Handwerker können Aufträge wegen der Materialknappheit und explodierender Preise nicht mehr vernünftig kalkulieren. Bei laufenden Bauvorhaben kommt es zu Verzögerungen oder Baustopps.

Handwerker können Aufträge wegen der Materialknappheit und explodierender Preise nicht mehr vernünftig kalkulieren. Bei laufenden Bauvorhaben kommt es zu Verzögerungen oder Baustopps. (Foto: © Andriy Popov/123RF.com)

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Rohstoffkrise: Handwerk wirbt um Verständnis bei Kunden

Engpässe bei Baumaterial und explodierende Rohstoffpreise: Das Handwerk erlebt eine noch nie dagewesenen Situation und wirbt um Verständnis. Wer jetzt baut, müsse sich auf Preiszeitklauseln einstellen und mit Verzögerungen rechnen.

Nicht nur die Preise für Holz und Dämmstoffe explodieren seit dem Frühjahr. Auch andere Baumaterialien werden wegen gestiegener Rohstoffpreise immer teurer. Davon betroffen sind unter anderem Baustahl, Farben, Metalle, Rohre, Schrauben und Dachpappe. Zu der Preissteigerung kommen lange Lieferzeiten. Bau- und Ausbaubetriebe können Aufträge und Projekte nicht mehr wie geplant abarbeiten.

"Das ist ein absolutes Brandthema. Der Materialengpass am Bau könnte sich zu einem echten Hemmschuh für eine rasche konjunkturelle Erholung der gewerblichen Wirtschaft nach Ende der Pandemie auswachsen", warnt der Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf, Andreas Ehlert.

Holzkrise Lesen Sie hier einen ausführlichen »»» Beitrag zur aktuellen Holzkrise 


"Das habe ich in den 35 Jahren, die ich jetzt als Handwerksunternehmer aktiv bin, noch nicht erlebt", schildert der Dortmunder HWK-Präsident Berthold Schröder die Lage. "Die Auftragsbücher der Bau- und Ausbauhandwerke sind voll, aber die Unternehmen können teilweise nur eingeschränkt arbeiten", so der so der 60-jährige Zimmerermeister, der als Inhaber der Georg Schröder Schreinerei und Holzbau GmbH in Hamm von der Holzkrise auch als Unternehmer direkt betroffen ist.

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Handwerker sehen sich gezwungen, Preisgleitklauseln in die Verträge aufzunehmen

Die Handwerkskammern, Kreishandwerkerschaften und Fachverbände werben über die lokalen und überregionalen Medien um Verständnis bei der Kundschaft. Wer jetzt baue oder einen Bauhandwerker beauftragt, müsse sich darauf einstellen, dass die Betriebe gehäuft gezwungen seien Preisgleitklauseln in die Leistungsverträge hineinzunehmen.

"Das Handwerk und seine Kunden, gewerbliche wie private, müssen nun sehen, wie sie damit umgehen. Das ist ganz sicher nicht einfach, für keine Seite, aber ich hoffe, dass sich Lösungen finden lassen", sagt Berthold Schröder.

Hauptursachen für den Rohstoff-Mangel auf heimischen Märkten ist die angesprungene Nachfrage aus China und in den USA, wo die Konjunktur sich bereits in den letzten Monaten erholt habe. Hersteller kommen mit dem Wiederhochfahren der Produktion nicht nach.

"Handwerk ist zwar auf den ersten Blick binnenmarktorientiert. Aber in der Wirtschaft hängt alles mit allem zusammen. Auch das Handwerk ist auf reibungslose Lieferketten, resiliente Industrieproduktion und Freihandel angewiesen. Da sitzen wir alle im selben Boot", betont Hans Hund, Präsident der Handwerkskammer Münster

Sanitär- und ElektrohandwerkPreisexplosionen und Materialknappheit gibt es auch im Sanitär- und Elektrohandwerk.  Lesen Sie hier mehr!

"Die Märkte sind aus den Fugen geraten"

Weitere Gründe führt die Kreishandwerkerschaft Mosel-Eifel-Hunsrück-Region an. Etwa den Ausfall großer Produktionsanlagen bei den Rohstoffen Styrol und Propylenoxid, die für die Produktion von EPS-Dämmstoffen benötigt werden. Die Farbindustrie spüre den Produktionsausfall bei Bindemittel eines großen Herstellers. Dazu komme dann noch die Pandemie. Lieferketten funktionieren nicht wie gewohnt.

"Die Märkte sind aus den Fugen geraten", sagt Berthold Schröder. Alle Beteiligten hoffen nun auf eine Entspannung bei der Materialsituation im Laufe des Jahres. Hersteller und Lieferanten haben allerdings weitere Preissteigerungen angekündigt.

Text: / handwerksblatt.de

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