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HWK des Saarlandes | Oktober 2024
htw saar lädt ein zum Technologietag
Die Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes lädt alle Interessierten am 24. Oktober herzlich zum Technologietag "Additive Fertigung" ein.
In Potsdam haben hunderte Handwerker und Bürger den verfallenen Winzerberg unter der Leitung von Baudenkmalpfleger Roland Schulze (Foto) wieder aufgebaut: Ehrenamtlich! (Foto: © Andreas Klaer)
Vorlesen:
Ehrenamt ist Ehrensache - Themen-Specials
Dezember 2018
Sie engagieren sich im Sportverein, in der Feuerwehr oder in der Jugendarbeit: Mindestens jeder Dritte in Deutschland ist in seiner Freizeit ehrenamtlich aktiv. Viele davon sind Handwerker.
Bundesweit ist von 25 bis 30 Millionen Ehrenamtlichen die Rede. Viele von ihnen sind Inhaber oder Mitarbeiter in Handwerksbetrieben. "Ehrenamt ist für sie Ehrensache", sagt Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) in Berlin. "Sport- und Brauchtumsvereine, Kirchengemeinden und THW: Für Handwerker entsteht Ehrenamt vor Ort aus einem Gefühl von Verantwortung und dem Bedürfnis, mitzugestalten. Von Sachleistungen bis zur Vermittlung von Know-how – Handwerk ist mit Ehrenamt untrennbar verbunden."
Auch die handwerkliche Selbstverwaltung – ob Innung, Kreishandwerkerschaft, Handwerkskammer – ist ohne das Ehrenamt undenkbar. Allein im Bereich der Handwerkskammer Ostmecklenburg-Vorpommern mit ihren rund 12.500 Mitgliedsbetrieben engagieren sich an die 1.300 Handwerkerinnen und Handwerker in der Selbstverwaltung und in den Prüfungsausschüssen.
"Für eine qualitativ hochwertige und zukunftsorientierte Aus-, Fort- und Weiterbildung und damit für die Sicherung des fachlichen Nachwuchses ist das Ehrenamt unverzichtbar", betont Axel Hochschild, Präsident der Handwerkskammer. Die Handwerkskammer rechnet das allen Ehrenamtsträgern hoch an und ehrt sie jedes Jahr mit einem "Tag des Ehrenamtes".
Dr. Jörg Thomä ist wissenschaftliche Mitarbeiter am Volkswirtschaftlichen Institut für Mittelstand und Handwerk an der Uni Göttingen (ifh) und Autor zweier Studien zum Thema Handwerk und Ehrenamt. Er sagt, dass Handwerksunternehmen ein stabilisierender Faktor in den verschiedenen Regionen Deutschlands sind. Auch deshalb, weil die Bereitschaft, sich im persönlichen Arbeits- und Lebensumfeld ehrenamtlich zu engagieren, unter den Chefs und Mitarbeitern weit verbreitet ist.
"Wer ein Ehrenamt im Handwerk übernimmt, der hat bald gleich mehrere inne. Das ist wie ein Schneeballeffekt", ist Jörg Thomä überzeugt. Das handwerkliche Ehrenamt habe darüber hinaus eine gewisse "Saatbeetfunktion", weil es die Engagementsbereitschaft in anderen Bereichen der Zivilgesellschaft erhöht. Sprich: Wer sich einmal in der Innung oder in der Handwerkskammer engagiert, der übernimmt früher oder später auch eher einen Posten in der Kita, Schule, Kirche, Politik oder einem Sport- und Brauchtumsverein.
Zur Studie "Ehrenamtliches Engagement der Arbeitgeber im NRW Handwerk""Aus volkswirtschaftlicher Sicht zeigt sich hier, wie wichtig das handwerkliche Ehrenamt ist. Das sind Träger der lokalen Zivilgesellschaft vor Ort", betont Thomä gegenüber dem Handwerksblatt.
Nicht zu unterschätzen sei in dem Zusammenhang auch der wirtschaftliche Nutzen des Ehrenamtes im Handwerk. "Ohne dieses Engagement müsste der Staat eine Reihe von Aufgaben in der Selbstverwaltung und vor allem im Bereich des Prüfungswesens selbst übernehmen."
Ähnlich äußert sich Robert Wüst, Präsident der Handwerkskammer Potsdam: "Unser Berufsstand lebt vom ehrenamtlichen Engagement vieler Handwerkerinnen und Handwerker. Ohne die Ehrenämter in Gremien, Ausschüssen oder im Prüfungswesen wäre eine erfolgreiche Arbeit in Innungen und Kammern nicht möglich. Aber auch außerhalb der Handwerksorganisationen sind Handwerker ehrenamtlich aktiv. Gerade in den ländlichen Regionen Brandenburgs wäre das gesellschaftliche Leben ohne das Handwerk sehr viel ärmer. Ich bin immer wieder sehr dankbar für das Verantwortungsgefühl und das Engagement meiner Berufskollegen – all das ist unbezahlbar."
Gefragt nach ihren persönlichen Motiven für das Ehrenamt, sagten die meisten Handwerker, dass sie "die Gesellschaft zumindest im Kleinen etwas mitgestalten" möchten, dass sie Spaß an ihrem Engagement haben und es schätzen, durch das Ehrenamt mit anderen Menschen zusammen zu kommen. "Ein Ehrenamt muss aber nicht selbstlos sein", betont Jörg Thomä. Es sei immer ein ganzes Bündel von Motiven, das die Handwerker antreibt, sich zu engagieren.
"Dass man an seinem Ehrenamt Spaß hat, schließt nicht aus, dass man damit auch die handwerklichen Interessen nach außen aktiv vertreten kann. Oder man kann das Ehrenamt auch nutzen, um beruflich voranzukommen oder um Qualifikationen zu erwerben und sich gleichzeitig zum Wohl der Gesellschaft einbringen wollen."
Rein aus finanziellen Interessen engagiert sich aber niemand ehrenamtlich. Das Motiv, sich durch das Ehrenamt etwas Geld dazuzuverdienen, spielte unter den 2017 befragten Arbeitgebervertretern so gut wie keine Rolle. Im Übrigen sei auch das duale Ausbildungssystem nur durch die vielen Ehrenamtlichen in den Prüfungsausschüssen möglich, betont der Wissenschaftler. "Vielen ist das gar nicht bekannt, dass das nur durch das Ehrenamt so gut funktioniert."
Die Mitarbeiter des ifh Göttingen haben bei den Ehrenamtlern auch nachgefragt, wo sie bei der Handwerksorganisation noch Verbesserungspotenzial sehen. "Dabei wurde immer wieder deutlich, wie wichtig eine kontinuierliche Pflege der handwerksinternen Anerkennungskultur ist", sagt Thomä. Ehrenamtsfeiern oder Auszeichnungen mit Zeugnissen seien der richtige Weg. Die Betroffenen würden sich aber auch über kleine Gesten abseits der großen Feiern freuen. Zum Beispiel über Fortbildungsangebote, die auf die Bedürfnisse der Ehrenamtlichen zugeschnitten sind, oder einfach mal ein "Dankeschön" von den hauptamtlichen Mitarbeitern. "Das Bedürfnis nach Anerkennung ist groß. Vor allem die Ehrenamtlichen aus dem Prüfungswesen sehen hier teilweise noch Nachholbedarf", berichtet Thomä.
Für die Zukunft wird noch ein anderes Thema eine wichtige Rolle spielen. Genau wie bei der Freiwilligen Feuerwehr oder in den Sportvereinen zeichnet sich im handwerklichen Ehrenamt Nachwuchsmangel ab. Jüngere wollen ihre Freizeit oft anders gestalten oder sich nicht langfristig an ein Amt beziehungsweise einen Verein binden. Im Moment sind die Ausschüsse vor allem von der Babyboomer-Generation besetzt. Viele sind zwischen 50 und 60 Jahre alt. Es ist also absehbar, wann der Knick kommt.
Was also tun? Das Handwerk könnte sich zum Beispiel die in der Umfrage genannten Motive für die Nachwuchswerbung zu Nutze machen: "Bist Du kommunikativ, triffst Du gerne auf Menschen, möchtest Du etwas mitgestalten, dann bist Du für das Prüfungswesen perfekt geeignet!" Oder aber: "Möchtest Du dich beruflich weiterentwickeln und weitere Qualifikationen erwerben, dann bist Du in der Kammerselbstverwaltung an der richtigen Stelle!"
Außerdem könnten die Innungen und Kammern diejenigen Gruppen gezielt ansprechen, die sich noch nicht engagieren, schlägt Thomä vor. Das seien zum Beispiel die Jüngeren, die im handwerklichen Ehrenamt unterrepräsentierten Frauen, die Inhaber kleinerer Betriebe mit unter fünf Beschäftigten und Handwerker mit Migrationshintergrund.
Auch hier gibt es schon viele gute Beispiele. Die Cottbuser Dachdeckerinnung etwa bindet bei allen Aktivitäten die Familien der Mitglieder mit ein. Bei Abendveranstaltungen gibt es Babysitter und ein Kinderprogramm, damit wirklich jeder dabei sein kann. So eine Kinderbetreuung sei auch für Vollversammlungen bei den Handwerkskammern denkbar.
Man müsste außerdem bei den jüngeren Meistern und Gesellen deutlicher machen, betont Jörg Thomä, dass die Tätigkeit nicht nur Pflichten bedeutet, sondern Spaß macht und man viel zurück bekommt, wenn man sich einbringt. "Das Ehrenamt ist ein starker Treiber, der die handwerkliche Identität am Leben hält. Das Handwerk wird bunter, dieser Tatsache muss man sich stellen und die neuen Zielgruppen mitdenken."
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