Ein ertragreicher Mitarbeiter
Kapital war schon immer ein stiller Mitarbeiter. Im Hintergrund fuhr es – richtig angelegt – eine schöne Rendite ein und bescherte dem Betriebsinhaber einen zusätzlichen Gewinn. Doch die Zeiten sind vorbei.
Dieser Artikel gehört zum Themen-Special Betriebsvermögen zeitgemäß anlegen
Kreditinstitute erheben oft schon ab dem ersten Euro ein Verwahrentgelt. Ein Blick auf die Ursachen der Negativzinsen – und Auswege für den Chef.
Preissteigerung von Baumaterial sorgt für Probleme bei Rechnungen
Rechnungen schreiben ist 2021 kein echtes Vergnügen für Bauhandwerker, wenn sie einen Auftrag aus dem Vorjahr gerade fertiggestellt haben. Denn sie haben die Summe mit den Materialkosten kalkuliert, wie sie der Markt zum Zeitpunkt der Auftragsvergabe verlangte. Doch seitdem sind die Preise explodiert: Dachlatten kosten das Dreifache, Styropor das Doppelte, falls es überhaupt noch Material gibt. Das Dilemma: Diese Preissteigerungen können Handwerker nur bedingt an die Kunden weitergeben, weil Preisgleitklauseln nicht üblich sind.
Genau dieses Dilemma begleitet die Banken und Sparkassen schon seit Jahren. Die Kreditinstitute hatten es sich angewöhnt, nicht benötigte Gelder bei der Europäischen Zentralbank, kurz EZB, zu parken. Dafür gab es bis zu 3,75 Prozent Zinsen, die die Bilanzen noch einmal ordentlich aufpolierten. Doch 2014 beendete die europäische Politik dieses lukrative Geschäftsmodell. Um die Wirtschaft anzukurbeln, hatte die EZB kontinuierlich die Zinsen gesenkt. Die Idee dahinter: Wenn Geld billig ist, lohnt es sich, Projekte und Vorhaben über Kredite zu finanzieren, die sonst keiner realisiert hätte – und die Wirtschaft würde weiterwachsen. Im Schlüsseljahr 2014 waren aber die Zinssenkungspotenziale ausgereizt – und die EZB verlangte erstmals einen Negativzins. Statt eine Rendite zu erzielen, mussten Banken und Sparkassen auf einmal für das geparkte Geld zahlen. Die EZB legte den Zinssatz am 11. Juli 2014 auf -0,1 Prozent per annum fest, der berühmte Negativzins war geboren.
"Teure Parkgebühren"
Foto: © designUnitPro 1.000 Euro war auf einmal über das Jahr gerechnet ein Euro fällig – und bei den geparkten Geldern in Millionenhöhe kam selbst bei kurzfristigsten Anlagezeiträumen eine nicht unerhebliche Summe zusammen. Seitdem haben sich die "Parkgebühren" für Banken erhöht. Im September 2019 setzte die EZB diesen Zinssatz auf das aktuelle Niveau von -0,5% fest. Damit wurde für viele Banken und Sparkassen eine Schmerzgrenze überschritten – und als erstes Geldinstitut reichte eine genossenschaftliche Bank diese Kosten schon im Oktober 2019 weiter. Neukunden mussten bei der Anlage eines Tagesgeldkontos ab dem ersten Euro ein Verwahrentgelt, wie der Negativzins im Bankendeutsch heißt, von -0,5 Prozent zahlen. Diesem Modell sind bis dato fast 500 Kreditinstitute gefolgt.
Zu diesen Negativzinsen gesellt sich noch ein zweiter Faktor – die Inflation. Die Preissteigerungsrate sorgt dafür, dass das Geld an Wert verliert, weil man für die gleiche Summe weniger erhält. Ein Phänomen, das jeder von uns im Supermarkt beobachten kann, wenn der Einkaufswagen bei gleichem Preis auf einmal weniger Inhalt hat. Daher ist auch die Idee, das Geld zu Hause im Tresor zu lagern, um dem Verwahrentgelt zu entgehen, nicht wirklich gut – mal abgesehen davon, dass ein sicherer Geldschrank eine teure Anschaffung ist.
Ein Depot als Alternative
Für Betriebsinhaber heißt das, dass sie Anlagealternativen finden müssen, um auf die schleichende Geldvernichtung zu reagieren. Das gilt vor allem, wenn der Chef Kapital mit einem mittel- oder langfristigen Ziel anlegen muss und sich zwangsläufig größere Summen ansammeln. Hier bieten sich Wertpapierdepots an. Klar ist, dass es auch dabei nicht ohne Kosten geht. Aber im Gegensatz zu auf Konten geparkten Geldern bieten sie Ertragschancen.
Im Notfall lassen sich Depots zu tagesaktuellen Kursen jederzeit in Liquidität verwandeln. Dann läuft der Besitzer zwar Gefahr, die Papiere wegen eines ungünstigen Börsenzeitpunkts mit Wertverlust verkaufen zu müssen, aber er wahrt seine Liquidität. Hier muss jeder Unternehmer wissen, mit welchem Risiko er investieren will und welche Ziele er verfolgt. Je nach Anteil von Aktien, festverzinslichen Werten oder Edelmetallen lässt sich das Risiko dem Anlageprofil, aber auch dem Anlagehorizont anpassen. Und eines macht die Anlage in ein Wertpapierdepot ganz gewiss: Sie entzieht das Kapital dem Zugriff der Negativzinsen und kann – insbesondere mit einem Anteil an Aktien und Edelmetallen – auch der Inflation in Teilen Paroli bieten.
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Text:
Stefan Buhren /
handwerksblatt.de
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