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HWK Münster | Mai 2025
Paul Schnitker Stiftung vergibt Stipendien
Die Paul Schnitker Stiftung vergibt im Sommersemester 2025 erneut Stipendien an Studierende im Bauingenieurwesen und Maschinenbau an der FH Münster.
Michael Brüggemann, Mitglied der IG Metall (Foto: © Teamfoto Marquardt)
Vorlesen:
Michael Brüggemann, Mitglied der IG Metall, spricht im Interview über die Vertretung von Arbeitnehmerinteressen in der Handwerksorganisation.
Der Bürokaufmann Michael Brüggemann ist in dem Münsteraner Handwerksbetrieb Fahrzeugfabrik F. Kiffe Söhne beschäftigt und vertritt die Interessen von Arbeitnehmern seit gut zehn Jahren auch in der Vollversammlung der Handwerkskammer Münster. Er war dort schon im Berufsbildungsausschusses und im Rechnungsprüfungsausschuss aktiv, zeitweilig in vorsitzender Funktion. Ende 2024 zog er per Wahl in den Vorstand ein.
DHB: Herr Brüggemann, was motiviert Sie zu einem Ehrenamt für die Arbeitnehmerschaft im Handwerk?
Brüggemann: Ich habe mich schon früh für die Gewerkschaftsarbeit interessiert und bin in die IG Metall eingetreten. Dann wurden über den Deutschen Gewerkschaftsbund engagierte und zuverlässige Ehrenamtler für das Handwerk gesucht. So bin ich in die Vollversammlung der Handwerkskammer gekommen. Es ist spannend, hier so viele Gewerke zu erleben, den eigenen Horizont zu erweitern und sich einzubringen.
DHB: Was treibt Sie bei Ihrem Einsatz im Ehrenamt an?
Brüggemann: Ich finde es toll, wenn man die Möglichkeit hat, sich für eine gute Sache einzusetzen. Es macht Spaß und man lernt dazu. Bei der Vorbereitung der Sachthemen kann ich auf die Fachleute der Handwerkskammer zurückgreifen. Das ist hilfreich.
DHB: Welche konkreten Anliegen bringen Arbeitnehmer in die Gremien der Handwerkskammer ein und wie vertreten Sie diese?
Brüggemann: Als Arbeitnehmervertreter in den Kammergremien ist es mir besonders wichtig, dass sich die HWK für die Berücksichtigung der Tariftreue bei der Auftragsvergabe seitens der öffentlichen Hand einsetzt. Es wäre wünschenswert, wenn nicht nur der Preis im Vergabeverfahren von Kommunen, Ländern und dem Bund zählt, sondern auch, ob die anbietenden Unternehmen qualifizierte Kräfte zu fairen Bedingungen einbringen.
DHB: Als Vorstandsmitglied sind Sie auch für das Wohl der Betriebe zuständig. Wie vereinen Sie diese beiden Seiten in Ihrem Wirken?
Brüggemann: Durch die Zusammenarbeit mit den Arbeitgebervertretern wird der unterschiedliche Blickwinkel sehr deutlich: Ich als abhängig Beschäftigter trage keine unternehmerische Verantwortung. Wer selbst investiert, hat das Risiko. Diese beiden Perspektiven fließen stets in die Vorstandsarbeit der Handwerkskammer ein, weil dort Vertreter von Arbeitnehmern und Arbeitgebern gemeinsame Lösungen für das gesamte Handwerk finden müssen. Für mich war die Zusammenarbeit bislang immer super und sehr konstruktiv.
DHB: Der Wandel im Handwerk, insbesondere durch Digitalisierung, bringt neue Herausforderungen mit sich. Wie kann die Handwerkskammer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bestmöglich darauf vorbereiten?
Brüggemann: Im Handwerk ist ständige Fortbildung wichtig. Insbesondere die Digitalisierung verändert unseren Arbeitsalltag zunehmend. Es ist wichtig, sich über die Möglichkeiten zu informieren und dranzubleiben. Auch wir müssen uns mit Künstlicher Intelligenz befassen und Fragen nachgehen: Was kann KI? Wo lässt sich diese Technologie sinnvoll einsetzen? Wie eröffnet man den Zugang dazu? Das Handwerk wird an dem Thema nicht vorbeikommen, sowohl die Organisation mit ihren Serviceangeboten in Beratung und Bildung als auch die Betriebe in der Anwendung für sich und ihre Kunden.
DHB: Liegt Ihnen ein Thema besonders am Herzen?
Brüggemann: Wir gewinnen zu wenig Auszubildende. Das Handwerk muss noch mehr für sich werben. Und auch die Qualität der Ausbildung muss stimmen. Damit fängt schließlich alles an: Wer gut ausbildet, hat später auch gute Leute. Das Handwerk braucht ja qualifizierte Fachkräfte. Dafür müssen wir uns auch bewegen, damit es weitergehen kann. Wir können Jugendlichen durchaus etwas bieten. In unseren Betrieben kann man Bodenständiges und zugleich Zukunftsweisendes lernen.
DHB: Ihre Amtszeit wird bis Ende 2029 dauern. Was wäre dann idealerweise anders als jetzt?
Brüggemann: Ich wünsche mir mehr Anerkennung für das Handwerk und die Berufsausbildung. Die akademische Bildung ist nicht der Olymp der Arbeitswelt. Auch die Praktiker werden gebraucht. Alle verdienen öffentliche Wertschätzung für ihre Leistungen.
DHB: Gibt es ein konkretes Vorhaben, das Sie in die Tat umsetzen wollen?
Brüggemann: Im Rahmen meines Ehrenamtes für die Handwerkskammer ist der geplante Neubau und die Modernisierung ihres Bildungszentrums ein spannendes Thema, das ich intensiv begleiten werde. Die Fertigstellung wird voraussichtlich bis in die nächste Legislaturperiode reichen.
DHB: Was wünschen Sie sich von Politik und Gesellschaft?
Brüggemann: Für das Handwerk wünsche ich mir mehr Förderung. Die akademische und berufliche Bildung sollen gleichwertig sein. Bei der Umsetzung dieses Grundsatzes sehe ich noch Verbesserungsbedarf: Das Handwerk muss sich mehr anstrengen, Fördermittel für die Modernisierung seiner Bildungseinrichtungen zu bekommen als die öffentlichen Hochschulen. Das ist ungerecht. Handwerkerinnen und Handwerker sind systemrelevant. Die gesamtwirtschaftliche Lage ist sehr angespannt. Wir brauchen Investitionsanreize und Impulse besonders für das Bauhandwerk. Wenn das Handwerk funktioniert, dann funktioniert auch die ganze Wirtschaft.
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