Nachfolge: Die Familie ist nicht immer die erste Wahl
Der Generationswechsel im Mittelstand ist im vollen Gang: 152.000 Betriebe suchen gerade kurzfristig einen Nachfolger. Die Rolle von familieninternen Lösungen nimmt ab. Eine große Hürde ist die Preisvorstellung.
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Die gute Nachricht vorweg: Bei kurzfristig anstehenden Unternehmensnachfolgen im Mittelstand zeichnet sich eine leichte Entspannung ab. Bis Ende 2021 planen 152.000 Firmen-Inhaber ihren Rückzug und suchen deshalb einen Nachfolger, das meldet die KfW. Im Vorjahr waren es noch 227.000 Unternehmer, die bis Ende 2020 ihre Nachfolge geregelt haben wollten.
Auch der Anteil erfolgreicher Übergaben liegt höher als im Vorjahr: 58 Prozent haben die Übergabe laut der KfW-Umfrage bereits jetzt unter Dach und Fach. Das Bewusstsein bei den Altinhabern für die Notwendigkeit, die Nachfolge frühzeitig zu finalisieren, steige weiter, heißt es.
Für rund 32.000 Mittelständler werde die Zeit aber knapp. Sie wollen innerhalb der kommenden zwei Jahre an einen Nachfolger übergeben, haben bisher aber noch nichts in dieser Hinsicht unternommen.
Mehr Neugründungen durch Übernahmen
Ein Grund für die rückläufigen offenen Nachfolgewünsche, sei die Existenzgründungsdynamik. 2018 hätten sich etwa 72.000 Neugründer durch eine Übernahme selbständig gemacht. Die höchste Zahl seit sechs Jahren. Allein gegenüber dem Vorjahr 2017 sei sie um fast ein Viertel gestiegen.
Trotz dieser positiven Entwicklung bleibe der Generationenwechsel im Mittelstand eine strukturelle Herausforderung, so die Autoren der Studie. Der zentrale Engpass bei der Unternehmensnachfolge werde in erster Linie die zu gering besetzte nachrückende Gründergeneration bleiben.
Das Gründungsinteresse in Deutschland lasse generell nach: Die Anzahl der Existenzgründer sei von 1,5 Millionen im Jahr 2002 auf zuletzt 547.000 gesunken.
Altinhaber werden immer älter
"Gleichzeitig schreitet die Alterung der Altinhaber voran, sodass der bereits hohe Bedarf an Nachfolgern weiter zunehmen wird", heißt es. Aktuell seien 44 Prozent (1,5 Millionen) aller Unternehmensinhaber 55 Jahre oder älter.
Zum Vergleich: Im Jahr 2002 waren es nur 20 Prozent. Damit habe beinahe die Hälfte aller Unternehmenslenker ein Alter erreicht, in dem Erwerbstätige allmählich Gedanken über ihren Ruhestand nachgehen. Der Anteil junger Inhaber unter 40 Jahren habe sich im selben Zeitraum von vormals 28 Prozent auf aktuell 14 Prozent halbiert.
"Die Zahl der offenen Nachfolgewünsche im deutschen Mittelstand geht aktuell zwar etwas zurück", sagt Dr. Michael Schwartz, Mittelstandsexperte bei KfW Research. "Allgemeine Entwarnung kann hinsichtlich des anstehenden umfassenden Generationenwechsels aber nicht gegeben werden. Die Demografie wird die Nachfolgesuche künftig mehr denn je erschweren."
Besonders zwischen 2025 und 2035 werde dies stark spürbar werden, wenn die geburtenstarke Nachkriegsgeneration aus dem Erwerbsleben ausscheiden. "Die nachrückenden Geburtenjahrgänge sind aber kleiner besetzt, die Zahl potenzieller Nachfolger sinkt."
Familieninterne Nachfolgelösungen nicht immer die erste Wahl
Bislang gab es bei den Altinhabern immer eine Präferenz für familieninterne Nachfolgelösungen. Diese spielen im Mittelstand aber eine stetig abnehmende Rolle. Aktuell wollen nur noch 44 Prozent das Unternehmen in die Hände eines Familienangehörigen legen.
Jeder zweite hingegen wünscht sich, sein Unternehmen an einen externen Käufer – Existenzgründer, Finanzinvestor oder ein anderes Unternehmen – zu verkaufen. "Das prägende Bild der familieninternen Übergabe an den Sohn oder die Tochter gerät ins Wanken. Der Wunsch nach externen Nachfolgern steigt", so Michael Schwartz.
Nachfolgebörse: Wer seinen Betrieb oder seine Werkstatt in gute Hände übergeben möchte oder eine florierende Firma zur Übernahme sucht, der sollte auf der Plattform nexxt-change schauen. Partner sind unter anderem die Handwerkskammern, die IHKn und das Bundeswirtschaftsministerium.
Im Vergleich zur Lösung innerhalb der Familie bringe die externe Nachfolgesuche jedoch einige Herausforderungen mit sich, der Vorbereitungsaufwand und die Transaktionskosten seien deutlich höher. Verkäufer und Nachfolger müssen schließlich erst einmal zueinanderfinden und sich über die Modalitäten der Übergabe einigen.
"Wunsch und Realität klaffen beim Thema Übergabe an Externe weit auseinander, das zeigen unsere Zahlen deutlich: Nur ein Prozent der Inhaber mit Wunsch nach einem externen Käufer hat bereits einen gefunden."
Große Hürde: Der Kaufpreis
Tipps zur Wertermittlung bei HandwerksbetriebenEine der schwierigsten Hürden für das Gelingen einer Unternehmensübergabe an einen Externen sei das Finden eines für Verkäufer und Käufer gleichermaßen akzeptablen Kaufpreises. Die Preiserwartungen der Altinhaber sind zum Beispiel im Vergleich zur Vorjahresbefragung um sechs Prozent gestiegen.
Wird eine Nachfolge konkret innerhalb der kommenden fünf Jahre anvisiert (bis Ende 2024), müsste ein potenzieller Käufer im Jahr 2019 im Durchschnitt 372.000 Euro für den Kauf des Unternehmens einplanen. 2018 waren das noch 351.000 Euro.
Quelle: KfW Research
Text:
Kirsten Freund /
handwerksblatt.de
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