mat_pixel
Fristads-Geschäftsführerin Petra Gustafsson.

Fristads-Geschäftsführerin Petra Gustafsson. (Foto: © Fristads)

Vorlesen:

Nachhaltige
Arbeitskleidung

Fristads gehört in Skandinavien traditionell zu den führenden Herstellern von Arbeitskleidung im Handwerk. In den vergangenen Jahren hat das Unternehmen intensiv daran gearbeitet, auch im deutschen Handwerk als bedeutende Marke stärker wahrgenommen zu werden. Wir sprachen mit Fristads-Geschäftsführerin Petra Gustafsson.

DHB: Konnten Sie in den letzten zwei Jahren einen Anstieg des Bekanntheitsgrads und damit auch des Geschäftserfolgs verzeichnen? 
Gustafsson: Absolut, das sehen wir deutlich. In den vergangenen Jahren haben wir intensiv an unserer Markenbekanntheit gearbeitet – unter anderem durch umfangreiche Werbe- und Marketingmaßnahmen in Fachmedien sowie im digitalen Bereich, in die wir gezielt investiert haben. Diese Anstrengungen zeigen Wirkung: Wir verzeichnen eine spürbare Steigerung der Markensichtbarkeit, was wir unter anderem über Net-Promoter-Score-Analysen messen. Auch anhand der Umsatzentwicklung in den entsprechenden Segmenten sehen wir ein deutliches Wachstum und konnten Marktanteile von Mitbewerbern gewinnen.

Darüber hinaus haben wir gezielt Produkte für den deutschen Markt entwickelt, wie beispielsweise die Forsbo-Kollektion. Diese richtet sich speziell an größere Handwerksunternehmen mit vielen verschiedenen Berufsgruppen und bietet eine Corporate-Wear-Lösung zu einem fairen Preis, die eine breite Zielgruppe im deutschen Handwerk anspricht.

Auch auf die klimatischen Veränderungen in Zentraleuropa reagieren wir: Mit leichterer Workwear, dünneren Shell-Jacken und ganzjährig tragbaren Arbeitshosen, die nicht mehr nur für die kalten Wintermonate ausgelegt sind.

Im kommenden Herbst veröffentlichen wir zudem neue Produkte, die speziell das High-End-Segment im deutschen Handwerk ansprechen. Dazu gehören hochwertige Handwerkerhosen, die sowohl mit als auch ohne lose hängende Außentaschen erhältlich sind. Kunden haben dabei die Möglichkeit, ihre individuelle Taschenlösung selbst zusammenzustellen – oder ganz darauf zu verzichten, was insbesondere der traditionellen deutschen Arbeitsweise entgegenkommt. Mit diesen neuen High-End-Hosen bieten wir maximale Freiheit und Individualisierung für den Handwerker.

Das könnte Sie auch interessieren:

DHB: Wie vermitteln Sie den Kunden, dass sich über die Berufskleidung auch etwas für das Klima tun kann?

Gustafsson: Um unsere Kunden zu motivieren, gehen wir zunächst selbst mit gutem Beispiel voran – ohne dabei belehrend oder bevormundend aufzutreten. Ein konkretes Beispiel dafür ist unser "Green Calculator": Dieses Tool belegt anhand transparenter und nachvollziehbarer Daten die Vorteile nachhaltig produzierter Arbeitskleidung im Vergleich zu herkömmlich produzierter Ware. Kunden können Kleidungsstücke aus unserer Green-Kollektion, die alle mit einer Umweltproduktdeklaration versehen sind, direkt mit konventionellen Produkten aus unserem Sortiment vergleichen. Über die Eingabe der benötigten Stückzahlen wird sichtbar, wie viel CO₂-Äquivalente und Wasser im Vergleich eingespart werden können. Gerade für größere Projektkunden, öffentliche Auftraggeber oder Unternehmen mit eigenen Nachhaltigkeitszielen ist der Green Calculator ein äußerst hilfreiches Instrument. Die ermittelten Werte lassen sich problemlos in deren Nachhaltigkeitsberichte und -bilanzen übernehmen.

Zudem betonen wir in unserer öffentlichen Kommunikation sowie in der individuellen Beratung, dass hochwertige Arbeitskleidung durch ihre Langlebigkeit nicht nur Ressourcen schont, sondern auch langfristig Kosten spart.

Denn: Die nachhaltigste Arbeitskleidung ist die, die gar nicht erst neu produziert werden muss. Je seltener Arbeitskleidung ersetzt werden muss, desto besser ist das für Klima und Umwelt.

DHB: Ihre eigenen Nachhaltigkeitsbemühungen haben Sie unter dem Schlagwort "REACT" zusammengefasst. Was genau steckt dahinter und wie profitieren die Kunden davon?
Gustafsson: Unsere eigenen Nachhaltigkeitsbemühungen haben wir unter dem Konzept "REACT" zusammengefasst – ein umfassendes Programm, das sowohl Produktinnovationen als auch Serviceleistungen umfasst.

REACT gliedert sich in sechs Teilbereiche: Drei davon betreffen die Produktentwicklung – Reduce, Rethink und Reform – und drei weitere decken die Serviceebene ab – Repair, Reuse und Recycle.

Im Produktbereich bedeutet das:

REDUCE: Wir entwickeln Produkte mit minimalen Umweltauswirkungen. Ein Meilenstein hierbei ist die Einführung der weltweit ersten Arbeitskleidung mit einer Umweltproduktdeklaration (EPD). Jede EPD zeigt transparent die Gesamtauswirkungen eines Kleidungsstücks – von der Materialauswahl über die Konstruktion bis hin zu Transport und Entsorgung.

RETHINK: Wir schließen den Materialkreislauf. Unsere erste zirkuläre Arbeitskleidung wird aus gebrauchter Arbeitskleidung hergestellt: Diese wird gesammelt, recycelt und zu neuen Textilfasern verarbeitet. Dadurch reduzieren wir die Notwendigkeit, neue Rohstoffe einzusetzen.

REFORM: Wir ersetzen konventionelle Materialien durch nachhaltigere Alternativen – etwa recyceltes Polyester oder pflanzenbasierte Fasern – und wenden ressourcenschonendere Produktionstechniken an, ohne Kompromisse bei Qualität und Haltbarkeit einzugehen.

Auf Service-Seite unterstützen wir unsere Kunden über das Konzept „Sustainability as a Service“ dabei, ihre eigene Umweltbilanz zu verbessern:

REPAIR: Durch professionelle Reparaturservices verlängern wir die Lebensdauer der Arbeitskleidung.

REUSE: Wir fördern die Wiederverwendung gebrauchter Kleidung durch geprüfte Aufbereitungsprozesse.

RECYCLE: Über unser „Close the Loop“-Programm ermöglichen wir das Recycling von Kleidungsstücken am Ende ihres Lebenszyklus.

Unsere Kunden profitieren so auf mehreren Ebenen: Durch eine nachweislich nachhaltigere Produktwahl, transparente Umweltkennzahlen für eigene Nachhaltigkeitsberichte, reduzierte Ressourcenkosten durch langlebigere Kleidung – und nicht zuletzt durch einen aktiven Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz. Mit REACT setzen wir ein starkes Zeichen für eine nachhaltige Zukunft – gemeinsam mit unseren Kunden.

DHB: Umweltbemühungen sind stets eine Preisfrage, die sich beim Endprodukt auswirken. Stellen Sie einen Wandel bei den Kunden fest, sind sie heute eher bereit, den Mehrpreis zu bezahlen?
Gustafsson: Kunden bereit sind, einen Mehrpreis für nachhaltige Produkte zu zahlen, hängt aktuell noch tendenziell von der Unternehmensgröße ab. Vor allem größere Unternehmen – etwa aus der Industrie, von Energieversorgern oder Stadtwerken – sind zunehmend bereit, in nachhaltige Produkte zu investieren.

Dabei möchte ich aber mit einem Vorurteil aufräumen: Nachhaltige Produkte sind nicht zwangsläufig teurer. Was man tatsächlich bezahlt, ist Qualität – und diese zahlt sich langfristig aus. Durch höhere Langlebigkeit sparen Unternehmen über die Jahre hinweg Betriebskosten. Ein gutes Beispiel sind einige Warnschutzartikel aus unserem Trofta-Konzept: Hier konnten wir durch den Wechsel vom herkömmlichen LPU-Material auf das nachhaltige GPLU-Material die Produkte sogar günstiger anbieten als ihre Vorgänger. Auch unsere neue nachhaltige Forsbo-Kollektion ist zu einem attraktiven Preis auf den Markt gekommen.

Grundsätzlich sind es tendenziell große Unternehmen, die bei der Beschaffung stärker auf die langfristigen Vorteile achten und bereit sind, initial mehr für nachhaltige Qualität zu investieren. Kleine und mittelständische Unternehmen schauen oft noch stärker auf die unmittelbaren Anschaffungskosten. Dennoch zeigt sich auch hier ein Wandel: Das Interesse an nachhaltiger Arbeitskleidung nimmt zu. Ein hervorragendes Beispiel dafür ist die Gewinnerauswahl des letzten "Klimaretter Awards", bei dem vor allem kleine und mittelständische Betriebe mit innovativen Ideen zur nachhaltigen Unternehmensführung überzeugt haben – und diese oft schnell und flexibel umsetzen.

DHB: Wie würden Sie den typischen Fristads-Kunden beschreiben, weniger vom Job her, sondern von der Persönlichkeit – ökologisch bewusster oder mehr in Richtung „Greenwashing“?
Gustafsson: Der typische Fristads-Kunde ist leistungsorientiert, professionell und anspruchsvoll. Er hat eine klare Vorstellung davon, wie er seine Arbeit bestmöglich erledigen möchte – und welche Arbeitskleidung ihn dabei optimal unterstützt. Nachhaltigkeit ist für ihn keine bloße Marketingfloskel oder ein Mittel zum "Greenwashing", sondern eine bewusste Entscheidung. Er steht hinter der Idee und Philosophie von Fristads und möchte mit seiner Wahl wirklich etwas bewegen, nicht nur einen grünen Eindruck hinterlassen.

Unsere Kunden sind Menschen, die sich ständig weiterentwickeln wollen, die Herausforderungen annehmen, aus Fehlern lernen und die extra Meile gehen, um erfolgreich zu sein. Sie feiern ihre Erfolge und wissen, dass wahre Stärke im Team entsteht. Bei Fristads teilen wir diese Werte: Wir entwickeln Arbeitskleidung, die höchste Leistung ermöglicht – nachhaltig, verantwortungsbewusst und mit Leidenschaft für das, was wir tun. Denn gute Workwear soll den Träger schützen, ohne unnötige Belastungen für die Umwelt zu verursachen.

DHB: Wie schon 2023 sind Sie auch in diesem Jahr Sponsor des Klimaretter-Awards Handwerk. Was hat Sie bewogen, beim zweijährigen Preis erneut einzusteigen?
Gustafsson: Unsere Motivation, den Klimaretter-Award Handwerk auch 2025 wieder zu unterstützen, ist dieselbe wie beim ersten Mal: Gemeinsam mit dem Deutschen Handwerksblatt möchten wir die zentrale Rolle des Handwerks bei der Umsetzung der politischen Klimaziele sichtbar machen. Ob Photovoltaikanlagen, Gebäudedämmung, Fernwärmeanschlüsse oder der Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektromobilität – es ist das Handwerk, das diese Transformation ganz konkret vorantreibt.

Was uns zusätzlich motiviert hat: Der letzte Klimaretter-Award hat gezeigt, dass Handwerksbetriebe nicht nur Umsetzer sind, sondern auch aus eigenem Antrieb heraus innovative Nachhaltigkeitsprojekte entwickeln. Damals wussten wir nicht, was uns erwartet – umso beeindruckender war die Vielzahl an kreativen, engagierten Projekten, die weit über die reine Umsetzung politischer Vorgaben hinausgingen. Diese Begeisterung und Eigeninitiative im Handwerk wollen wir auch in diesem Jahr wieder würdigen und sichtbar machen.

Hinzu kommt, dass Fristads 2025 sein 100-jähriges Jubiläum feiert. Für uns war es selbstverständlich, den Rückenwind beider Ereignisse zu nutzen – insbesondere, da die Preisverleihung im Rahmen der A+A in Düsseldorf im November stattfinden wird. Auch vom Timing her passte es perfekt. Die Entscheidung, den Award erneut zu unterstützen, fiel uns daher leicht.

DHB: Was haben Sie aus dem letzten Wettbewerb mitgenommen?
Gustafsson: Aus dem letzten Wettbewerb habe ich vor allem eines mitgenommen: die enorme Vielfalt und das beeindruckende Engagement der Handwerksbetriebe im Bereich Nachhaltigkeit. Jeder einzelne Teilnehmer hat mit großer Leidenschaft und Kreativität eigene Projekte entwickelt und umgesetzt. Besonders erstaunt hat mich, mit welcher Hartnäckigkeit und Entschlossenheit Lösungen gesucht wurden, um die Betriebe nachhaltiger aufzustellen. Damit hätte ich in dieser Form ehrlich gesagt nicht gerechnet. Umso mehr freue ich mich darauf, zu sehen, welche inspirierenden Projekte uns in diesem Jahr erwarten werden.

DHB jetzt auch digital!Einfach hier klicken und für das digitale Deutsche Handwerksblatt (DHB) registrieren!

Text: / handwerksblatt.de

Das könnte Sie auch interessieren: