Für die Zukunft sei die nachhaltige Holzproduktion in den heimischen Wäldern wichtig, um Materialengpässen zu begegnen, sagt Umweltministerin Ursula Heinen-Esser.

Für die Zukunft sei die nachhaltige Holzproduktion in den heimischen Wäldern wichtig, um Materialengpässen zu begegnen, sagt Umweltministerin Ursula Heinen-Esser. (Foto: © kasto/123RF.com)

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Materialknappheit: Gipfelgespräch in NRW

Die nordrhein-westfälische Landesregierung hat sich mit Vertretern aus Handwerk, Bau und Industrie getroffen, um über die akute Materialknappheit und mögliche Lösungswege zu sprechen.

Wegen der Corona-Pandemie sind derzeit verschiedene Rohstoffe und Baumaterialien knapp. Die Preise für Stahl, Schnittholz oder Dämmstoffe steigen, Schlüsselprodukte wie Halbleiter stehen nicht in ausreichender Menge zur Verfügung. Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP), Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) und Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) haben sich Vertretern aus Handwerk, Bau und Industrie bei einem virtuellen Materialgipfel über die Lage ausgetauscht.

"Lieferengpässe und steigende Preise für Rohstoffe und Materialien sind deutliche Zeichen, dass es nach dem tiefen pandemiebedingten Einbruch wieder aufwärtsgeht", sagte Andreas Pinkwart. In einigen Fällen dürften sich die Nachfrage bald normalisieren und Produktionsketten wieder rund laufen. In vielen Bereichen werden uns die Engpässe aber noch eine Weile begleiten. Deshalb ist die Politik jetzt gefordert, die internationalen Warenströme ungestört laufen zu lassen."

Importbeschränkungen lockern

Europa müsse sich für die Lockerung von Ex- und Importbeschränkungen, Handelsabkommen und den Abbau von Sonder- und Strafzöllen einsetzen. "Zudem brauchen Betriebe Planungssicherheit, dass es sich lohnt, die Kapazitäten zu erweitern – das gelingt nur mit besseren Investitionsbedingungen. Deshalb vereinfachen und digitalisieren wir in Nordrhein-Westfalen die Planungs- und Genehmigungsverfahren. Außerdem wollen wir die Nutzung von Sekundärrohstoffen als Ersatzbaustoff erleichtern."

Bauministerin Ina Scharrenbach ergänzte: "Ohne Baumaterial kein Bauen, ohne bezahlbares Baumaterial kein bezahlbares Bauen. Die aktuelle Situation wird nachhaltig wirken: Auf die Neubautätigkeit sowie auf Miete und Eigentum. Das hat weitere Konsequenzen: Die Energie- und Mobilitätswende werden unmittelbar zu einer Baumaterial-Wende führen. Viele Ausgangsstoffe werden für anschließende Produktionsprozesse nicht mehr zur Verfügung stehen. Es benötigt daher dringend eine Forschungs- und Entwicklungsinitiative im Baubereich, um zu alternativen Baumaterialien zu kommen."

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Nachhaltige Holzproduktion stärken

Umweltministerin Ursula Heinen-Esser betonte die Bedeutung der regionalen Wertschöpfungskette und der regionalen Holzwirtschaft: "Holz spielt bei der Erreichung der ökologischen und klimatischen Ziele eine wichtige Rolle. Die Nutzung von Holz bindet Kohlenstoff und erspart den Einsatz nicht regenerativer Werkstoffe wie Beton, Stahl oder Kunststoffe. Preissteigerungen und Lieferengpässe auf den Märkten von Schnittholz und Holzwerkstoffen bergen für das heimische Baugewerbe, in der Folge auch für die Verbraucherinnen und Verbraucher unkalkulierbare Risiken."

Die Krise an den Rohstoffmärkten zeige, wie wichtig auch in Zukunft die nachhaltige Holzproduktion in unseren heimischen Wäldern ist. Damit dies gelingt, müsse aktuell Käferholz angemessen bezahlt werden und das Schnittholz nicht nur in die Weltmärkte, sondern auch in die regionalen Märkte gebracht werden. Zugleich sei die Entwicklung innovativer Baustoffe und ein konsequentes Recycling von Baustoffen erforderlich.

Investitionsbedingungen verbessern

"Materialengpässe und explodierende Preise gefährden nicht nur die ehrgeizigen Ziele beim Wohnungsbau und der energetischen Gebäudesanierung – sie sind auch ein wesentlicher Inflationstreiber. Zudem kann die Materialkrise zu einer echten Konjunkturbremse werden und dem schnellen Aufschwung nach der Krise im Weg stehen. Deshalb ist es gut und wichtig, dass die Landesregierung auf Initiative des Handwerks einen Materialgipfel organisiert hat, um mit allen Beteiligten der Lieferkette über Lösungen zu sprechen", so Andreas Ehlert, Präsident von Handwerk.NRW.

"Damit sich diese Störungen in einzelnen Branchen nicht zu dauerhaften Wachstumsbremse für die Gesamtwirtschaft entwickelt, braucht es eine Wirtschafts- und Außenpolitik, die sich umfassend für offene Märkte und den Zugang zu strategisch wichtigen Rohstoffen einsetzt", forderte Arndt G. Kirchhoff, Präsident der Landesvereinigung der Unternehmensverbände Nordrhein-Westfalen. Ausfuhrbeschränkungen, die im Widerspruch zu geltenden Freihandelsabkommen stehen, seien wieder abzubauen. Langfristig müssten sich die Investitionsbedingungen in NRW, Deutschland und Europa so weit verbessern, dass es attraktiver wird, den europäischen Markt durch eine Produktion innerhalb des Binnenmarktes zu bedienen.

Die Ergebnisse des Gipfels will Wirtschaftsminister Pinkwart am in die Wirtschaftsministerkonferenz (WMK) einbringen, zu der die Landes-Wirtschaftsminister sowie Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier in Düsseldorf zu Gast sind. Die WMK hatte die Bundesregierung um einen Bericht gebeten, wie die Politik zur Überwindung der Engpässe beitragen kann.

Quelle: NRW-Wirtschaftsministerium

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Text: / handwerksblatt.de

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