensuality – Rubens and his Legacy"

Text: / handwerksblatt.de

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