Norbert Kluger, Leiter Stoffliche Gefährdungen der BG Bau, spricht über Staub auf der Baustelle, die Präventionsmöglichkeiten gegen staubbedingte Berufskrankheiten und Fördermöglichkeiten für Betriebe.

Norbert Kluger, Leiter Stoffliche Gefährdungen der BG Bau, spricht über Staub auf der Baustelle, die Präventionsmöglichkeiten gegen staubbedingte Berufskrankheiten und Fördermöglichkeiten für Betriebe. (Foto: © BG Bau)

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Interview: Dem Staub die Stirn bieten

Die Gefahr durch Staub am Arbeitsplatz wird leicht unterschätzt. Dabei können staubbedingte Berufskrankheiten vermieden werden. Im DHB-Interview spricht Norbert Kluger, Leiter Stoffliche Gefährdungen der BG BAU, über Möglichkeiten der Prävention.

Das Deutsche Handwerksblatt (DHB) sprach mit Norbert Kluger, Leiter Stoffliche Gefährdungen der BG BAU, über Möglichkeiten der Prävention von staubbedingten Berufskrankheiten am Arbeitsplatz.

DHB: Herr Kluger, die Berufsgenossenschaft Bau (Bg Bau) hat sich vor drei Jahren mit zahlreichen weiteren Aktionspartnern zum Aktionsprogramm "Staubminimierung beim Bauen" zusammengetan. Können Sie uns ein wenig über die Hintergründe erzählen?
Kluger: Staub wird oft gar nicht als Gefahr für die Gesundheit wahrgenommen. Doch jedes Jahr verzeichnet die BG BAU viele 100 Anzeigen auf Verdacht einer staubbedingten Berufskrankheit – Silikose, Siliko-Tuberkulose und Lungenkrebs – aufgrund von Quarzstaub. Deshalb haben wichtige Verbände der Bauwirtschaft, unterstützt durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales 2016, das gemeinsame Aktionsprogramm "Staubminimierung beim Bauen" auf den Weg gebracht. Begleitet durch die mediale Aktion "Staub war gestern" knüpft das Aktionsprogramm als "ein weiterer Meilenstein" an die bereits über Jahre etablierten Aktivitäten der Unternehmen und Verbände der Bauwirtschaft an und möchte ausdrücklich den verstärkten Einsatz staubarmer Maschinen und Werkzeuge fördern sowie auch die Sensibilität aller am Bau Beteiligten gegenüber den Gesundheitsgefahren durch Stäube erhöhen. Unsere Vision ist die staubfreie Baustelle.

Zitat: "Unsere Vision ist die staubfreie Baustelle." (Norbert Kluger, Leiter Stoffliche Gefährungen der BG BAU)DHB: Immer wieder ist in diesem Zusammenhang vom Einsatz staubarmer Technologien zu hören. Was genau kann man sich darunter vorstellen?
Kluger: Grundsätzlich legt die gemeinsame Erklärung "Staubminimierung beim Bauen" Handlungsfelder und Aktivitäten fest. Ein wichtiger Kernbereich ist die aktive Werbung dafür, dass staubarme Technologien und Produkte selbstverständlich genutzt werden. Darunter sind vor allem Bearbeitungsgeräte mit Absaugvorrichtung, Bau-Entstauber und Luftreiniger zu verstehen. Entstauber können sowohl zu Reinigungszwecken als auch zur direkten Absaugung von Maschinen und Geräten dienen. Die BG BAU hat zusammen mit den Herstellern Kriterien für baustellentaugliche Entstauber festgelegt, die für den allgemeinen Baustelleneinsatz ausgerüstet und geeignet sind. Diese erfüllen die Voraussetzungen mindestens hinsichtlich der Staubklasse M. Daneben gehört zur Basisausstattung zum staubarmen Arbeiten beim Bauen ein Luftreiniger, der Restanteile von Staub aus der Luft im Arbeitsbereich herausfiltert. in Kombination mit einer Abschottung lassen sich so sehr wirkungsvoll unbelastete Bereiche vor Staub schützen.

DHB: Dabei gibt es ja auch Branchenlösungen für einzelne Gewerke, etwa Maler und Lackierer, Tischler, Schornsteinfeger, den Estrichbau oder Abbrucharbeiten. Wo kann ich mich als Unternehmer kundig machen, wie ich in meinem Gewerk Staub auf der Baustelle vermeiden kann und damit meine Mitarbeiter schützen kann?
Kluger: Das stimmt, in unserem Gesprächskreis Staubminderung in der Bauwirtschaft treffen sich Vertreterinnen und Vertreter der Sozialpartner der Bauwirtschaft, der BG BAU sowie zahlreicher Branchen und erarbeiten dort Schutzmaßnahmenkonzepte, in denen dargelegt wird, wie die Unternehmen der jeweiligen Branchen die Arbeitsplatzgrenzwerte einhalten können. In den vorhandenen Branchenlösungen wird zum Beispiel aufgezeigt, welche Maßnahmen ergriffen werden sollen, um den Arbeitsgrenzwert für A-Staub und den Beurteilungsmaßstab für Quarzstaub einzuhalten. Die Unternehmen können sich in ihren Gefährdungsbeurteilungen an diesem Schutzmaßnahmenkonzept orientieren. Bei Fragen zur Umsetzung können sich die Unternehmen gern an die Verbände oder die BG BAU wenden. 

PDF-Download: Sicher im Job - Arbeitsschutz im Betrieb

DHB: Stichwort Mitarbeiter: Staub und Schmutz sind ja gerade die Faktoren, die manchen potenziellen Auszubildenden von der Berufswahl am Bau abhalten. Glauben Sie, dass die Kampagne dazu beitragen kann, die Attraktivität der Berufe am Bau zu erhöhen?
Kluger: Das glaube ich tatsächlich, wenn die Kampagne Erfolg hat. Durch moderne, staubarme Arbeitsplätze haben wir die Chance, zusammen mit den spezifischen Herausforderungen der Bautätigkeit und ihrer "Portion Outdoor" das Image der Baubranche deutlich zu verbessern und damit junge Leute anzusprechen. In Zeiten größerer Konkurrenz um fachlichen Nachwuchs dürfte das von Vorteil sein.

DHB: Gibt es Fördermöglichkeiten für Betriebe, wenn sie sich dafür engagieren, dass es auf ihren Baustellen möglichst staubfrei zugeht?
Kluger: Ja, genau, die BG BAU hat verschiedene technische Lösungen und Verfahren in den Katalog ihrer Arbeitsschutzprämien aufgenommen. Konkret bedeutet das: Gewerbliche Mitgliedsunternehmen, die Techniken beziehungsweise Geräte zur Staubreduzierung anschaffen, können einen finanziellen Zuschuss der BG BAU beantragen.

Hintergrund: Weitere informationen zu den Arbeitsschutzprämien sind online hier zu finden oder können per E-Mail an arbeitsschutzpraemien@bgbau.de erfragt werden.

Text: / handwerksblatt.de

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