Handwerksjunioren: "Es geht um Erfüllung"
Marco Jaeger, 44, ist Bundesvorsitzender der Handwerksjunioren. Die Nachwuchsorganisation im Handwerk ist für viele ein erster Einstieg in ein handwerkliches Ehrenamt. Ein Interview.
Dieser Artikel gehört zum Themen-Special Ehrenamt ist Ehrensache
Marco Jaeger, 44, ist Bundesvorsitzender der Handwerksjunioren. Die Nachwuchsorganisation im Handwerk ist für viele ein erster Einstieg in ein handwerkliches Ehrenamt. Ein Gespräch mit Marco Jaeger, Bundesvorsitzender der Handwerksjunioren, Architekt, Tischler und Betriebsinhaber von "kükomo – gesunde Möbel" im thüringischen Schmalkalden, darüber, was ihn antreibt und warum die Handwerksjunioren für das Handwerk wichtig sind.
DHB: Herr Jaeger, wie lange ist man eigentlich Junior?
Jaeger: Solange es einen Senior gibt…aber Spaß beiseite, bei den Junioren ist auf regionaler Ebene 40 Jahre die Altersgrenze, aber im Bundesverband ist keine Grenze festgeschrieben.
DHB: Weil es an Nachwuchskräften fehlt?
Jaeger: Nein, sondern weil man mit einer längeren Präsenz ganz einfach anders wahrgenommen wird. Im Herbst stehen wieder Wahlen an und wir werden sehen, ob das die Delegierten genauso oder anders sehen. Wir sind in viele Gremien hineingerutscht, die wir vorher nicht auf dem Schirm hatten. Da ist eine personelle Kontinuität einfach sinnvoll.
DHB: Sie haben sich eine verstärkte Wahrnehmung auf die Fahnen geschrieben. Hat sich Ihr Engagement ausgezahlt, sehen Sie Erfolge?
Jaeger: Ja, weil sich Anfragen von unterschiedlichsten Stellen erhöht haben. Bundesseitig ist die Wahrnehmung da, aber das muss sich jetzt auch auf regionaler Ebene etwa in der Gründung neuer Ortsgruppen niederschlagen. Dazu sind wir auf die Unterstützung der Handwerkskammer angewiesen, mit deren Hilfe wir uns in der Fläche besser aufstellen können. Die jungen Menschen laufen zuerst bei der Kammer auf, als Lehrling, Geselle und Meister und das sind Schnittstellen, die wir nicht haben.
DHB: Die Handwerkskammer als Schnittstelle.
Jaeger: Ganz genau. Nur so erreichen wir die jungen Menschen bei Lossprechungen, bei Meisterfeiern und können dort auf uns aufmerksam machen. Handwerksjunioren leben von lokalen Netzwerken vor Ort, in denen man sich unterstützt und gegenseitig voranbringt.
DHB: Warum sollten die Handwerkskammern Sie darin unterstützen?
Jaeger: Weil es zunächst eine Win-win-Situation für beide Seiten ist. Wir nehmen an Veranstaltungen der Kammer teil, wir besetzen mit ihnen Berufsmessen und bringen uns bei Meisterfeiern ein. Ganz wichtig ist unsere Funktion als Türöffner für Ehrenämter in der Handwerksorganisation, wenn die Altersgrenze bei uns als Junior abgelaufen ist. Der fachliche und persönliche Austausch bringt einen als Mensch, aber auch als Betriebsinhaberin oder Betriebsinhaber weiter – und das will man nicht mehr missen und setzt sein Engagement in der Kammer, der Innung oder der Kreishandwerkerschaft weiter fort, falls man sich nicht dort auch schon als Handwerksjunior engagiert.
DHB: Gerade Sie als Bundesvorsitzender der Handwerksjunioren müssen aber viel Zeit investieren.
Jaeger: Das hängt stets vom jeweiligen Ehrenamt ab. Wer eine Spitzenposition ausübt, muss automatisch mehr Zeit mitbringen als zum Beispiel ein Beisitzer oder ein Mitglied in der Vollversammlung. Bei mir läuft es im Schnitt auf acht Stunden, also einen Tag, pro Woche hinaus.
DHB: Nach der Arbeit zum Ehrenamt, wo bleibt die Freizeit?
Jaeger: Wer Freizeit und Arbeit trennt, hat den falschen Job. Wenn wir von der Work-Life-Balance sprechen, sehe ich eigentlich keine Trennung oder einen Gegensatz. Ich mache das, woran ich Spaß habe – das gilt für meine Arbeit genauso wie für mein Engagement. In beidem finde ich eine Bestätigung, eine Erfüllung. Bei mir sind es die Handwerksjunioren, aber genauso gilt das für ein Engagement in Vereinen, Parteien, Feuerwehren, Tierschutz oder Umweltschutz.
DHB: Bestätigung und Erfüllung als Lohn für die Mühen?
Jaeger: Es ist viel mehr. Was man in das Ehrenamt investiert, bekommt man zurück. Sie bauen sich ein wichtiges Netzwerk auf, tauschen Erfahrungen aus, unterstützen andere und können aktiv auf den unterschiedlichsten Ebenen politische, soziale, wirtschaftliche und handwerkliche Handlungsräume aktiv mitgestalten. Bei den Handwerksjunioren findet man innerhalb der Handwerksorganisation einen lockeren Einstieg, weil es zunächst nur um den Zusammenhalt, den Austausch geht, ohne einen Zwang zur Anwesenheit und zu Beitragszahlungen. Aber dank unseren Fördermitgliedern können wir auch Weiterbildungen etwa zur Mitarbeiterführung, Gesundheitsprävention und anderen Themen anbieten, wovon man auch fachlich im Berufsalltag profitiert.
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Text:
Stefan Buhren /
handwerksblatt.de
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