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Eine Cyberversicherung ist kein Freifahrtschein für Sorglosigkeit: Betriebe müssen meist bestimmte Voraussetzungen erfüllen.

Eine Cyberversicherung ist kein Freifahrtschein für Sorglosigkeit: Betriebe müssen meist bestimmte Voraussetzungen erfüllen. (Foto: © kinakomochi/123RF.com)

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Cyberversicherungen für Handwerker

Die Folgen eines digitalen Angriffs können für Betriebe existenzbedrohend sein. Schutz versprechen spezielle Cyberversicherungen. Doch welche Risiken decken sie ab – und worauf sollten Betriebe beim Abschluss achten?

Die fortschreitende Digitalisierung bringt für Betriebe viele Vorteile, birgt aber auch neue Gefahren: Laut einer Bitkom-Studie vom August 2024 waren 81 Prozent aller deutschen Unternehmen innerhalb eines Jahres Opfer von Datendiebstahl, Spionage oder Sabotage. Die dadurch entstandenen Schäden erreichten mit 267 Milliarden Euro einen neuen Höchstwert. Dabei geraten auch Handwerker zunehmend ins Visier von Kriminellen: Vor allem kleine und mittlere Betriebe sind attraktive Ziele, da sie meist über weniger ausgefeilte Schutzmechanismen verfügen. Die Folgen können gravierend sein – von längeren Betriebsausfällen über finanzielle Erpressung bis hin zum vollständigen Datenverlust.

Digitale Notfallhilfe


Schnelle Hilfe bei digitalen Angriffen versprechen Cyberversicherungen: Sie übernehmen – je nach Vertrag – Kosten, die durch Datenverluste, Hackerangriffe, Ransomware-Erpressungen oder Betriebsunterbrechungen entstehen. Zudem decken sie häufig die Wiederherstellung von Daten und der IT-Infrastruktur sowie Reputations- und Folgeschäden ab. Damit fungieren sie als digitaler Schutzschirm für betroffene Betriebe.

Allerdings ist eine Cyberversicherung kein Freifahrtschein für Sorglosigkeit: Betriebe müssen meist bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Dazu gehört eine gründliche Bestandsaufnahme der eingesetzten IT-Systeme sowie ein funktionierendes Sicherheitskonzept mit Virenschutzprogrammen, Firewalls und Schutzsoftware. Zudem sollten regelmäßig Software-Updates, Back-ups und Schulungen der Mitarbeiter durchgeführt werden. Wer hier proaktiv handelt und seine Maßnahmen dokumentiert, erhält in der Regel einen schnelleren und besseren Versicherungsschutz. Unternehmen, die grob fahrlässig handeln oder keinerlei Basisschutz implementiert haben, riskieren hingegen den Verlust des Versicherungsschutzes im Schadensfall.

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Kosten und Nutzen abwägen


Doch für welche Betriebe lohnt sich eine Cyberversicherung? Grundsätzlich kann sich eine Cyberversicherung für alle Handwerker lohnen, die sensible Daten verarbeiten oder geschäftliche Prozesse online abwickeln. Gerade für kleine Betriebe, die nicht über unbegrenzte Ressourcen zur Schadensabwehr verfügen, kann die Versicherung ein wichtiger Schutzschirm für existenzbedrohende digitale Angriffe sein. Die Prämienhöhe hängt vom individuellen Risiko, der Betriebsgröße und dem gewünschten Leistungsumfang ab. Kleinere Betriebe zahlen meist einen niedrigen bis mittleren dreistelligen Betrag pro Jahr, bei größeren Unternehmen kann es entsprechend mehr werden. Wichtig ist, dass die Prämien immer in einem angemessenen Verhältnis zu potenziellen Risiken stehen.

Genauer Blick beim Abschluss


Beim Abschluss einer Cyberversicherung sollten Betriebe genau prüfen, welche Leistungen enthalten sind – und welche nicht. Die Deckungssumme muss ausreichen, um auch schwerwiegende Szenarien wie mehrwöchige Ausfälle abzusichern. Ebenso entscheidend ist ein Blick auf die Ausschlüsse im Vertrag: Sind bestimmte Angriffsarten oder -szenarien ausgeschlossen, kann das im Ernstfall problematisch sein. Auch die vertraglichen Pflichten – etwa zur Dokumentation und Prävention – sollten genau gelesen werden. Nur so lässt sich vermeiden, dass im Schadensfall der Versicherungsschutz entfällt. Ein weiteres Qualitätsmerkmal für Cyberversicherungen ist ein umfassender Notfallservice: Idealerweise stellt der Anbieter rund um die Uhr eine Hotline bereit und vermittelt IT-Experten, juristische Beratung und Experten zur Krisenkommunikation. Diese Soforthilfe ist manchmal entscheidend, um den Schaden schnell einzudämmen.

Fazit: Eine Cyberversicherung kann ein wichtiger Baustein der betrieblichen Sicherheitsstrategie sein – besonders im digitalen Zeitalter. Entscheidend ist, verschiedene Angebote sorgfältig zu vergleichen, individuelle Risiken einzuplanen und die Vertragsbedingungen genau zu prüfen. Neben der Deckungssumme und den versicherten Leistungen spielen auch die Selbstbeteiligung und Anforderungen an die IT-Sicherheit eine zentrale Rolle. Nur so lässt sich ein maßgeschneiderter Vertrag finden, der im Ernstfall zuverlässigen Schutz bietet.

Laut einer Bitkom-Studie vom August 2024 waren 81 Prozent aller deutschen Unternehmen ­innerhalb eines Jahres Opfer von Datendiebstahl, Spionage oder Sabotage.

Checkliste: Cyber-Risiko-Analyse
 

1. Betriebsrisiken
- Welche IT-Systeme sind im Einsatz 
(z. B. ­Hardware, Software, Netzwerksysteme, ­Buchhaltung, E-Mail, Cloud-Dienste)?
- Welche sensiblen Daten werden verarbeitet oder gespeichert?
- Welche betrieblichen Auswirkungen hätte ein ­Cyberangriff?

2. Potenzielle Bedrohungen
- Besteht ein Risiko durch Phishing oder Social ­Engineering?
- Wie hoch ist die Gefahr eines Ransomware-­Angriffs?
- Können Daten durch unsichere Netzwerke oder verlorene Geräte in falsche Hände geraten?
- Wo gibt es potenzielle Schwachstellen 
(z. B. ­vernetzte Maschinen, digitale Steuerungs­systeme, Hackerangriffe, Viren, Datenverlust)?
- Welche Geschäftsbereiche und Kundendaten sind besonders schützenswert?

3. Existierende IT-Sicherheitsmaßnahmen
- Sind Firewalls, Virenscanner, regelmäßige ­Software-Updates und Backups vorhanden und aktuell?
- Entsprechen die IT-Systeme anerkannten ­Sicherheitsstandards (z. B. BSI, ISO/IEC 27001)?

4. Erforderliche IT-Sicherheitsmaßnahmen
- Welche technischen Mindestanforderungen erwartet der Versicherer (z. B. Firewalls, ­Antivirenschutz, Backups)?
- Müssen Mitarbeiter regelmäßig in ­IT-Sicherheit geschult werden?
- Sind bestimmte Nachweise oder ­Dokumentationen regelmäßig zu erbringen?

5. Fachkundige Beratung
- Wurde die Cyberversicherung mit Unter­stützung eines fachkundigen Beraters ausgewählt?
- Wurden Angebote verschiedener Anbieter ­systematisch verglichen?
- Sind die Vertragsbedingungen auf den eigenen Handwerksbetrieb abgestimmt?

Checkliste: Die richtige Cyberversicherung 


1. Versicherungsumfang
- Deckt die Police Eigenschäden und Drittschäden ab, auch durch externe IT-Dienstleister?
- Übernimmt der Versicherer Kosten für IT-Forensik, ­Datenrettung und ­Systemwiederherstellung?
- Gilt der Schutz auch für mobile Geräte und Cloud-Dienste?
- Wird eine Entschädigung bei Betriebsunterbrechung durch Cybervorfälle ­gezahlt?
- Sind Krisenkommunikation, juristische Beratung und PR-Maßnahmen ­enthalten?
- Gibt es Ausschlüsse oder besondere ­Bedingungen (z. B. bei grober Fahr­lässigkeit oder veralteten Systemen)?

2. Ablauf im Schadenfall
- Wie schnell muss ein Vorfall gemeldet werden?
- Gibt es eine Notfall-Hotline mit 24/7-Erreichbarkeit?
- Besteht ein Netzwerk von IT-Forensikern, Juristen und PR-Experten zur ­Soforthilfe?

3. Kosten und Leistungen
- Wie hoch sind die Versicherungsprämien im Verhältnis zum Betriebsrisiko?
- Welche Selbstbeteiligung gilt im ­Schadensfall?
- Gibt es Zusatzleistungen oder ­Vergünstigungen bei nachgewiesener ­IT-Sicherheit?
- Ist die maximale Erstattungshöhe ausreichend für ein Worst-Case-Szenario?

4. Überprüfung und Anpassung
- Werden eigene IT-Sicherheitsmaß­nahmen mindestens einmal jährlich überprüft und aktualisiert?
- Lässt sich die Cyberversicherung ­regelmäßig an neue Risiken und ­Bedrohungslagen anpassen?

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Text: / handwerksblatt.de

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